Ich freue mich schon seit letztem Donnerstag, dass bald wieder Donnerstag ist und ich im See schwimmen kann. Nicht, dass ich nicht auch sonst im See schwimmen könnte, aber es ist doch was anderes, ob man eine Ausruhseeaktion macht, oder eine Athletenwässerung vornimmt. Letztere beinhaltet für gewöhnlich ja auch das Zusammentreffen mit anderen Athleten, das Anlegen des Neo’s und die Öffnung der Schwimmzone für den freien Wasserverkehr einmal durch den See. Einfach toll diese Zusammenstellung.
 
Der Zeugwart und ich treffen heute früh am See ein und haben ausgiebig Zeit die seetaugliche Bekleidung anzulegen und mit den anderen Athleten zu schwätzen. Wunderbar, wenn das geht. Die Temperatur ist mit 24°C heute nicht ganz so warm wie letzte Woche und so denke ich mir, dass es heute sicherlich -langfristig gesehen- ziemlich kühl im Wasser werden könnte. Aber wer schaut schon langfristig? Ich werde höchstwahrscheinlich eine Runde schwimmen und dann fix und fertig sein. Nehme ich an.
 
Es kommt aber anders, denn Lisabet fragt mich doch tatsächlich, ob wir heute mal zusammen schwimmen möchten. Eine große Runde. Das ist natürlich kein Problem und ich erinnere mich an das nette Zusammenschwimmen mit der Teamchefin in den vergangenen Jahren. Also ist abgemacht, dass wir die große Runde heute gemeinsam bewältigen werden.
 
Überpünktlich sind wir dann auch am Ufer und begeben uns in das mit 18°C doch immer noch recht kühle Wasser. Heute kommt es mir auch noch kälter vor, weil die Außentemperatur eben nicht 33°C hat. Aber klar ist, jetzt sind wir halt auch schon mal hier und umgezogen, da gehen wir ja jetzt nicht wieder heim, nur weil das Wasser etwas kühler ist. Das wäre ja gelacht.
 
Gegen 19:05h schwimmt die große Meute los und Lisabet und ich warten noch ein paar Minuten, bis wir dann abseits des großen Getümmels ebenfalls loslegen. Wir schwimmen ziemlich einträchtig nebeneinander her, Lisabet links von mir und ich sehe sie bei jedem sechsten Atemzug. Wie früher, nur mit einem anderen Schwimmpartner. Ich fühle mich wohl, weil ich weiß, dass sie auf mich genauso achtet wie ich auf sie und dass wir diese große Runde schon gemeinsam schaukeln werden. Die erste gelbe Boje ist tatsächlich wieder im Nu erreicht und auch die zweite gelbe Boje kommt mir nicht so weit weg vor, wie in den letzten Jahren. Quer rüber zieht es sich etwas und wir werden auch mehrfach durch Orientierungslegasteniker ausgebremst. Die schwimmen im Zickzack vor uns her und ich frage mich, ob deren große Runde dadurch nicht sogar fast um ein Viertel größer sein dürfte, als unsere. Wir schwimmen direkt. Kein einziges Mal müssen wir nachjustieren um die nächste Boje zu erreichen. Wir sind Navigationsasse aller erster Güte.
 
Der Weg von ganz hinten zurück zum Strand geht ebenfalls zügig und ich bin wirklich zufrieden. Wenn ich mich, außer auf Lisabet, auch noch auf meine Arme konzentriere, dann kann ich sogar die Armbewegung umsetzen, die mir der Zeugwart am Dienstag noch so mühevoll beigebracht hat. Dauerhaft klappt das aber heute nicht. Ich werde da weiter dran arbeiten müssen. Aber nicht heute. Heute nämlich, als wir so knapp vor dem Ufer sind, sagt Lisabet… „mensch Claudia, lass uns doch einfach noch eine kleine Runde dazu schwimmen“ und schaut mich fragend an. Und ich kann an ihren Augen, durch ihre getönte, praktisch undurchsichtige, Schwimmbrille sehen, dass sie es ernst meint und jetzt nein zu sagen echt blöd wäre. Also sage ich nicht nein und wir schwimmen bis zu weißen Boje und dann von dort aus noch mal eine kleine Runde durch den See. 
 
Ich habe so einen Spaß, es ist unglaublich, wie ich immer eine komplette Woche auf den See verzichten kann. Eigentlich bräuchte ich eine 10er Karte oder einen eigenen See oder mehrere Swimnights die Woche… irgendwie sowas halt. Die kleine Runde vergeht, bis auf einen ordentlichen Wadenkrampf in meiner rechten Wade, unspektakulär. Man, kann einem so eine Wade weh tun. Ich glaube, das liegt daran, dass sie tiefgekühlt ist. Meine Fußzehen anziehend und mit links ordentlich Beinschlag schwimmend, schaffe ich es aber trotzdem fast an Lisabet dran zu bleiben. Der Wadenkrampf läßt damit auch etwas nach, wahrscheinlich weil er weiß, dass wir halt nur noch bis zum Ufer müssen?
 
 Insgesamt bringen wir es heute auf 2490m in 54min. Großartig.