Nachdem ich heute darüber aufgeklärt wurde, dass eine der stärksten Frauen die mir bisher so untergekommen ist, Gott lob, ein für mich unerreichbares Geburtsjahr hat, habe ich beschlossen, dass wir in unterschiedlichen Ligen tätig sind und mich deshalb auf eine neue Strategie eingestimmt.
Heute mache ich sie fertig. Alle.
Soviel ist sicher.
Wir sind heute vier Männer und ich und die Tafel ist nicht gewischt. Das verheißt nichts Gutes. Die Tafel, nicht die Männer. Auch als uns Ingo das heutige Programm erklärt und als Täuschung zum Schwamm greift, weiß ich, dass es genau das bedeutet. Nichts Gutes. Statt wegzuwischen und ein leichtes Programm anzuschreiben, wischt er nur wenig weg und schreibt größere Zahlen hin. Das bedeutet mehr Wiederholungen. Das ist anstrengend.
Zum Warm-up gibt es die Sandsackaufsteher, Kniebeugen und Sit-ups. Der Fußball-Marc und ich sind heute gut drauf und so absolvieren wir zwei das Warm-up fast synchron. Der Zeugwart, dessen Bänder noch gegen dieses Warm-up Programm sind, macht ganz geordnet ein anderes Warm-up. Und während ich so meine Kniebeugen hinhechel, macht der Zeugwart Liegestütz. Am Stück. Ich bin schockiert und muß nochmal neu zählen.
Das eigentliche Sportprogramm beginnt ja erst. Wir müssen Step-ups machen und zwar mit und ohne Sandsack. Dann stemmen wir den Sandsack knieend von rechs nach links über unsere Köpfe. Dabei wabbelt der hin und her und macht irgendwie nicht so gut mit. Ingo weiß das, wahrscheinlich hat er vorher mit dem Sandsack was vereinbart? Mein Sandsack trägt eine 25 drauf und ich habe schwer was zu wuchten. Dass der aber auch so unhandlich ist.
Egal, ich liege vorn. Und ich denke an die Treppe in Köln, der ich im September zeigen möchte, wo der Hammer hängt.Wir machen insgesamt 5 Wiederholungen und haben alle ganz schön zu beissen. Aber ich freu mich sehr darüber. Unglaublich eigentlich, aber ich bin klatsch naß geschwitzt und vollkommen fertig.
Die 5.Wiederholung kostet mich massiv Überwindung und ich bin wirklich drauf und dran Ingo den Sandsack vor die Füße zu knallen. Aber er hat Glück. Der Sandsack bleibt auf meinen Schultern, ich mache den Durchgang fertig und begebe mich zum nächsten Zirkel. Ich liege noch immer vorn.

Hier muß ich den Ellbogenstütz und jede Menge anderer Übungen halten und dann noch diese 80er Jahre Jane – Übung machen, bei der mein Hintern angeblich knackig werden soll. Auf den Zeitpunkt warte ich ja noch. Ob der jemals knackig wird? Ich glaube gerade diese Hinterntheorie ist eine massive Verarsche. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. An meinem ist zumindest in den letzten Wochen keine Veränderung festzustellen, außer, dass ich manchmal so bösen Muskelkater habe, dass ich kaum sitzen kann. Aber das interessiert hier ja nur bedingt.

Nachdem auch der Hintern das knackig-mach-Workout überlebt hat, bin ich fertig. Und weiterhin vorne.

Das heißt, ich habe alle Männer in die Tasche gesteckt. Gut, keiner von denen wußte, dass wir heute gegeneinander antreten und dieser Workout ein Wettbewerb ist, aber ist ja egal. Ich wußte es, darauf kommt es erst mal an. Und ich habe sie in die Tasche gesteckt. Die Männer. Und den Sandsack.
Die Kölner Treppe macht mir keine Angst mehr!

Tja… aber ob der Hintern jemals knackig wird steht wohl in den Sternen. Oder man liest es aus den Schneeflocken heraus, die haben Darmstadt nämlich fein säuberlich bedeckt, als wir nach Hause fahren. Ich sitze stolz wie Oscar im Auto, fahre durch den Schnee und freue mich diebisch, dass ich vorne lag und fühle mich unsagbar stark nach diesem Sandsackworkout.