Der Sommer hat Europa zurück erobert. Wirklich schön warm haben wir es in den letzten Tagen. Wenn mein Unfall nicht passiert wäre, dann wären wir jetzt bereits in Frankreich. Mein zweites Saisonziel hieß ja Ironman 70.3 Vichy und weil der weniger Höhenmeter hat, als der Wettkampf im Kraichgau, hatte ich gehofft eine etwas schnellere Zeit erzielen zu können. Von Schnell bin ich statt dessen allerdings ähnlich weit entfernt, wie im Moment von Frankreich. Ich bin ebenfalls weit entfernt vom reisetauglich sein oder vom alleine wohnen. Sonst wären wir trotzdem gefahren und ich hätte dem Zeugwart zugejubelt. Er hätte auch alleine fahren können, aber ich kann nicht alleine bleiben.

Alleine

Es beginnt beim anziehen, geht über das Aufschrauben von Wasserflaschen und endet beim essen machen. So ein Unfall kann alles verändern und dabei ist es bei mir ja erfreulicherweise nur vorübergehend. Ein bisschen anders gefallen hätte auch gut ein paar schwerwiegendere, und leider auch dauerhafte, Verletzungen hervorrufen können. Vorübergehend reicht mir vollkommen. Ist vielleicht auch etwas anderes, weil man ja das Bewusstsein hat, dass alles wieder gut wird. Man freundet sich mit den Defiziten gar nicht erst großartig an, weil man weiß, dass sie nicht von Dauer sind.

Ursprüngliche Ziele

Heute wäre er also gewesen, der zweite Saisonhöhepunkt. Mein Start beim 70.3 Vichy. Bis vor vier Wochen lief die Vorbereitung echt prima. 90-100km Radfahren war keinerlei Problem, egal bei welchem Wetter. Schwimmen mit und ohne Neo hatte ich ganz gut trainiert. Einen Blumentopf hätte ich zwar -wie im Kraichgau auch- nicht gewonnen, aber ich wäre gut durchgekommen und mit den richtigen Beinen vor mir (die wegen des Rolling Starts in Vichy auch wahrscheinlich gewesen wären) und ohne Tritt und Runterdrücken wäre ich auch garantiert eine Idee flotter geschwommen. Und beim Laufen wäre ich sicherlich in der Lage gewesen längere Passagen am Stück zu absolvieren.

Aber immer dieses hätte, wäre, wenn bringt mich natürlich nicht weiter. Ich möchte gerne denken, dass wenn nicht jetzt, dann halt im kommenden Jahr, aber auch da lege ich mich besser erst mal nicht wirklich fest. Ich sollte dem Körper genug Zeit geben, ohne Druck aufzubauen, alles auszuheilen und dann gemach wieder fit zu werden. Stress soll es keinen geben.

Alleine

Wahrscheinlich werde ich mein Training in den nächsten Jahren deshalb weitestgehend alleine durchführen müssen. Keiner der jetzt fitten aus dem Verein, die im kommenden Jahr erneut beim Ironman in Frankfurt angemeldet sind, würde meine Geschwindigkeit fahren. Das gleicht ja keinem Training. Auch die sonntägliche Männergruppe fährt flotter. Und bis ich überhaupt mal wieder auf mein Rad steigen kann, wird ja sowieso noch dauern. Warum also jetzt schon Gedanken daran verschwenden?

70.3 Vichy

Beim laufen bin ich sowieso meistens alleine unterwegs, so dass mir der Unfittnesfaktor da nicht in die Quere kommt. Und bei meinen Spaziergängen begleitet mich ab und zu  auch der Zeugwart. Bis es zum laufen kommt, wird noch einige Zeit ins Land gehen, aber Spazieren gehe ich mittlerweile schon wieder in Normalgeschwindigkeit. Und darauf kommt es ja schließlich an. Und beim Spazierengehen kann ich mittlerweile auch schon wieder die Kamera ganz gut tragen. Quasi Spazierengehen mit Zusatzgewicht.

Und in Vichy ist es heute ja sowieso total heiß. Das wäre für den Zeugwart und mich wirklich eine wahre Hitzeschlacht geworden. Wer weiß also, für was so Planungsänderungen dann doch wieder gut sind?