Fit genug für einen Triathlon bin ich nicht, sagt der Arzt. Der sagt ja ziemlich viel zu meinem Leben in letzter Zeit, so dass ich ihm heute das Gegenteil beweisen werde. Ärzte haben zwar oft recht, aber immer muß ja schließlich auch nicht sein. Ich habe deshalb vor Wochen entschieden, dass ein Zehntel des Ironman heute drin sein dürfte und mich zusammen mit 10 Freunden für den 10 Freunde Team Triathlon im Riedbad in Frankfurt angemeldet. Eigentlich kenne ich gar nicht alle 10, aber das ist egal, weil wir Sportskollegen sein werden und dann ist man sich automatisch sympathisch und das gilt als Freunde.

Nach dem ich gestern schon meine Tasche gepackt habe, verladen wir heute nur noch flott die Crosser ins Auto und bereiten unsere Radflaschen vor. Egal welche Distanz es zu absolvieren gilt, eine Radflasche hat man ja generell immer dabei. In Frankfurt angekommen, bereiten wir am Auto alles vor und rollen dann ganz locker zum Riedbad, in dem das Spektakel heute statt finden soll. Wir sind die ersten und warten gespannt auf unsere Mitstreiter, die dann auch zeitnah alle eintrudeln. Wenn ich heute schon nicht mit Leistung glänzen kann, dann zumindest mit ein paar Profitricks in der Vorbereitung und schon geht’s zum Rad Check in.

Einchecken

Hier wird man von einigen Helfern zielsicher durchgeschleust und betreut. Wirklich vorbildlich. Auch vollkommen Triathlonahnungslose bekommen hier beim Check in das Wesentliche erklärt und zahlreiche Fragen beantwortet. Der junge Helfer gibt sich redlich Mühe uns ordentlich zu leiten und so stellen wir flott unser Rad ab und legen unsere Sachen in die Umkleiden. Ausschließlich mit Badekappe und Schwimmbrille bewaffnet, verlasse ich die Wechselzone / Umkleide und bin irgendwie im Wettkampfmodus. Obwohl ich den so nie wirklich wahr genommen hab früher. Ich war immer ausschließlich aufgeregt. Heute ist das anders.

Heute starte ich ein Programm. Einiger meiner 10 Mitstreiter haben noch nie bei einem Triathlon mitgemacht und als erfahrene Wettkämpferin kann ich einige beruhigende Tipps geben. Ein schönes Gefühl. Madita und Lisabet sind zum anfeuern ins Riedbad gekommen. Das zeigt mal wieder, was wir im Triathlon Verein für eine coole Truppe sind. Da zählt ein Zehntel der Langdistanz genauso viel, wie der Ironman. Unterstützung ist immer da, egal, bei welcher Distanz. Das finde ich großartig.

Triathlon

Nachdem jeder noch mal auf der Toilette war und alle Wertsachen verstaut sind, begeben wir uns in den Vorstartbereich und warten, bis die Gruppe vor uns vollständig das Schwimmbadwasser verlassen hat.

Spaß

Dann dürfen wir vortreten und es uns auf Bahn 7 heimelig machen. Wir schwimmen uns ein bisschen ein und legen dann eine, hoffentlich sinnvolle, Reihenfolge fest. Die schnellen Krauler sollen vorne schwimmen, das sind der Neue und der Zeugwart. Der Fremdvereinsfan und der Angefixte teilen beide mit, dass sie ebenfalls kraulen und so beschließe ich der Männerkraft den Vorgang zu geben und mich hinter den vier Herren einzusortieren. Hinter mir wird ausschließlich Brust geschwommen, teilen die Athleten mit.

Gestartet wird beim 10 Freund Team Triathlon mitten im Becken. Immerhin sind 1/10 der Langdistanz zu absolvieren und das sind nun mal 380m. Und mitten drin aufhören geht ja schlecht. Macht also sinn, dass alle erst mal ein Stück auf der Bahn vorschwimmen um dann 8 mal abzuklatschen. Ich lasse meine Uhr mitlaufen, weil ich davon überzeugt bin, dass ich mich verzählen werde.

Schwimmen

Und tatsächlich bin ich auf Bahn 2 oder vielleicht auch 3 und denke mir, dass das jetzt sicherlich Bahn 4 ist. Oder doch erst Bahn 2? Hab ich überhaupt schon mal gewendet? Die Sache ist so zum scheitern verurteilt. Ich beschließe, dass ich, sobald mir der Zeugwart nicht mehr entgegen kommt, die Meterzahl auf meiner Uhr checken werde und dann wird es mir hinter den Herren zu langsam. Das hätte ich ja nicht gedacht.

Schwimmen

Ich überhole. Und weil ich grad am Zug bin, überhole ich zwei Herren auf einmal und fühle mich großartig. Klar ist, dass sie mich spätestens auf dem Rad oder sogar schon beim Wechseln einsammeln werden, aber für den Moment kommt es darauf nicht an. Ich überhole sie ausschließlich wegen meiner Wasserlage. An der Kraft kann es nicht liegen, davon bin ich überzeugt, es sind die Worte des Tonangebers und der Ratschlag der Chefin von Tricamp, die mich hier durchs Wasser pflügen lassen. Extrem zufrieden mit dem Wasser, der Welt und meiner Schwimmleistung steige ich nach 380Metern aus dem Becken.

Schwimmen

Der Positionswechsel ist ganz schön anstrengend. Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Offenbar verdrängt mein Gehirn wesentliche Bestandteile, wenn sie nicht ganz so angenehm sind? Ich wechsel wirklich langsam. Meine Socken anzuziehen und in meine Laufschuhe zu schlüpfen hat keinerlei Routine. außerdem ziehe ich mir ein Radtrikot an, damit meine Narbe bei den zwei weiteren Disziplinen vor der Sonne geschützt ist. Es geht leicht joggend durch die Wechselzone und ich merke meine Hüfte. Hier habe ich meinen Gurt nicht an und gleich zwickt es wieder. Hoffentlich ist das auf dem Rad gleich wieder weg. Wenn nicht, höre ich auf. Den Schmerz so zu übergehen ist dann einfach nicht empfehlenswert.

Rad fahren

Mit dem Crosser komme ich prima zurecht und im Wald geht’s mir nach ein paar Kilometern auch wirklich ganz gut. Die Hüfte schmerzt nicht, das Knie ist dank Bandage gut gestützt und ich trinke immer mal einen Schluck und esse was von den 32Gi Kaubonbons. Ich bin ganz schön geschafft. Dieses Schwimmen hat mich wirklich geschlaucht, so mit Kraft und Wasserlage schwimme ich ja sonst eigentlich nie.

Radfahren

Wir fahren heute 18km Rad. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es wäre jetzt 10 mal so viel zu fahren. Ich bin hier zwar nicht am Limit, aber ich merke die Belastung deutlich. Und im Wald ist es auch denkbar uneben, es gibt zahlreiche rutschige Stellen über Wurzelwerk und einige Kurven. Ich fahre bedächtig, aber nicht langsam. Wenn es eng wird, halte ich mich zurück und bremse lieber mal oder lasse rollen. Es ist unnötig jetzt was rausholen zu wollen. Ein Erfolg, entgegen aller Prognosen wäre es ja, wenn ich ins Ziel laufe. Dabei ist es egal, wie schnell. Zumal das Langsamste Ergebnis in der Teamwertung eh rausgestrichen wird.

Insgesamt bin ich erstaunt, wie gut ich durch den Radpart komme. Und noch mehr erstaunt bin ich darüber, wie toll meine Mitstreiter auf der Strecke unterwegs sind. Hier fährt jeder rechts und es wird nur zum überholen ausgeschert. Wenn ich mich an meine Zeit als Kampfrichter beim Ironman zurück erinnere, dann könnten die Ironmänner von den Hobbytriathleten die hier am Start sind noch einiges lernen. Hier gibt’s kein aggressives „rechts Gerufe“ weil es einfach nicht notwendig ist. Alle fahren rechts. Automatisch, weil sie das für selbstverständlich halten.

Ich komme nach 48Minuten in der Wechselzone an. Grundsätzlich wäre vielleicht auch schneller gegangen, aber als ich mein Rad schiebe und versuche zu joggen, merke ich gleich, dass die Luft raus ist. Meine Hüfte zwickt und überhaupt ist meine Kondition praktisch auf dem Rad verblieben. Ich schleppe mich in die Wechselzone, lege meinen Helm ab, ziehe meine Kappe auf und lege meinen Hüftgurt an. Dann versuche ich beherzt loszurennen und merke, dass der Hüftgurt über dem Anzug hin und her rutscht und eigentlich keinen Halt findet.
Laufen

Nach der ersten Runde, die ich hauptsächlich gehend absolviere, ziehe ich ihn aus und renne. Es zwickt ein bisschen, aber das ist zu ertragen. Ich hoffe, dass sage ich dann später auch noch. Als ich um die Kurve des Riedbad Areals biege, höre ich meinen Namen von weitem, meine 10 Freunde feiern mich, als wäre ich die Erste und hätte hier irgendetwas tolles gerissen. Meine Zeit ist unter aller Kanone und trotzdem werde ich mit Pauken und Trompeten ins Ziel begleitet, dass es mich wirklich schlucken läßt.

Zieleinlauf

Wir machen noch ein tolles Zielfoto und holen dann unsere Räder aus dem Bikepark. Ich bin total müde und geschafft. Wir rollen zum Auto und zu Hause falle ich nach dem Duschen praktisch sofort auf die Couch. Und ich schlafe sofort ein.