Nach meinem Arbeitstag und einer spannenden Autofahrt über die A3 im hektischen Berufsverkehr treffe ich mich mit dem Zeugwart kurz zu Hause um mit ihm gemeinsam zum Arzt zu fahren. Wir sind beide gespannt, wie das Ergebnis des Lungenfunktionstests heute von der Ärztin bewertet wird. Immerhin habe ich seit dem Krankenhaus täglich mehrfach meinen Lungentrainer bemüht und irgendwie stirbt die Hoffnung ja zuletzt, dass das endlich mal ein Ende hat.

Die dunkle Seite der Macht

Im Büro lachen alle, wenn ich wie Darth Vader durch die Flure schreite und immer öfter vergesse ich es auch, weil mir der Lungentrainer mittlerweile total leicht fällt. Aber der Zeugwart erinnert mich und so schaffe ich es tatsächlich täglich auf die Atmung und die Lunge zu achten und den Widerstand über die Zeit komplett zuzudrehen. Training at it’s best halt. Bei dem Lungentrainer kann man, wie bei einer abzulaufenden Strecke, ziemlich genau die Fortschritte kontrollieren.

Arztbesuch

Die Ärztin druckt mir meinen Lungenfunktionstest von letzter Woche aus und nimmt als Vergleich den, den ich in diesem Jahr vor meinem Unfall bei ihr gemacht habe. Der alte Test ist der Richtwert. Zu dem Zeitpunkt war ich für den Ironman 70.3 Kraichgau in der Hochphase des Trainings. Es ist also natürlich ziemlich ambitioniert die Einsekundenluft (FEV1 – Die maximale Luftmenge, die forciert innerhalb von einer Sekunde ausgeatmet werden kann.) und die Vitalkapazität (VC – Die maximale Luftmenge, die nach möglichst tiefem Einatmen wieder ausgeatmet werden kann.) meiner Lunge jetzt schon damit in den Vergleich zu setzen. Trotzdem ist das die einzige Möglichkeit festzustellen, wie gut die Genesung schon voran geschritten ist.

Vergleiche ziehen

Ich habe ein gutes Gefühl, aber solche Gefühle können einen ja doch immer auch mal täuschen. Die Ärztin lächelt und nach ein paar kurzen Anfangsworten und einer Kontrolle meiner Narben, legt sie auch gleich los. All meine Werte sind besser geworden. Mein FEV1 liegt bei 3,21 wohingegen der Wert vor meinem Unfall bei 2,97 lag. Ich liege deutlich über der Norm mit dem erreichen dieses Wertes (deutlich drüber war ich allerdings auch schon davor) und kann mehr als zufrieden sein. Wer hätte das denn gedacht? Die Ärztin freut sich und ist über die Geschwindigkeit der Erholung ziemlich überrascht.

Viel hilft viel

Beim Lungentraining gilt anscheinend genau der Grundsatz, den der Aktive mir gleich zu Beginn der Physiotherapie klar gemacht hat. Viel hilft viel. Ich höre ihn noch, als wäre es gestern gewesen… atme durch den Lungentrainer, immer wenn Du kannst. Tief, ausdauernd und oft, hab das Ding immer dabei, eine Gelegenheit bietet sich immer. Und wie recht er hatte! Wunderbar.

Alle Werte, die man in dieser Auswertung ablesen kann haben sich seit meinem letzten Lungenfunktionstest verbessert. Der limitierende Faktor Lunge ist also Geschichte. Jetzt kann ich getrost und ausdauernd an der Kondition arbeiten. Laut Ärztin ist Stoßbelastung wegen der Rippen weiterhin zu vermeiden, wenn sie schmerzt (was sie derzeit noch tut), aber ich darf mit walken, schwimmen und Rollenradeln an meiner Kondition arbeiten. Ich darf Treppen steigen und wieder beginnen richtig schwere Sachen zu heben. Die Lunge kann den Druck ab. Und das Luft anhalten auch.