Gestern früh habe ich irgendwie soviele Sachen gemacht, dass ich es nicht rechtzeitig zum Marschieren gehen geschafft habe. Immerhin muß ich ja auch mehr oder weniger pünktlich im Büro sitzen und kann meinem Arbeitgeber -und möge er noch so sportinteressiert sein- nur schwer klar machen, dass ich ab sofort nur noch von 12h bis mittags arbeite um die restliche Zeit mit Eigenorganisation und Marschieren zu verbringen. Wäre zwar schön, aber irgendwie auch wieder nicht. Ich arbeite nämlich ziemlich gerne. Allerdings mache ich auch gerne Sport. Und wenn ich jetzt nicht die Kurve kriege um meine Lunge zu trainieren, dann bleibt das Narbengewebe unflexibel und es wird mit der Zeit immer schwerer das Ruder rumzureißen. Also, muß ich die Zeit finden. Ganz einfach.

Ganz schön kalt

Ein Blick auf das Thermometer heute früh zeigt mir, dass der Herbst es ziemlich ernst meint. 2°C sind angezeigt und wir haben den Außenfühler im zweiten OG. Wahrscheinlich ist es auf der Strasse  unten noch kälter? Natürlich könnte das jetzt gut als Ausrede herhalten, aber welcher Sportler, außer vielleicht Beachvolleyballer, braucht schon Wärme? Ein Läufer sicherlich nicht. Außer bei Eis würde ich sagen, kann man bei jedem Wetter seine Runde drehen. Ich ziehe mich also an, statte mich mit entsprechender Technik aus, denn natürlich müssen meine geherischen Fortschritte unbedingt dem Freundeskreis bei Garmin zugänglich gemacht werden, und ziehe meine Schuhe an. Heute will ich die XCO’s mitnehmen und weil man die in den Händen hält, nehme ich auch Handschuhe mit. Ist wahrscheinlich bei 2°C sowieso keine allzu blöde Idee? Ich setze auch noch eine Mütze auf. Als Rummarschierer ist man ja auch dem Wind und dem kühlen Nebel, der über unsere Felder wabert, ausgesetzt.

Fiffi

Ich starte heute etwas später als Vorgestern und schnappe mir so nur die letzten dunklen Momente, ehe die Sonne es ganz hinter dem Wald hervorgeschafft hat und die Wiese, die komplett in frostiges weiß getaucht ist, anstrahlt. Obwohl sie sich heute ganz schön durch die Wolken durchkämpfen muß.

Um diese Zeit laufen unheimlich viele Hundeausführer hier herum. Ständig höre ich Fiffi komm her, Fiffi mach das, Fiffi bleib und Fiffi was auch immer. So ein Hund bekommt am frühen Morgen auch schon ganz schön Ansprache. Oder die ausführenden Damen, heute sehe ich tatsächlich keinen einzigen Herrn, schmieren schon mal ihre Bürostimme? Alle Fiffis von heute morgen haben auf jeden Fall kein nennenswertes Interesse an mir oder an den gerufenen Befehlen ihrer Frauchen und so kommt es, dass ich auf dem Hin- wie auf dem Rückweg ein und denselben Fiffi mit seiner immer verzweifelter werdenden Ausführerin auf dem Feld sichte und beide ein ziemlich komisches Bild abgeben. Fiffi will spielen, Frauchen wohl am liebsten heim aus der Kälte. Eine Einigung findet auf meinem Hinweg, wo das Spiel bereits zu Gange ist, und auf meinem Rückweg, bis ich vorbei gelaufen bin, nicht statt. Ist ja schließlich auch Freitag.

Rudelsport

Wir Rummarschierer treten ja normalerweise in Rudeln auf. Nur ich bin ein Einzelmarschierer. Auch heute treffe ich wieder einige andere Sportlerinnen und scheine mittlerweile wieder im Kreise derer aufgenommen zu sein. Ich werde von Joggern wie von Nordic Walkern gleichermaßen gegrüßt. Und das obwohl ich lediglich stramm marschiere und meine XCO’s schwinge und die ein schönes „ssshhht – ssshhht – ssshhht“ machen. Rechts und Links und gut hörbar. Das ist natürlich kein Vergleich zum monotonen „klack-klack-klack-klack“ der Nordic Walking Stöcke, aber trotzdem gehöre ich zum Kreis: Bewegung mit Geräusch und werde gegrüßt. Ich überhole ein paar Walker und freue mich, endlich zurück bei den Morgensportlern zu sein. Angekommen und aufgenommen, ja sogar irgendwie integriert, fühlt es sich an.

Erfolgreich aufgenommen

Mein durchschnittlicher Kilometerschnitt ist schon wieder gesunken, dabei hat es sich genau gleich angefühlt, wie schon vorgestern. Nur heute war ich fast 40 Sekunden schneller auf den Kilometer. Wie mir auf der Marathonmesse erst kürzlich irgendein Prominenter in einem Interview erklärt hat, als Anfänger macht man die größten Fortschritte und die geben am meisten Motivation. Tatsache. Heute verlängere ich meine Runde etwas und komme gut ausgepowert zu Hause an. Meine Uhr zeigt etwas über 3km an. Lächerlich auf der einen Seite und ein Erfolg zugleich, bei dieser Geschwindigkeit mit den Gewichten. Ich weiß kurz nicht, ob ich lachen oder weinen soll und entscheide mich dann aber für das Lachen. Ich bin auf dem richtigen Weg, egal ob einem anderen 3km lächerlich vorkommen mögen. Für mich war das heute prima, und darauf kommt es an!