Was ein Aufriß beim Ironman Vichy… unglaublich. Am Samstag ein 70.3 mit allen Facetten, die dazugehören, ein Ironkids Duathlon und ein Irongirl Lauf und am Sonntag dann eine Langdistanz. Alles im Park Omnisports in Vichy und alles an einem Wochenende. Diesem Wochenende. Da muß aber einer Spaß verstehen, bei den Organisatoren, oder derjenige liebt Herausforderungen. Eines von Beidem muß es sein. Vielleicht auch eine Kombination? Schon eine Veranstaltung ist schwer durchzuziehen und kann jede Menge unerwartetes aufbringen. Bei zwei großen Events und deren Anhängseln, mit was ist da wohl zu rechnen? Ich bin mittendrin, statt nur dabei und auch heute wieder früh auf den Beinen.

Gestern die Mitteldistanz, heute dann Lang

Der gestrige 70.3 hat mich total geschlaucht, obwohl ich auf das Anraten des Trainers nicht mitgemacht habe. Trotzdem kann einem ein anstrengender Tag mit Hitze und Sonne auch am nächsten Tag noch in den Knochen stecken. Das hilft aber nichts, Einzelschicksale müssen heute zurückstecken und so sind der Zeugwart und ich früh auf den Beinen und helfen. Bei einer Langdistanz, wie dem Ironman Vichy, gibt es immer was zu tun und so greift der Zeugwart noch vor dem Schwimmstart der Profimänner beherzt in die Materie ein und versucht die blubbernde Startlinie in Gang zu kriegen. Das gelingt zwar nicht ganz pünktlich, aber es gelingt. Manchmal sind die Zwischenschritte nicht so entscheidend.

Start geglückt

Die Profimänner gehen überpünktlich auf die Schwimmstrecke, die knappe Hand voll Profifrauen folgt ihnen nur zwei Minuten später. Alle anderen Startgruppen folgen im Abstand von jeweils 10Minuten. Über eine Stunde lang geht eine Starttröte nach der anderen los. Das Schwimmen fasziniert mich beim Ironman Vichy irgendwie immer noch am meisten. Obwohl ich die Strecke schon absolviert habe und das Radfahren, also 180km am Stück, eben noch nicht. Trotzdem habe ich mehr Ehrfurcht beim Schwimmen. Die Stimmung ist immer ganz besonders.

Die Startwellen beeindrucken mich. Wie das Wasser anfängt zu kochen. Meist ist es noch dämmrig, es läuft stimmungsanheizende Musik und irgendwie packt mich das immer. Ich leide mit denen, die beim Landgang ihre Brille richten und nicht rennen, weil ich ihnen glaube, dass das anstrengend war bis jetzt. Und sie haben erst 1,9km hinter sich… von 226 insgesamt. Das ist fast unmenschlich, wie lange das dauert.

Landgang

Hier beim Ironman in Vichy wird nach dem Landgang in den See gesprungen… zumindest von 80% der Athleten. Manche lassen sich auch seehundmäßig vom Ponton ins Wasser gleiten oder springen extra lustig für die Fotografen. Und manche können auch einfach einen ordentlichen Startsprung. Wer hätte das gedacht? Der Schwimmausstieg ist hier eine Treppe, dann geht’s durch einen Kanal und eine Dusche und schon sind auch die angehenden Ironmänner in der Wechselzone.

Der Zeugwart und ich machen heute Swimclearance, was so viel heißt wie, wir kümmern uns darum, dass jeder, der über die Cut-off Zeit schwimmt den Wettkampf nicht fortsetzt, wir nehmen alle Beutel aus der Wechselzone, deren Athleten den Wettkampf bereits beim Schwimmen aufgegeben haben und wir schauen, nachdem das Schwimmen fertig ist und vermeintlich kein Athlet mehr im Wasser rumhampelt, dass alle Beutel aufgenommen wurden. Und natürlich passiert genau das, was man nicht haben möchte. Da hängt noch ein Beutel. Ein Athlet fehlt.

Sicherheit geht vor

Ich bin baff. Wo kann der sein? Eine intensive Aufspüraktion beginnt in der mir Angst und Bange wird und bei der ich merke, wie wichtig es ist brauchbare Notfalltelefonnummern anzugeben, wenn man sich für so einen Wettkampf anmeldet. Zusätzlich stelle ich fest, dass es nicht schlecht ist in seinen „after race – Beutel“ auch noch mal einen Zettel mit Notfallnummern reinzupacken. Und mit Notfallnummer ist keine Bekannte auf Urlaub in Brasilien gemeint, der gar nicht bewußt ist, dass ich gerade hier starte. Und meine eigene Telefonnummer oder die 112 ist ebenfalls nicht brauchbar.

Gott sei Dank finden wir den Athleten putzmunter außerhalb des Wassers. Er hätte früh gemerkt, dass er nicht mehr kann, sagt er. Da hätte er sich zum aufgeben entschieden und hätte sich zum zusehen an den Rand gesetzt. Dass sich jemand Sorgen könnte, damit hat er nicht gerechnet. Oh je. Und ich bin einem Herzinfarkt nahe gewesen, fast krank vor Sorge!

Unser Tag wird heute besonders lange. In Vichy kann man bis 23:30h ins Ziel einlaufen.

Die Stimmung ist großartig, den ganzen Tag. Die Moderatoren von gestern heizen die geschätzten 60°C in der Sonne heute im Zielstadion noch mehr auf, als gestern und sind in einer Tour dabei. Die sollten heute Abend auf jeden Fall auch Zieleinlaufmedaillien bekommen…