Der Flitzer hält sich heute beim schwimmen raus, aber er bringt uns bevor er nicht zum Training geht seine Kamera vorbei. Das nenne ich mal ziemlich coolen Service. Dass er allerdings haushaltliche Assistenzarbeiten unserem Schwimmtraining vorzieht finde ich selbstverständlich nicht gut. Wo soll das hinführen, wenn wir soziale Kontakte abseits der Schwimmhalle auf einmal wichtiger nehmen? Ich beschließe, dass ich niemals so sein möchte und wir marschieren in die Traglufthalle.

Schon in der Umkleide erlebe ich mein blaues Wunder, weil die Jugendlichen, die sich abtrocknen, weil ihr Schwimmtraining fertig ist, grüßen und ihre Sachen zur Seite räumen, damit wir auch Platz zum umziehen haben. Es geht ein Ruck durch die Gesellschaft. Zumindest wirkt das auf mich derzeit so. Kinder und Jugendliche grüßen auf einmal zurück, halten Türen auf und denken mit. Unglaublich. Oder ich bin alt und die Kategorie… „die grüßen wir mal besser“ aufgestiegen? Das kann natürlich auch sein. Obwohl mir der Gesellschaftsruck durchaus lieber wäre.

Fertig umgezogen verteilen wir uns munter auf die Bahnen und legen dann auch gleich überpünktlich los. Zwar gibt es von den Vorschwimmern, die die Stunde vor uns auf der Bahn rumplantschen, noch heftige Diskussionen untereinander, aber da wir nicht involviert sind, sind die uns auch egal. Trotzdem bin ich beeindruckt, wie lange man ganz offensichtlich über einen Trainingsplan im Schwimmen der nicht richtig, oder nicht komplett abgeschwommen wurde, debatieren kann. Ein Diskussionsstoff, der sich mir überhaupt nicht erschließt. Bei uns schwimmt jeder, wie er oder sie möchte und das ist auch gut. Nichts läge mir ferner, als einen von uns zu kritisieren, weil beim Trainingsplan etwas ausgelassen wurde.

Ich schwimme mich heute wieder ordentlich ein und beginne sofort beim einschwimmen damit die Rollwende zu machen. Zwar habe ich den Eindruck, dass ich damit langsamer bin, als mit anklatschen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wenn ich sie nie übe, dann werde ich logischerweise auch niemals schneller. Ich würde mir ohne üben dann quasi schon alleine die Möglichkeit nehmen schneller zu wenden. Und das geht natürlich nicht. Zumindest die Möglichkeit muß ich mir aufrecht erhalten.

Der Zeugwart nimmt mich zwischendurch mal unter Wasser auf, damit wir später beurteilen können, wo denn Verbesserungsbedarf besteht. Dass Bedarf besteht, ist logisch.

Zum Ende des Trainings, nachdem ich schon 2.000m auf der Uhr stehen habe, kommt noch der Advokat. Ein Arbeitskollege. Wir hatten im Büro die irrwitzige Idee heute Abend einen Delphin – Wettkampf über 50m zu schwimmen. Mein Tipp ist seit dem wir die Idee hatten klar. Egal wie schlecht seine Technik ist, er wird dank viel mehr Kraft auf jeden Fall vor mir anschlagen. Meine Kraft in den Armen und aus der Hüfte für den Beinschlag ist einfach kaum da. Ist aber egal, denn es geht ums Prinzip. Wir messen uns in einer Disziplin, die für uns beide eine Herausforderung ist.

Ich werde erste Frau. Der Advokat hält zwischendurch zweimal an und pausiert und schlägt trotzdem fast eine ganze Länge vor mir an. Aber ich schwimme komplett durch. 50m Schmetterling bzw. Delphin habe ich bislang erst einmal geschafft. Sehr cool. Und der Advokat ist deutlich geschaffter als ich… auch irgendwie cool.