Früher, als wir noch jung waren, hat der Zeugwart viel gesprüht. Mit seiner Airbrush… auf Leinwände und Karton. Und an Kinderzimmerwände. Heute machen wir Triathlon und das Sprühen ist etwas in den Hintergrund getreten. Um es genau zu nehmen, hat der Zeugwart seit Jahren nicht gesprüht. Wie schade, wo er das wirklich toll gemacht hat. Auf der Suche nach Muse wollte er gerne bei einem absoluten Virtuosen einen Malkurs machen und hat gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte. Das ist aber nett. Zumal der Zeugwart weiß, dass ich schon mit dem Malen eines Igels absolut an meine Grenzen stoße. Ich bin einfach kein wirklich toller Maler. Ich kann andere Dinge. Ballturnen zum Beispiel.

Wir fahren also gemeinsam nach Lahr in den Schwarzwald um dieses Wochenende mit Lars von Laurus Art gestalterisch tätig zu werden. Mit Sprühdosen und Airbrush. Der Zeugwart freut sich diebisch und ich bin ehrfürchtig gespannt… bisher hatte ich nämlich noch niemals eine Sprühdose oder Airbrush in der Hand. Das kann ja was werden. Aber Lars hat gesagt, dass ist kein Problem und ich darf gerne mit von der Partie sein. Er ist sich sicher, dass auch ich ein schönes Bild mit nach Hause nehmen kann.

Die Gruppe ist bunt durchmischt. Hier kommen Profis her, die ihr eigenes Spraydosensortiment bereits aus dem Auto ausladen und welche, die Airbrush studieren. Hier sind Teilnehmer, die einfach gerne malen und mal was Neues ausprobieren möchten und es gibt mich. Die, die keine Ahnung hat. Die, die noch nie eine Airbrush in der Hand gehalten hat, weil schon ein Pinsel eine Herausforderung ist und die einfach mal schauen will, ob irgendein Bild rauskommt.

Lars startet mit eine kurzer Spraydosenerklärung und dann kriegt jeder eine Pappe und wir versuchen unser Glück. Mein Glück sieht dabei so aus und das große Fragezeichen in meinem Kopf, was ich überhaupt hier mache und wie ich so überhaupt jemals ein ordentliches Bild auf eine Leinwand bringen soll, wird immer größer.

Ob das was werden kann?
Ob das was werden kann?

Aber Lars lobt mich. Er findet, dass ich die verschiedenen Techniken die die Sprühdose zuläßt gut umgesetzt habe und vom breiten bis zum dünnen Strich tatsächlich Geschick bewiesen hätte. Ahja. Gut, ich bin mir weiterhin nicht so sicher, aber wenn der Chef dieser Meinung ist, werde ich  mich selbstverständlich hüten, das in Frage zu stellen. Nachdem wir mein gewünschtes Motiv auf die Leinwand vorgezeichnet haben, geht es auch schon los. Mit Sprühdose und Airbrush.

 Claudi gives it a TRI - los gehts

Und ich arbeite mich langsam vor, während der Zeugwart neben mir voll in seinem Element ist und -wie sich das für einen Mann gehört- Feuer macht.

Es ist wirklich faszinierend, wie schnell die Kennenlernphase mit der Sprühdose und der Airbrush von Erfolg gekrönt ist und vor allem, wie ich langsam aber sicher den Blick für Schatten und Licht entwickle. Der Vorteil dieser Technik und der verwendeten Farben ist übrigens, dass man alles korrigieren kann, in dem man einfach drübersprüht. Die Farben decken nämlich hervorragend. Das heißt auch, als mein Hund geschielt hat, wie nicht ganz gescheit, war das kein Problem… einfach drübermalen und korrigieren. Perfekt für jemanden, der wie ich keine Ahnung und keine Übung hat. Eine fatale Kombination. Während der Zeugwart seinem Streichholz Leben einhaucht und sich sicherlich bereits die nächsten Motive überlegt, arbeite ich stundenlang an Barthaaren und Hundenase. Aber wenn man die Zeit ja dafür reserviert hat und nichts anderes anliegt, weil man weg von daheim ist… gibt es einfach nichts schöneres.

Wir arbeiten zwei volle Tage an unseren beiden Bildern.

Und am Schluß nehme ich überglücklich dieses hier mit heim. Also, wer hätte das denn zu Beginn, gestern morgen, für möglich gehalten? Ich ja mal auf jeden Fall nicht.

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