Ich muß zweimal hinschauen und selbst beim dritten Mal ändert sich tatsächlich nichts. Der Trainer hat mir eiskalt auf den Trainingsplan für heute den Arbeitsweg als Radeinheit aufgeschrieben. Ab und zu macht er das mal, im Sommer und im Herbst. Aber im Dezember? Was ist denn da passiert? Und dann schreibt er noch einen ermunternden Spruch dazu… „egal bei welchem Wetter, Du kannst das!“. Aha. Da bin ich aber mal richtig überrascht. Der Trainer haut hier mal ordentlich auf den Putz.

Aber natürlich hat er recht.

Wie immer irgendwie. Klar kann ich das, sagt er oft. Heute früh sind es 3°C als ich aufstehe und bereits 4°C als ich eine Stunde später die Radkleidung anlege. Wenn das so weitergeht, sollte ich vielleicht die Jacke daheim lassen? Nicht, dass ich später schwitze. ;-) Natürlich bleibt die Jacke nicht daheim. Nachdem der Zeugwart mir bei der Rundumbeleuchtung meines Rädchens geholfen hat, steigt er ins Auto und ich aufs Fahrrad. Und schon sind wir beide unterwegs.

Es ist noch ziemlich dunkel und so fahre ich nicht sonderlich schnell. Ein Sturz wäre fatal, also lieber etwas rausnehmen und vorsichtiger fahren. Heute fährt hier kein anderer mit dem Fahrrad. Ich bin ganz alleine, in der Stille. Wirklich angenehm. Die Luft ist kühl, aber dank Winterhandschuhen und auch ansonsten der Witterung angemessener Kleidung, kein Problem. Ganz langsam wird es heute nur heller. Je näher ich der großen Stadt komme, desto mehr scheint sich das Licht dazu durchzuringen, dass ich den Weg besser erkennen kann. Hier am Main liegt nämlich oft Glas auf dem Weg. Und natürlich möchte das Licht nicht, dass ich heute einen Reifen wechseln muß. Sehr angenehm. Eine gute Beziehung zum Licht ist also nicht verkehrt.

Claudi gives it a TRI - Skyline Frankfurt

Die Stadt sieht hübsch aus, wie sie so im Halbdunklen am Flußufer liegt. Gefällt mir wirklich gut. Allerdings ist für eine Pause noch nicht genug Leistung erbracht, also fahre ich weiter.

Bis sich das Wetter ändert.

Kurz nach der Innenstadt zieht ein empfindlicher Wind auf. Natürlich von vorne und damit in der Kategorie Gegenwind einzustufen. Jetzt wird es zwar heller, aber dafür fahre ich gegen den Wind. Was wäre jetzt das kleinere Übel und könnte das Andere verdrängen? Ich überlege. Und während ich mit dem Abwägen von Licht und Wind durchaus ausreichend beschäftigt bin, beginnt es zu regnen. Nicht ein bischen, oder ein paar Tropfen, sondern gleich so richtig. Ich halte an und ziehe die Regenhaube über meinen Rucksack. Gerne hätte ich auch über mich eine drübergezogen, aber meine Regenjacke hängt daheim im trockenen. Natürlich. Wo eine Regenjacke eben perfekt aufgehoben ist. Warum denn auch nicht?

Und weil ich so damit beschäftigt bin nun schnell durch den Regen zu fahren um möglichst flott auf der Arbeit – und damit auch unter der warmen Dusche- anzukommen, pirsche ich mich an einen Radfahrer ran. Der fährt recht gemütlich, aber mit Ironman Frankfurt Rucksack vor mir her und als ich ihn überhole grüße ich ihn ganz aus Reflex. Triathleten unter sich denke ich mir so. Ich ziehe vorbei, grüße und bin schon auf und davon.

Denke ich mir so.

Bin ich aber nicht. Denn der Herr läßt nicht locker und kurz bevor ich den Main verlasse zieht er siegessicher an mir vorbei und biegt in seine Firma ab. Also das ist schon ein regelrechter Brüller. Die ganze Zeit hängt er also regelrecht hinter mir,  nur um dann kurz vor dem Ziel noch einen rauszuhauen. Das gibt wieder eine feine Geschichte für meine Männerradfahrgruppe am Sonntag. Die machen sowas nämlich nicht. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und da der Herr ja nun offenbar durch ist mit seinem Radtraining für heute, denkt sich mein Tacho scheinbar im gleichen Atemzug, dass nun auch für ihn das Ziel des heutigen Radtrainings erreich ist.

Claudi gives it a TRI - Leer gefahren

Da wird mit großen Lettern verkündet, dass ab sofort nicht mehr mitgespielt wird. Leer. Ohne große Vorwarnung, bzw. ohne von mir bemerkte Vorwarnung trifft es wahrscheinlich eher. Der Tacho hat also keine Lust auf das Wetter, so scheint es mir zumindest. Gut, dass ich nur noch 8km vor mir habe und die Suunto Uhr ebenfalls ziemlich engagiert mitsportelt. Vielleicht bekomme ich die tatsächlich für den Trainer benötigten Daten dann durch sie.

Ich komme im Regen und natürlich mit Gegenwind auf der Arbeit an. Aber: ich habe es mal wieder durchgezogen. Echt cool!