Ich merke sofort, dass die Fitten keine Entlastungswoche haben, als wir im Core-Sportclub ankommen. 
Die jonglieren mit Kettlebells, machen zügige Squats und andere Aufsteher und zu allem Überfluß springen sie mit beiden Füßen gleichzeitig auf einen Kasten, den ich extrem hoch finde. Ich weiß sofort, dass ich 1. niemals überhaupt da hoch springen könnte und mir 2. schon beim vorsichtigen Versuch selbiges zu tun, alle Zähne ausschlagen würde. Ich bin sehr froh, dass wir ja unsere Entlastungswoche haben und Ingo versprochen hat, Kenneth darüber zu informieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 
Bei den Fitten macht einer von Momo’s grauen Herren mit. Er ist schrecklich durchtrainiert, super fit und scheint zumindest nur aus Muskeln zu bestehen. Wäre er jetzt auch noch supercool, könnte er Kenneth fast Konkurrenz machen. Da er aber hoch konzentriert, wie es graue Herren nun mal sind, seine Übungen absolviert, kann ich nicht feststellen wie supercool er tatsächlich ist. Wahrscheinlich hat er Kasjopaja in der Umkleide versteckt und springt hier nur so flott auf den Kästen rum, weil seine Zeitzigarre bald alle ist. 
Als die Fitten fix und vor allem fertig sind, geht es mit uns weiter. Obwohl ich wieder mal versuche eins mit der Wartebank zu werden gelingt mir das auch heute nicht. Kenneth entdeckt mich sofort und schon geht es los. Unser Fußballer ist wieder gesund und bekommt Gesellschaft von zwei weiteren Fußballern. Die bekommen heute ein extra Training ganz im Namen des Balles. Das Runde muß ins Eckige und so weiter… und das Ganze eben ohne Ball. 
Ich habe ja Entlastungswoche. Sagt Ingo. 
Und Kenneth gibt meinem Hirn was zu tun, indem er einfach nichts von meinen Übungen auf die Tafel schreibt, sondern mir lediglich sagt, damit ich mir alles merken muß. Mein Hirn ist also nicht entlastet heute. Was soll’s? 
Ich merke mir alles und wir legen mit dem Warm-up los. Wir machen 5 Liegestütz, 10 Sit-ups und dann eine 3er Stretch Kombi. Die 5 Liegestütz gehen mir ja ganz leicht von den Oberarmen. Irre. Ich muß immer wieder dran denken, dass das zu Beginn des Trainingsprogramms kaum möglich war… und das in einer Entlastungswoche jetzt. Verrückt. 10 Sit-ups hätte ich auch nie hinbekommen, am Stück. Und da wir das Warm-up ja in vier gleichen Runden machen, absolviere ich herrlicherweise gleich 20 Liegestütz und 40 Sit-ups. Als Aufwärmprogramm! 
Kenneth hat heute früh einen Clown gefrühstückt, denn er kommt danach an und fragt mich mit ernster Miene, ob ich warm bin. Ha ha. Wieso muß er das nach diesem Programm fragen? Die Welt ist wirr, so kurz vor ihrem Untergang. Kenneth sieht mich auf jeden Fall an, als meinte er seine Frage ernst. Und ich gebe sofort Antwort, alles ist warm. Kein Thema. 
Wir machen ein Po-lastiges Programm. Das paßt mir gut. Po habe ich immerhin genug, immer dabei, quasi immer „am Mann“ und „lastig“ ist der auch. Vielleicht kann ich morgen nicht mehr sitzen, darauf kann Kenneth aber heute keine Rücksicht nehmen. Ist klar. Wir machen immer 6 Wiederholungen der Übung. „Bis der Hintern brennt“ wäre auch ein guter Richtwert für diese Übung, zumindest bei mir. Das ist doch ein riesen Muskel… warum ist der bloß so schnell müde? 
Als das Programm rum ist und ich es kaum glauben kann, dass wir wirklich schon durch sind und mein T-Shirt nicht komplett durchnäßt ist, weil es tatsächlich gar nicht so anstrengend war, überlege ich mir noch meine Weihnachtswünsche. 
Immerhin ist der Kurs an Heilig Abend vorbei. Wir haben also noch vier Trainingstage in Darmstadt und noch vier Hausaufgaben. Dann sind wir durch. 
Total schade eigentlich. Vier mal die Woche dieses Training ist zwar echt viel und ich bin auch froh, wenn ich mal wieder „in Ruhe“ laufen gehen kann oder einfach nur auf die Rolle eintrete, aber ich werde es auch vermissen: 
Die Fitten, die nicht auf jemanden wie mich herabsehen sondern mich jede Woche erneut motivieren und das ganz ehrlich. 
Die verrückten Tiere, die sich mit den Step-ups bis Weihnachten verausgaben und für dieses -mehr oder weniger- angenehme Nebengeräusch sorgen. 
Die Zeitungsgruppe, die so bunt gemischt und trotzdem so wunderbar fit ist, dass ich echt Respekt vor dem Job habe. 
Der Fußball-Mark, der Klimmzüge locker aus der Hüfte macht, wenn ich, wie ein nasser Sack, daneben hänge und das schon anstrengend genug ist. 
Ingo, der gerne der nette Cop ist, sich aber oft genug als böser Cop verhält und ein herrlicher Motivator ist, weil er sich immer sicher ist, dass ich kann was er sagt. 
Kenneth, dessen Strahlen, weil ich fünf Liegestütz am Stück schaffe, so unbeschreiblich ist, obwohl er wahrscheinlich 100 am Stück kann und für 5 noch nicht mal aufstehen würde. 
Ich bin ganz sicher, dass ich mich noch sehr lange an dieses Athletiktraining zurück erinnern werde, es war einfach eine herrliche Abwechslung. 
Und weil dann auch gleich Weihnachten ist, weiß ich schon genau, was ich mir für die vorerst letzten Trainingstage wünsche. 

Claudi’s Wunschliste:

  1. Liegestütz mit Gewichten und immer einen Arm samt Gewicht hochziehen
  2. Dinosaurier Balance-Übung
  3. Rückenlage, Bein auf Bank, Hintern hoch
  4. Lange Stange samt Gewichtsscheibe an den ausgestreckten Armen nach rechts und links neben den Körper führen (Stange hat den Sandsack als Gegenspieler)
  5. Gewichte über Kreuz über den Kopf und hinter den Kopf
  6. Aufstehen mit dem Sandsack
  7. Squats mit Kettlebell vor der Brust
  8. und natürlich step-ups

Vielleicht habe ich Glück und der Weihnachtsmann, Ingo und/ oder Kenneth liest die Liste und richtet das Training noch mal danach aus? Glaube ich überhaupt an den Weihnachtsmann? Nicht so wirklich. Deshalb habe ich Kenneth heute nach dem Umziehen noch schnell zumindest ein paar meiner Lieblingsübungen genannt. Falls hier keiner mitliest. 
Zu Hause angekommen bestellt der Zeugwart erst mal eine Tatortrolle. Das soll wohl heißen, dass wir bestimmte Sachen auch nach Weihnachten noch machen? Ich befürchte es fast.