Nachdem wir gestern zu einem herrlichen Abendessen bei den Vereinsmädels eingeladen waren, mussten wir heute einfach ausschlafen. Schlaf ist ja auch ein wichtiger Erholungsfaktor. Sagt man. Ich nutze also den Erholungsfaktor heute total aus und stehe erst um 9h auf. Dann gibt’s Frühstück und weil es uns schon seit dem Aufstehen irgendwie in den Beinen juckt, checken wir den Regenradar. Sturm und Regen sind für heute angesagt, mal sehen, ob die Wettervorhersage wieder nur einen Penny wert ist. Sie sieht es tatsächlich aus… der Regenradar zeigt trockene Verhältnisse. Zumindest weitestgehend.

Regen

Natürlich nehmen wir trotzdem, rein aus Vorsicht, unsere Regenjacken mit. Wir fahren aber bei 6°C und trockenen Verhältnissen los. Das ist schon mal viel wert. Als wir aus unserer Strasse rausfahren, stehen da zwei Spaziergänger, die mich anstarren, als hätte ich ein Schnitzel im Gesicht. Ich bin mir nicht sicher, was genau an mir so ungewöhnlich ist. Eine Frau auf einem Rad? Eine Frau in Orangener Teamjacke? Eine Frau mit schwarzem Helm? Ein Ridleyrad? Eine Frau im allgemeinen? Ich werde angestarrt, als wäre ich Prominent. Zum Autogramme geben, halte ich aber nicht an. Wir wollen in den Wald. Die ersten Meter sind ziemlich schlammig, die Hinterräder rutschen, auf den Wegen liegen noch allerlei Äste rum und überall gibt es schmierige Blätter und tiefe Pfützen. Gestern ging nach unserem Spiegellauf die Post ab, wettertechnisch. Gut, dass wir da zum Essen eingeladen waren. Da war uns das Wetter total egal. Und es war so lecker.

Wolken

Wir beschließen auf Grund der schnell ziehenden Wolken, gen Südwesten zu fahren. Erst gegen den Wind, dann auf dem Rückweg, wenn er sich nicht dreht, mit Rückenwind. Zumindest stellen wir uns das so vor. Ist ja auch ein netter Plan. Wir befahren den Mainradweg, nachdem wir aus dem Wald raus sind. Hier bläst es ganz ordentlich, aber es ist nicht so rutschig. Wir haben nur jede Menge Unterbodenwaschgelegenheiten. Gut, dass ich mit Überschuhen fahre und auch meine erst kürzlich erworbene kurze Regen- und Windlichts Radüberhose trage. Mit der langen Gore Windstopperhose und zwei weiteren Schichten unter meiner Teamjacke, bin ich für die heutige Temperatur ganz gut gerüstet. Wind ist halt temperaturtechnisch einfach fies. Die angezeigten 6°C vom Außenthermometer kann so ein Gebläse locker um gefühlte 10°C runterkühlen. Kein Problem. Ich trage meine Winterradhandschuhe und bin wirklich froh darüber.

Kaum jemand ist bei diesem Wetter unterwegs. Wir begegnen ein paar außerordentlich gut erzogenen Hunden und kämpfen uns ansonsten gegen den Wind nach vorne. Stürmisch ist es nicht, aber es bläst trotzdem von vorne, dass wir ordentlich in die Pedale treten müssen. Ich probiere heute neue Kautabletten von 32GI aus und finde sie ganz wirksam. Zumindest schafft mich der Wind nicht sonderlich.

In Seligenstadt  finden wir ein bislang noch nicht gesehenes Wasserschloss mit Zugbrücke, dass seinem Namen alle Ehre macht. Wasser drumrum, sehr malerisch und dann leider auch gleich Wasser von oben. Der Zeugwart und ich ziehen also unsere Regenjacken an. Eigentlich waren die heute ja nicht zur Verwendung mitgeführt. Aber gut. Besser so, als naß werden. Es regnet jetzt nämlich ordentlich, und als wir die Grenze des römischen Reiches passieren, überlege ich mir, wie sich die Römer wohl gegen so Wetter gewappnet haben.

Wir sind nach 50km wieder zurück daheim. Und natürlich hört der Regen passend zum Fahrradputzen auch wieder auf.