Auf dem Heimweg vom Frankfurter Halbmarathon bei dem wir heute Vormittag angefeuert haben, rufen wir den Windschattengeber an. Der wollte in diesem Jahr ein Frankfurt Hero werden, und drei Innenstädtische Sportveranstaltungen absolvieren. Wir wollten ihn heute anfeuern, aber konnten ihn auf der Strecke nicht entdecken. Und da uns aber jeder Läufer, der uns kannte entdeckt hat, weil der Zeugwart trötend am Straßenrand stand und unsere Teamoutfits ebenfalls recht auffällig sind, bin ich mir sicher, dass der Windschattengeber nicht mitgelaufen ist. Er hätte uns ganz bestimmt nicht übersehen können. Ist er womöglich radeln?

Wadenfrage

Ich rufe ihn also an und tatsächlich meldet er sich am Telefon und teilt mit, dass er nicht gelaufen ist. Ein Zwicken in der Wade hat ihn am Montag von seinen Plänen Abstand nehmen lassen. Wie ärgerlich. ein Frankfurt Hero weniger in diesem Jahr. Es ist einem aber auch nichts vergönnt. Der Windschattengeber will statt dessen heute mal einen lockere Runde Fahrrad fahren, weiß aber noch nicht, welche Strecke er in dem hügeligen Gelände, in dem er wohnt, nehmen kann um möglichst wadenschonend unterwegs zu sein. Schonendes radeln sozusagen.

Angebot

Und weil mich der Übermut packt, biete ich an, dass der Windschattengeber auch gerne mit dem Zeugwart und mir ein bischen Crosser fahren kann heute. Wir haben was die Strecken angeht ein bischen mehr Flaches im Angebot und von schnell oder anstrengend kann für die Männer, wenn sie mit mir unterwegs sind, ganz sicher auch keine Rede sein. Anstrengend liegt ja im Auge des Betrachters und die Männer sind auf jeden Fall besser trainiert als ich. Zumindest im Moment noch. Es wird noch ein paar Ausfahrten dauern, bis ich wieder in der Nähe bin.

Ich freue mich, als der Windschattengeber mitteilt, dass das ja eine tolle Idee und zusätzlich auch noch ganz genau seine Uhrzeit ist und er sich demnächst auf den Weg zu uns machen wird. Wie cool. Meine zweite Radtour in diesem Jahr und die dann gleich mit zwei Männern als Begleitung. Das könnte bald eng auf den Wegen werden, wenn ich mir nun jedes Mal einen weiteren Begleiter organisiere. Aber abwarten. Heute fahren wir erst mal zu dritt.

Aufbruch

Ich sortiere kurz ein paar Bilder vom heutigen Halbmarathon und dann ziehen der Zeugwart und ich uns auch schon um. Als der Windschattengeber klingelt, stehen wir bereits Gewehr bei Fuß und sind dann auch flott dabei die Räder aus dem Keller zu holen und uns die Helme auf den Kopf zu ziehen. Wir fahren als erstes ein bischen Strasse, der Zeugwart und ich können heute nämlich unseren Bürgermeister wählen und machen deshalb gleich mal Halt am Wahllokal. Hier werden wir mit großem Hallo und einer Feststellung zur Sportlichkeit empfangen. Die Wahlbeteiligung ist offenbar verschwindend gering, denn ganz ohne Wartezeit bekomme ich meinen Zettel in die Hand gedrückt, verschwinde für eine Sekunde hinter der Nummer 1 und bin dann auch schon wieder draußen.

Wenn doch alles so einfach wäre.

Unsere Strecke führt erst ein bischen über geteerte Wege, dann geht’s über Waldwege und Schotter. Ich fühle mich schon wieder ein gutes Stück sicherer als noch gestern und ich bin wirklich sehr froh, dass ich fahre. Wir sind wirklich langsam und gerade, wenn es etwas hoch geht, wie z.B. eine Autobahnbrücke oder eine kaum beachtenswerte Welle im Wald, hängen die Männer mich ab. Das haben sie früher wahrscheinlich auch schon gemacht, aber jetzt erklärt man natürlich alles durch den Unfall.

Wer Ausreden sucht, der findet auch welche.

Realistisch gesehen kann ich aber bestätigen, dass ich niemals schneller war, als die zwei. Unfall hin, Unfall her… die Kondition habe ich zwar noch nicht, aber ich glaube, dass ich auch mit Kondition hinter ihnen herfahren würde. Wir fahren eine schöne Runde durch den Wald. Ich bin teilweise auf Anschlag was die Puste angeht, aber von nichts kommt halt auch nichts und wenn man Kondition haben möchte, dann muß man halt trainieren. Ohne Training wird es keine Veränderung geben, dafür brauche ich auch noch nicht mal Trainer zu sein, das ist einfach klar.

Tanke voraus

Mir wird schnell klar, dass ich für unser Trainingslager mit Tricamp auf Mallorca ein Zelt einpacken muß. Wenn ich mir die Tankstelle ansehen möchte, dann wird das wohl nur mit Zwischenübernachtungen möglich sein. Aber egal. Die Tankstelle ist in diesem Jahr mein großes Ziel, denn grundsätzlich gehört sie zu jedem Trainingslager, das werden mir erfahrene Mallorcaradfahrer auch bestätigen. Der Zeugwart merkt allerdings berechtigterweise an, dass er selbst das Erreichen der Finca für mich derzeit als Herausforderung ansieht… denn um zur Finca zu fahren, muß ich einen Berg hinauf, der sich gewaschen hat. Wir werden sehen.

Für heute machen wir einen kurzen Fotostopp am Galgen und senden ein Bild an die Tricampchefs, damit sie wissen, dass der gute Vorsatz da ist und ich nun endlich auch wieder auf dem Rad sitze.

Und dann fahren wir heim zu uns. Mir tut auch tatsächlich fast alles weh. Ich bin eingerostet und nichts mehr gewöhnt. Aber ich bin zufrieden. Wir waren fast 20km unterwegs. Es war herrlich!