Heute erfolgt eine doppelte Prüfung, ob der Stressball mit am Start ist, ehe ich zum Aktiven in die Physiotherapie fahre. Ich habe irgendwie im Gespür, dass es heute noch mal weh tun wird. Die Schmerzen von der letzten Therapieeinheit vor Ort sind nicht komplett weggegangen, wie es sonst passiert. Und mit Muskelkater zu trainieren, ist ja niemals besonders schön. Egal ob Physiotherapie oder Triathlon Training. Ich bin heute mal wieder überpünktlich und kann so das Treiben in der Physiotherapiepraxis ausgiebig begutachten. Manchmal rausche ich hier rein, weil der Verkehr schrecklich war, und nehme von den Anderen kaum etwas wahr. Heute ist es anders.

Die Ruhe vor dem Sturm

Ich habe Zeit und unterschreibe so erst mal ganz in Ruhe meine Rezepte, ehe ich durch die Therapiebedürfigen laufe, um mein Handtuch zu holen. Das kann man nämlich, wenn man öfter kommt, hier deponieren. Wie praktisch. So kann man es wenigstens auch nicht vergessen. Obwohl ich seit dem Unfall und meiner ersten Physiotherapieeinheit tatsächlich immer eines im Auto mit rumfahre. Das bringt allerdings nichts, wenn ich ohne Auto komme. Logo.

Claudi gives it a TRI - Stressball

Samt Handtuch nehme ich im Wartebereich platz und statt eine der bereitliegenden Zeitungen zu lesen, schaue ich mich um. Hier wird auch Rückenschule angeboten und Rehasport und natürlich gibt es auch genug Patienten, denen es wie mir geht. Sie versuchen nach einem Unfall wieder fit zu werden. Teilweise passiert das eben mit der Hilfe von Geräten. Ist bei mir ja nicht anders, wenn ich daheim die XCO’s über meinen Kopf stemme. Hilfsmittel sind im Training erlaubt und im Wettkampf verboten. Aber sie helfen den Patienten ganz offenbar bei der Genesung.

Der Sturm

Als die Tür zu meinem üblichen Behandlungsraum aufgeht, ahne ich, dass es jetzt tatsächlich gleich wieder los geht. Und der Aktive lächelt auch schon wissend und weist mir den Weg. Wie immer berichte ich erst mal von den Hausaufgaben und den Schmerzen. Ich erzähle von den Bewegungseinschränkungen und dass mir alles sowieso zu langsam geht. Und wie immer weiß der Aktive das natürlich alles. Er weiß genau wo es weh tut, wann und wieso. Aber das Wichtigste ist, er weiß, wie er mich wieder fit bekommt und was ich dafür tun muß. Leider ist es im Moment immer nur das Gleiche. Ich mache meine Übungen für den Arm und für die Lunge und zwar täglich. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sich irgendwie etwas maßgeblich verändert.

Aber der Aktive weiß mehr. Er weiß, dass sich etwas verändert und dass wir beide gemeinsam genau den richtigen Weg gehen. Und weil er einfach so verlässlich wirkt, mache ich halt guten Gewissens immer nur das Gleiche. Und ich sehe die winzigen Veränderungen tatsächlich als Fortschritt. Auch wenn ich seit dem ersten desaströsen Laufversuch keinen weiteren mehr gestartet habe, so merke ich trotzdem ganz  kleine, winzige Fortschritte im Alltag. Und das ist ja eigentlich viel wichtiger, als im Sport.

Im Moment zumindest.