Heute vor zwei Jahren, sogar fast um die gleiche Uhrzeit bin ich verunglückt.

Fotograf: Geralt
Fotograf: Geralt

Mein Fahrradunfall und seine Folgen zieht sich seit dem Tag wie ein roter Faden durch mein Leben. Zwar habe ich nach einem dreiviertel Jahr dank des Zeugwarts wieder Fahrrad fahren gelernt und bin im Vergleich zu vor dem Unfall nun auch wesentlich versierter darin, aber Fahrrad fahren ist eben nicht alles. Im Gesicht merkt man glücklicherweise nur, wenn ich braun bin, dass zwischen Nase und Mund eine Narbe ist. Obwohl man sie selbst dann nicht sieht, sondern nur die Hautpigmentierung fehlt. Das hätte auch schon immer so sein können.

Meine Zähne sind wieder vollständig hergestellt. Keiner, auch jemand der vom Unfall weiß, kann erahnen, welche Zähne mich erst seit diesem Vorfall begleiten. Der Erklärbär hat dabei wirklich unfassbar gute Arbeit geleistet. Mein Kiefer ist wieder genauso belastbar wie er in meinem Alter sein muß und alle Veränderungen am Schädel, die Haarrisse sein könnten, verändern sich im Moment nicht mehr. Das spricht dafür, dass die Veränderungen schon immer da waren und nicht durch den Unfall kamen. Ein positives Zeichen. Trotzdem wird die Kontrolle noch Jahre weiter passieren. Vorsichtsmaßnahme.

Das verletzte rechte Knie macht nach wie vor Probleme. Klar kann ich laufen, schwimmen und Rad fahren, aber was ist der Preis? Es schwillt täglich an, so dass ich es mit einem Retterspitz Wickel versorge und wie eine alte Frau durch die Wohnung humple, weil ein gewickeltes Knie nun mal nicht ganz so beweglich ist. Manchmal dauert die Schwellung ein paar Tage, bis sie vollständig weg ist. Trotzdem ist mein Knie dann immer noch dick im Vergleich zum Anderen. Die tiefe Wunde, die wegen der starken anderen Verletzungen am Unfalltag eher unbeachtet blieb, hat ordentlich Narbengewebe gebildet, dass auch Probleme macht und entsprechend aufpolstert. Ein Nerv wurde so verletzt, dass er ordentlich verrückt spielt. Manchmal fühle ich Hitze, wo keine da ist, aber wenigstens fühle ich selten Schmerz. Das ist extrem praktisch. Der Arzt geht hier allerdings von einem dauerhaften Schaden aus. Inwiefern man ein Gefühl im Knie braucht, sei dahingestellt. Sich hinknien zu können wäre allerdings doch ganz schön.

Ich bin gut weg gekommen so alles in allem. Und ich will mich nicht kleinkriegen lassen. Obwohl ich oft Nachts aufwache, weil eine Bewegung nicht so klappt, wie gewünscht und weil es sich mit einem Kniewickel eben auch nicht so prima schlafen läßt, wie ohne. Ich habe für das kommende Jahr ein neues Wettkampfziel auf das ich mich total freue. Und auch wenn jeder davon ausgeht, dass schon der Zieleinlauf ein Riesenerfolg wäre, wenn ich ihn denn erreiche, so bin ich wirklich positiv gestimmt. Der Trainer und ich werden bestimmt einen Weg finden.

Zwischen Überlastung und sinnvollem Training gibt es also ab sofort meinen Weg zum Ironman 70.3 Kraichgau. Und dazwischen wird weiterhin gekühlt, gewickelt, geprüft und dem Knie Aufmerksamkeit geschenkt. Zusätzlich wünsche ich mir zu Weihnachten einen neuen Fahrradhelm. Diesbezüglich werde ich nämlich wirklich nie wieder ein Risiko eingehen. Viel schlimmer wäre alles ausgegangen, wenn ich keinen Helm angehabt hätte.