Leider sind die frommen Wünsche, die mir gestern, während das jüngste Tricampmitglied sein Weihnachtsgedicht voller Zuversicht dem Nikolaus vorgetragen hat, so für die Welt eingefallen sind, nicht in Erfüllung gegangen. Frieden wäre ja auch wirklich zu schön gewesen. Heute früh erfahren wir, dass die Türkei von einem Terroranschlag erschüttert wurde. Während wir unheimlich früh, für einen Sonntag im Winter, aufstehen und uns anziehen, erfahren wir allerdings nichts näheres. Wobei bei einem Terroranschlag ja Details sowieso nur schrecklich sind und viele Tote ähnlich viel Leid hervorbringen, wie nur einer, auch wenn uns die Medien oftmals glauben lassen wollen, dass es schlimmer ist, wenn mehr passiert. Dabei ist schon ein Toter durch so eine sinnlose Tat schrecklich genug.

Spendenschwimmen

Ich ziehe heute meinen Badeanzug schon mal unter meine Klamotten. Auf diese Art und Weise kann ich gleich im Bambados Schwimmbad direkt vor meinem Schrank aus den Klamotten springen und zum Becken gehen. Das lästige in den Anzug einsteigen entfällt und so spare ich Zeit. Zeit, die ich im Becken dringend benötige, denn die Tricamp Chefin hat 5km ausgelobt, die für einen guten Zweck erschwommen werden sollen. Für jeden Kilometer möchte Tricamp etwas für „Ein Herz für Kinder“ spenden. Von mir werden da zwar nicht viele Euros als Spende zusammenkommen, aber wie bei vielem, macht es ja die Masse und deshalb gibt es trotz früher Uhrzeit keine Möglichkeit zum kneifen.

Bambardos

Die Schwimmwilligen stehen bereits 15 Minuten vor der Öffnungszeit des Schwimmbades bereit und scharren mit den Hufen. Viele kennen sich aus dem Training und einige kennen wir sogar von der gestrigen Weihnachtsfeier. Pünktlich um 7h öffnet die Kasse und der Ansturm beginnt. Das Schwimmbad macht heute früh mit uns ordentlich Umsatz. Wir ziehen uns zackig um und sind bereits um kurz nach 7h gesammelt im Wasser. Hier beginnt jeder automatisch mit dem einschwimmen und zwar so lange, bis die Tricamp Chefin alle zusammenruft und die Name notiert. Die Schwimmer sind wirklich sehr diszipliniert.

Wie gemütlich!

Dann werden die Bahnen auf ihre Abgangszeiten eingenordet und ich verstehe nur Bahnhof. Da ich auch keine Ahnung habe, wie schnell ich so schwimme, ob das gleichmäßig ist und wie der Vergleich zu den anderen sich so darstellt, beschließe ich, dass ich mal besser ganz hinten schwimme. Ich lasse also alle vor und hänge mich bei einer der zwei Nixen in den Wasserschatten. Der ist aber gemütlich! Ich bin eigentlich immer zu langsam für Wasserschatten schwimmen, die Männer sind immer flotter und so muß ich entweder japsend ertrinken oder abreissen lassen. Erfreulicherweise habe ich mich in der Vergangenheit immer für abreissen lassen entschieden. Man muß auch mal Glück haben. An der Nixe kann ich gut dran bleiben. So schwimmen wir einträchtig hinter den Männern her, bis ich irgendwann vorgeschickt werde.

Fischschwänze

Die Nixen wollen sich an meine Füße dran hängen! Also das ist doch mal was. So eine Nixe kann ja per se gut schwimmen. Die gute stromlinienförmige Figur, die Sanftheit mit der sie durch das Wasser gleiten und der kräftige Beinschlag, alles Eigenschaften von Nixen und hier absolut treffend vertreten. Die Damen ziehen ordentlich durch, der Beinschlag ist ordentlich und ich frage mich, wie ich es schaffen soll, dass beide Nixen sich hinter mir nicht zu Tode langweilen. Aber probieren geht über studieren. Das war ja schließlich schon immer so. Und so wechsel ich an die erste Position und nun schwimmt Flusspferd vor Wassernixe und ich gebe mir Mühe Bauch und Po anzuspannen und mit einem ordentlichen Beinschlag wenigstens für etwas Vortrieb zu sorgen. Tatsächlich schaffe ich es so die Nixen hinter mir zu halten. Zwar nicht wirklich auf Abstand, aber das ist egal. Vorne ist vorne. Flusspferd vor Nixe. Der absolute Hammer!

Nach 1,5km mühevollen über Wasser haltens beginnt meine Schulter zu zwicken und meine Rippen machen mit. Ob aus Sympathie oder weil sie einfach lieber Nixenrippen als Flusspferdrippen sein wollen, weiß ich nicht. Es ist allerdings auch vollkommen unwichtig, weil zwicken bei Nixen und bei Flusspferden gleichermaßen unangenehm ist. Ich steige über die Leiter aus dem Becken aus und betrachte mir das muntere Treiben vom Beckenrand. Da das Bambados ausdrücklich jegliche Fotografien über Aushänge verbietet, verzichte ich darauf, die Nixen im Wasser abzulichten und entschließe mich statt dessen dazu, mich mit Lebkuchen, Apfelsinen und Spekulatius zu stärken. Ein Flusspferd hat ja ordentlich Masse, die nach so einer Schwimmeinlage natürlich auch wieder mit Energie versorgt werden muß. Das dürfte jedem klar sein.

Nachdem auch der Zeugwart kilometertechnisch seine Schuldigkeit ebenfalls getan hat, nutzen wir die schicke Infrastruktur des Bambados, duschen und ziehen uns an. Mit ein paar Minuten Überziehungskarenz entkommen wir sogar einer Nachzahlung und stehen so nach dem Frühschwimmen wieder auf dem Trockenen. Obwohl das nur teilweise stimmt, denn es regnet in Bamberg. Wo sich der Himmel gestern noch von seiner besten Seite zeigte, gibt es heute Wolken, Nebel und Regen. Aber gut, ein schöner Tag am Wochenende reicht ja auch. Wir fahren zum Hotel zurück, checken dort aus und erwähnen noch kurz, dass es in unserem Zimmer nur eiskaltes Wasser gab. Für uns dank morgendlichem Weihnachtsschwimmen nicht so schlimm, aber für alle anderen, die um 7h nicht ins Wasser hüpfen möchten, kann das unangenehm sein. Wir werden mit einem „Entschuldigung“ abgespeist, zahlen den vollen Preis und fahren in die Stadt zur gemeinsamen Nahrungsaufnahme mit den Tricampern.

Spekulatius gibt es nicht

Hier beim Kranen, direkt beim Rathaus, was mitten im Wasser steht, gibt es ein Café mit beachtlicher Kuchentheke. Kuchen ist nach dem Schwimmen ja immer gut geeignet um seine Energie aufzufüllen. Der Tonangeber und die Chefin sind mit ihrem Frühstück bereits fast durch, als wir das Café finden. Natürlich wird aus gesellschaftlichen Gründen aber trotzdem noch mal mitgegessen. Wir treffen unsere Kuchenauswahl und der Zeugwart wählt einen Frischkäsekuchen mit Spekulatius. Das Angebot ist zu dieser frühen Stunde noch groß und so sind wir mehr als überrascht, als die junge Kellnerin tatsächlich kurz nach der Bestellung an unseren Tisch tritt und feststellt, dass des Zeugwarts Kuchenwahl leider ausverkauft ist. Ach was. Das würde ja bedeuten, dass ganze 12 Stücke des noch nicht angeschnittenen Kuchens bereits vor der Bestellung vom Zeugwart verkauft worden wären. Unfassbar und ganz sicher keine Tatsache! Ich bin mir ziemlich sicher und schlage vor, dass sie die Anwesenheit des Kuchens in der Verkaufsvitrine doch am Besten noch mal überprüft.

Frisch geduscht

Und erfreulicherweise ist der Frischkäsekuchen mit Spekulatius auch wirkliich keine Atrappe und wird dem Zeugwart kurze Zeit später serviert. Er schmeckt sehr gut. Und weil der Tag mit Frühschwimmen und der anschließenden warmen Dusche ja schon ganz gut begonnen hat, setzt die junge Kellnerin noch einen drauf und übergießt den Zeugwart, den Tisch, den Boden, die Stühle und mich noch mit dem bestellten Latte Macciato. Ihre Erwähnung, dass es ihr leid tut kann ich nur mit einem „davon gehe ich aus“ quittieren. Sie wirkt wirklich unerfahren und heute scheint nicht ihr bester Tag zu sein. Der Zeugwart frisch geduscht, steht in Kaffee mit Milchschaum. Da einen schönen Menschen allerdings nichts entstellen kann, ist das egal. Ich dagegen sitze in Kaffee mit Milchschaum und kann nun prüfen, ob mir eine braune Hose auch gefallen würde. Erfreulicherweise ist Latte Macchiato ja nicht so extrem heiß, wie reiner Kaffee, so dass wir keine Verletzten beklagen müssen. Dafür bekommen wir eine komplette Tischreinigung inklusive Boden- und Stuhlabwischung. Und der Zeugwart natürlich ein neues Stück Kuchen und einen neuen Latte Macchiato. Die Kellnerin ist sichtlich erleichtert, dass wir keine große Sache daraus machen und lediglich unsere Witze über die Dusche reissen. Wenn eine Arbeitswoche so aufhört, dann kann die nächste ja nur besser werden.

Und unsere Waschmaschine wollte sich schon immer mal intensiver der Fleckenentfernung widmen und nicht nur unseren Sportklamotten. So können wir heute, wenn wir wieder daheim sind, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.