Ich habe einen ordentlichen Frosch im Hals und außerdem bin ich verschleimt. Wir wollten heute mit dem Rad zum Frankfurter Halbmarathon fahren, aber das kann ich nicht. Zumindest nicht, ohne so richtig schlimm krank zu werden… und dann kann ich nicht arbeiten und das finde ich blöd. Also fahren wir heute mit dem Auto nach Frankfurt. Die Sonne lacht, es hat so gute 8-10Grad im Schatten und in der Sonne ist es wirklich sehr angenehm. 
Wie schon mal bei diesem Lauf, beziehen wir Stellung bei ungefähr Km 12. Hier laufen die Athleten eine lange Gerade leicht „Berg“ an. Kaum merklich, wenn man trainiert ist… in meinem Zustand, den man offenbar nie als trainiert ansehen kann, geht’s hier hoch. Der Zeugwart und ich stehen oben und suchen uns eine tolle, sonnige, Stelle aus. Toll deshalb, weil wir einen guten Überblick haben möchten und gut gesehen werden wollen. Mittlerweile kennen wir so viele Leute, dass es schwer ist, sie alle selbst in der Masse zu finden. 
Diese Position hier erscheint uns passend. 
Hier werden wir auch gleich von einem Ordner angesprochen, ob wir ebenfalls Ordner sind, oder ob wir mitlaufen werden. Gut, dass ich heute früh den Clown zum Frühstück hatte und deshalb dem Herren glaubhaft versichern kann, dass wir heute selbstverständlich mitlaufen… und zwar ab Km12. Weil man das eben so macht bei einem Halbmarathon. Der Ordner ist zufrieden und nun voll im Bilde und hoffentlich hat er auch für später keine Fragen mehr. Während des Laufes müssen wir uns nämlich konzentrieren keinen unserer Athleten zu verpassen. 
Wie immer wenn man auf etwas wartet, geht’s dann auf einmal ganz flott und schon ist der Führende da. Ein Herr aus England, der -wie alle Schnellen- bei Anfeuerungen keine Miene verzieht. Den Herrschaften im Auto rufe ich allerdings zu, dass sie mit ihrer Anlage im Auto doch gut mal ein bisschen Stimmung machen könnten. Stimmung machen ist allerdings nicht ganz so ihr Metier heute. 
Also müssen der Zeugwart und ich dafür sorgen. An unserem Standort ist nichts los… manchmal stellt sich jemand mal kurz in die Nähe, aber eigentlich sind wir auf der großen Strasse nur zu zweit.
Normalerweise machen wir damit schon Getöse, so dass unsere Athleten von Weitem schon wissen, wo wir stehen. Heute allerdings macht meine Stimme, der belegte Hals und der verschleimte Husten da nicht so mit. Zuviel Rumschreien wird leider umgehend mit Husten bestraft und dann kann ich mich darauf konzentrieren, ob jemand kommt, den ich kenne. 
Also hatte der Zeugwart, weil der bei uns einfach meistens die besten Ideen hat, wenn’s ums Zeug geht, eine grandiose Idee… wir haben unsere Minibox mitgenommen und spielen darüber Musik. Und was paßt besser zu so einem Lauf, als meine Musik: Scooter! Ich hätte, selbstverständlich auch noch die Dancefloorhits der 90er oder Schlager in ausreichender Menge vorrätig, aber Scooter paßt vom Takt und den animierenden Texten einfach am Besten. 
Also finden wir nach kurzer Zeit ein Lied, was als läuferunterstützende Dauerschleife die Straße quasi rauf und runter beschallt und perfekt zum Thema paßt. Und die Anweisungen, die der liebe Herr Baxter so herrlich engagiert ins Mikro brüllt, sind für die Athleten einfach perfekt. Leider folgt kaum einer der Aufforderung sein Shirt auszuziehen… dafür bewegen alle ihren Arsch… und das ist ja schon mal was. 
Ich bin kaum überrascht, dass wirklich außerordentlich viele Läufer ganz offenbar Scooter mögen. Mehr wahrscheinlich, als es außerhalb unserer beschallten Straße zugeben würden. Aber ganz klar, Scooter bewegt die Massen, soviel ist sicher. Und das hier ist der Beweis. Die Frankfurter mögen Rhythmus und es gibt mehr Fans als gedacht. 
Unsere Läufer sind weit verstreut auf der Strecke, so dass wir uns jedem Einzelnen auch ausgiebig widmen können. So gefällt mir das. Als sicher ist, dass alle Athleten die wir kennen an uns vorbei sind gehen der Zeugwart, die Box, der Husten und ich zurück zum Auto und fahren heim. Auf die Couch. Unter der Decke liegen und Tee trinken.