Gestern habe ich es nicht geschafft zu laufen, weil es irgendwie morgens früh vor der Arbeit nicht geklappt hat, dann während der Arbeit habe ich die Kurve nicht bekommen und dann nach der Arbeit habe ich eine Freundin getroffen und dann spät nur noch Athletiktraining gemacht. Obwohl ich mittlerweile als zahlreiches Feedback auf meinen gestrigen Blogeintrag gelernt habe, dass Athletiktraining unheimlich hilfreich ist und ich es nicht schleifen lassen soll. Es hält gesund und hilft. Und wenn es hilft, dann bin ich ja schon mal sehr zufrieden. Wenn ich wegen der Ballturnerei dann tatsächlich im Kraichgau noch gut und ohne einzuknicken laufen kann, dann turne ich natürlich wirklich sehr gerne. Auf einmal. Manchmal kommt es halt wirklich einfach nur auf den Kopf an und wenn der weiß, dass es gut ist, dann macht es sich doch irgendwie leichter. Vermeindlich zumindest.

Gut also dann heute.

Heute steht deshalb bei mir schon gleich nach dem Aufstehen fest, dass ich laufen gehen werde. Ich werde die Einheit auf gar keinen Fall mit „ist ausgefallen“ in Atleta, dem Trainingsplanprogramm in dem mein Trainingsplan schlummert, markieren. Unter keinen Umständen! Um alle Ausflüchte und Einwände auszutricksen ziehe ich meine Sportklamotten heute einfach gleich früh an. Ich werde sie unter keinen Umständen heute Abend unverschwitzt wieder ablegen. Soweit kommt’s nicht. Ich arbeite heute also am Vormittag in Sportklamotten. Gar nicht so übel, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Dazu muß man sagen, dass über meinem Shirt ganz locker noch eine Bluse sitzen kann… empfehlenswert ist dann allerdings das Runterregeln der Heizkörper, denn auch meine Kompressionshose von Knap’man paßt super unter meine Jeans. Mein Vormittag verläuft überragend. Ich kann super viel erledigen und liege hervorragend in der Zeit um die Mittagspause heute laufend zu verbringen.

Zusätzlich ist das Wetter toll heute. Es ist trocken und manchmal schafft es sogar die Sonne durch die Wolken. Fatal, das nicht ausnutzen. Statt Mittag zu essen gehe ich also raus. GPS ist flott gefunden und schon bin ich unterwegs. Wie ich schnell merke folge ich einem Skeptiker. Ein älterer Herr läuft vor mir auf dem gleichen Weg und schaut sich immer wieder skeptisch um. An mir kann das eigentlich nicht liegen, er sieht mich erst, als er sich umdreht. Hören kann er mich gewiss nicht, ich schnaufe bisland nicht übermäßig und der verschlammte Weg dämpft jeden Schritt. Er ist also generell skeptisch und sichert gerne die Umgebung. Umso mehr, als er mich nun auch noch kommen sieht. Er dreht sich alle paar Meter ungläubig um. Wahrscheinlich, weil er nicht fassen kann, dass ich jetzt hier so einfach langlaufe? Gut, dass er an einer Weggabelung rechts abbiegt und ich sowieso von vorneherein links lang wollte. So erspare ich ihm vielleicht die lästige, skeptische, Umdreherei? Und nur weil ich besonders neugierig bin und es einfach wissen möchte, drehe ich mich kurz nach dem sich unsere Wege getrennt haben einfach mal nach ihm um. Und siehe da: der skeptische  Blick schaut mir hinterher. Ich muß mein Outfit später prüfen. Nicht, dass der Herr mich deshalb so skeptisch beäugt hat? Ich bin mir zumindest keiner Schuld bewußt. Weder Geräusche noch Ansehensmäßig war ich auffallend. Noch nicht mal mehr als sonst. Gar nicht.

Pfützen

Im Wald gibt es endlose Pfützen. Ich kann mich jetzt spontan gar nicht daran erinnern, wann es zuletzt geregnet hat, offensichtlich ist es aber noch nicht so lange her. Woher sonst das viele Wasser, das hier so rumsteht? Die Bäume spiegeln sich ganz wunderbar in den glatten trüben Pfützen und wäre ich nicht am laufen, hätte die Sache durchaus Potential für ein Gemälde. Ich habe aber nicht ewig Mittagspause. Und auch keine Staffelei dabei. Ein Foto muß reichen. Und das tut es auch. Es hält den Pfützeneindruck fest, wie er gewesen ist.

Wetterglückspilz

Und dann kommt die Sonne raus. Richtig kräftig, wenn ich es mal so sagen darf, scheint sie mir von hinten auf die Jacke und ich sehe meinen Schatten vorauseilen. Und sie scheint ausdauern, bis ich meinen kurzen Lauf beendet habe. Und natürlich, bis ich den Schatten auf einem Bild festhalten konnte. Ein Beweisbild ist nicht verkehrt.

Matschweg

Ich muß mich heute beim laufen stark konzentrieren. Der Weg ist ziemlich matschig und trotz profilierten Trailrunningschuhen trete ich manchmal recht wacklig auf. Ich glaube, das ist ein Thema für mein Knie, denn schon während des Laufes wird es gefühlt dick und unbeweglicher. Da ich aber zeitig zurück am Schreibtisch sein muß, ist für eine Pause keine Zeit. Und bringen tut sie aus der Erfahrung heraus ja schließlich auch nichts. Ich treffe noch eine Spaziergängerin im Wald, die sich sehr über die menschliche Begegnung samt Begrüßung freut und dann hänge ich noch einen kleinen Asphaltschlenker an den Waldlauf an. So wittere ich die Chance, dass der ganze Dreck von meinen Schuhen sich auf dem Asphalt eine neue Bleibe sucht, und nicht im Haus landet. Und tatsächlich tut er mir weitesgehend den Gefallen und fällt ab. Nicht von den Beinen zwar, aber aus dem Sohlenprofil.

Nachdem ich geduscht an meinem Schreibtisch mein Mittagessen verzehre und wieder voll in die Arbeitswelt abgetaucht bin, stelle ich nach einiger Zeit fest, dass es draußen wie aus Eimern schüttet. Was bin ich doch für ein Wetterglückspilz! Und kein Wunder, dass es die ganzen Pfützen im Wald gibt.