Manchmal stehen die Menschen in meinem Umfeld auf und ihr einziger Tagesplan ist, möglichst viele extrem dumme, überflüssige Fragen zu stellen. Es muß einfach so sein, weil es einfach kein Zufall sein kann, dass es so Tage gibt, an denen mir Kollegen, Mitarbeiter und wildfremde Menschen, die mich gar nicht kennen, einfach unfassbar viele Fragen stellen, deren Antwort von vornherein eh schon glasklar ist. Oftmals kenne ich schon die Frage – und natürlich die Antwort- noch ehe die Person überhaupt den Mund aufmacht. Ich bin aber naiv und glaube an das Gute im Menschen und deshalb kann ich es einfach nicht glauben, dass dann tatsächlich genau die Frage kommt, die ich noch vor wenigen Sekunden für extrem überflüssig, eh klar und total logisch erachtet habe. Wie kann es also sein, dass solche Vorfälle geballt auftreten? Das ist eine entsprechende Vorbelastung, wenn auch mental.

Die Menschen sprechen sich ab.

Das muß es sein.

Es gibt Treffen für die Fragensteller, da wird besprochen, wer heute dran ist mit „zur Weißglut getrieben werden“ und dann werden sich die dümmsten, überflüssigsten und sowieso total klaren Fragen überlegt. Alleine das ist schon eine Leistung. Manchmal denke ich mir, dass alleine das Zurechtlegen so einer Frage schon eine extreme Überwindung für die Person sein muß, denn jedem sollte klar sein, dass man beim stellen solcher Fragen für absolut bescheuert gehalten wird. Ist aber egal, ganz offenbar verstehe ich die Logik nicht und bin auf der anderen Seite. Die Seite der Ausgeschlossenen.

Ich bin nicht im erleuchteten Kreis derer, die es schaffen anderen mit solchen Fragen den Tag zu versauen und sie zur schieren Verzweiflung zu bringen. Ich bin das Opfer. Zumindest manchmal und heute ist einer dieser Tage. Die Fragesteller haben sich heute erneut verabredet und packen nach und nach, aber immer ohne mir eine allzu große Zwischenpause zu verschaffen, das Weißglutpäckchen zusammen. Ich hätte heute eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich dran bin.

Bin ich aber.

Gut, dass der Trainer einen Lauf auf meinen heutigen Trainingsplan geschrieben hat und dass ich heute früh, geistesgegenwärtig, mein Laufzeug eingepackt habe, um meine Mittagspause auszunutzen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie vorausschauend der Trainer war und ich dann noch zusätzlich. Wunderbar. Manchmal paßt es einfach, grandios!

Mittagspause

Nachdem ich also heute Vormittag wirklich alles gegeben habe um die klare Finanzwelt, in der 2+2 nachweislich immer schön 4 ergibt, auch dem größten Skeptiker zu erklären, habe ich zur Mittagspause wirklich genug. Ich brauche wirklich eine Pause. So richtig. Die mentale Vorbelastung verlangt es. Also ziehe ich meine Laufklamotten an und nutze die praktisch schon göttliche Fügung von Trainingsplan und morgendlicher Planung, um meinen Trainingslauf jetzt zu absolvieren.

Nachdem die Kollegen sich vergewissert haben, wo ich lang laufe und wann ich wieder da sein werde, stehe ich auch schon draußen in der Sonne. Die Luft ist herrlich und es ist klasse warm. Perfektes Laufwetter, trotz Vorbelastung.

Mein Weg führt mich durch zahlreiche Rapsfelder, manchmal asphaltiert, manchmal naturbelassen aber immer schön. Mein Kopf ist im Nu frei und als ich irgendwann auf meine Uhr schaue, weil ich mir das ja -dank des Mallorcaaufenthaltes mit der Hübschen- etwas abgewöhne, bin ich sogar richtig flott unterwegs, bei einem tollen Puls. Wie es der Trainer aufgeschrieben hat. Einfach der Knaller.

Genervt und ruhig

Keine Ahnung, warum es heute so prima läuft? Vielleicht die Tageszeit? Oder die mentale Vorbelastung? Dann wundert mich allerdings der relativ niedrige Puls. Denn es heißt ja oft, dass die Leute auf „180“ sind, wenn sie genervt werden. Ich bin verdächtig weit von 180 entfernt. Erfreulicherweise. Ich werde darüber allerdings im Büro stillschweigen darüber bewahren, nicht dass die Fragensteller denken, sie könnten noch mehr reinhauen. Das wäre fatal und würde mich ja noch mehr von meiner eigentlichen Arbeit abhalten. Ich bin nämlich kein Psychologe oder Lehrer. Zumindest bekomme ich dafür nicht mein Gehalt. Bisher.

Ich bin nach 4,5km und 27 Minuten wieder am Büro und treffe damit genau den Trainingsplan und meine Ankündigung an die Kollegen. Die Dusche ist herrlich und der Nachmittag kann kommen. Ich nehme an, dass nicht mehr viel kommt, denn heute früh wurden ja bereits gefühlt alle dämlichen Fragen dieser Welt gestellt. Was soll also jetzt noch passieren?