Nachdem ich den Sonntag tanzerfahrungstechnisch ganz gut weggesteckt habe und sich auch der Muskelkater in Grenzen hielt, wechsle ich zum regulären, regelmäßigen Balletttraining in einen Tanzraum der näher an daheim liegt. Und zusätzlich findet das Training auch Mittwochs statt, abends, wie es für Vollzeit berufstätige passend ist. So bleibt der Sonntag frei um bald wieder mit den Männern Fahrrad fahren zu können.

Der Übungsraum ist Mittwochs auch etwas größer, als am Sonntag und die Parksituation ist ebenfalls berufstätigkeits- und autofahrerfreundlich. Ich bin heute zu früh da, damit ich mich noch etwas orientieren kann. Lieber zu früh, als zu spät. Beim Ballett wird Disziplin schließlich groß geschrieben. Ich ziehe mir im Umkleideraum, der, wie schon der Flur, keinen Zweifel daran aufkommen läßt, wo man sich befindet, meine Laufklamotten an und beschließe, dass ich unbedingt noch den Dresscode erfragen muß.

Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es für Erwachsene kaum eine strikte Kleiderordnung gibt, aber man weiß ja nie. Sicher ist sicher. Wenn man schon keine tanztaugliche Figur hat, dann sollte man sich wenigstens outfittechnisch anpassen, finde ich.

Das Aufwärmen ist im Balletttraining immer ähnlich. Wir beginnen auf dem Boden und jede Muskelfaser wird nacheinander aufgeweckt. Bei meiner Mittänzerin, wir sind heute nämlich nur zu zweit, sieht es ähnlich ungelenk aus, wie bei mir, wohingegen unsere Lehrerin schon beim Aufwärmen grazil und geschmeidig aussieht. Jede ihrer Fasern sieht durchtrainiert aus und ist dabei, wie es bei einer Balletttänzerin eben ist, trotzdem schlank und zart.

An der Stange machen wir dann Übungsabfolgen und dabei lerne ich noch ein paar französische Vokabeln. Ständig wird sich neu aufgerichtet, der Bauch wird eingezogen und der Po wird angespannt. Wenn nur zwei Tänzerinnen im Raum sind, dann kann die Lehrerin wirklich sehr genau schauen. Und erstaunlicherweise stellt sie auch alle naselang fest, dass ich entweder die Schulter runter, die Knie hoch oder irgendein Körperteil anspannen soll. Als hätte sie sich mit dem Aktiven abgesprochen und wüsste genau,  wo das Athletiktraining von Nöten ist.

Nach der Trainingsstunde bin ich nass geschwitzt und freue mich auf’s Abendessen. Morgen wird es ordentlich Muskelkater geben, das weiß ich jetzt schon.