Wer versteht das schon? Leute die keinen Triathlon machen, auf jeden Fall schon mal nicht, so viel ist klar. Heute früh klingelt der Wecker wie er es immer tut und der Zeugwart und ich packen Proviant, Kamera und Trommel und fahren in den Kraichgau. Im Land der 1.000 Hügel findet heute der Ironman 70.3 Kraichgau statt, bei dem ich letztes Jahr auch gestartet bin. Auf den ich letztes Jahr so lange hingearbeitet habe und der mich im letzten Jahr so richtig stolz gemacht hat. Einmal die Ernte des vielen Trainings einholen hat bei mir im Kraichgau geklappt.

Heute starten ein paar Freunde und natürlich rund 2.000 andere Triathleten, mit denen wir nicht direkt etwas zu tun haben. Manche werden wir sicherlich schon mal gesehen haben, aber die meisten sind doch Unbekannte. Aber sie sind alle gut trainiert und kommen hoffentlich alle wohlbehalten ins Ziel. Das ist das Wichtigste. Dabei ist dann auch jede Zeit egal.

Genau passend

Wir sind überpünktlich im Kraichgau und beziehen Stellung an der Radstrecke. Der Zeugwart hat die Trommel dabei, ich die Kamera. Ich bin gespannt, ob ich die Athleten heute ganz gut vor die Linse bekomme. Das Wetter ist super und die Perspektive vielversprechend. Die Profis starten im Kraichgau um 9h und wie erwartet sind sie nach etwas mehr als 30 Minuten dann auch bei uns und lassen sich prima ablichten. Der Favorit ist heute Sebastian Kienle und der läßt auch hier, kurz nach dem Schwimmen schon nichts anbrennen. Der Rolling Start der Altersklassenathleten soll für ein sichereres Schwimmen sorgen und zieht das Feld weitestgehend ganz gut auseinander.

Ironman

Das ganze Unterfangen sieht unheimlich anstrengend aus. Ich kann gar nicht glauben, dass ich selbst im letzten Jahr hier beim 70.3 Kraichgau mitgemacht habe und ins Ziel gekommen bin. Wenn ich mir das heute so ansehen, erscheint mir eine Wiederholung dessen mehr als unwahrscheinlich.

Unfassbar, wie fit diese Menschen alle sind. Der Zeugwart und ich verbringen heute viele Stunden an der Strecke. Erst beim Radfahren, dann beim Laufen. Der Zeugwart wird sogar für’s Radio interviewt, weil er so schön trommelt und die Akustik im Schatten unter der Brücke so hervorragend ist.

Die Stimmung rund um unsere Brücke ist überragend. Wir Zuschauer haben mächtig Spaß und die Athleten sind hier, kurz nach dem Schwimmen und noch vor dem Schindelberg auch alle blendender Stimmung. Kaum einer schaut allzu ernst, hier genießt jeder noch.

Ich habe einen kleinen Kloß im Hals. Wenn man alles versucht, dann kommt einem alles erreichbar vor. Wie ich jetzt hier an der Strecke stehe, merke ich, wie weit der Weg eigentlich ist und wie holprig und wie schwer. Es kommt mir schier unmenschlich vor, was die Athleten hier abliefern und trotzdem sieht es bei vielen leicht aus, als würden sie zum Brötchen holen fahren.

Im Anschluß ans radeln, stöbern der Zeugwart und ich etwas auf der Expo und ich kaufe mir einen neuen Badeanzug. Es ist nicht so, als hätte ich keinen, aber dieser von Arena sieht einfach wirklich hübsch aus und ist eine Nummer kleiner, als meine gesammelten Werke daheim. Und dann stellen wir uns in Richtung Ziel und Laufstrecke und verbringen hier den Nachmittag.

Ironman

Die Stimmung ist super, hier liegen Freud und Leid in der Mittagshitze wirklich nah beieinander und auch meine Gefühle sind erneut zwiegespalten. Zwischen „da will ich wieder hin“ bis zu „freu Dich, dass Du es einmal geschafft hast“ ist wirklich alles dabei.

Und beim Zieleinlauf verdrücke ich dann doch auch noch ein Tränchen…

Ziel Ironman

Am Ende des Tages bin ich fix und fertig. Ich habe nicht nur kaum Kondition, es ist zusätzlich heiß und wir waren bereits länger auf den Beinen, als die meisten Starter, die heute hier mitgemacht haben. Im Auto schlafen wir abwechselnd.