Die Woche ist vollgepackt. Voll mit Gefühlen und Gedanken und, als wäre das nicht schon genug, für einen angehenden Athleten, es kommt auch noch die Arbeit dazu. Zwar ist mein Chef was Sport angeht, mit seiner Einstellung relativ weit vorne, trotzdem bezahlt er mich natürlich immer noch fürs arbeiten und nicht dafür Sport zu machen. Ich versuche es aber dennoch, trotz Budgetplanung und Monatsabschlußvorbereitungen heute an den Langener Waldsee zu fahren.

Im Finanzbereich hat man irgendwie das ganze Jahr Saison und auch während einem Monat habe ich das Gefühl, dass es immer einen Abschluß entweder vor- oder nachzubereiten gibt. Schon verrückt eigentlich. Aber natürlich nicht zu ändern. Das hätte man sich halt einfach früher überlegen können.

Heute regnet es immer mal wieder. Sommer halt. Es ist nicht wirklich kalt, aber so richtig warm ist es auch nicht. Kommt mir vor, wie April, weil man gar nicht so genau weiß, was denn jetzt eigentlich mit dem Wetter passiert und wo die Wolken als nächstes ihre pralle Füllung abladen. Heute auf jeden Fall öfter mal vor meinem Bürofenster. Da tratscht es mehrfach so, dass man ausschließlich mit Regenjacke und Schirm rausgehen möchte, weil ansonsten alles durchnässt ist. Also bleibt man am Besten drin. Allerdings bleibt einem natürlich keine Wahl, wenn es einen Termin gibt.

Mit Regenjacke und Schirm begebe ich mich also durch den Platzregen zum Auto und fahre an den See. Hier hat die Wolkendecke aufgezogen. Wahrscheinlich fängt es aber erneut an zu schütten, wenn ich im Wasser bin, denn über den Segelbooten am anderen Ende, braut sich ordentlich etwas zusammen. Die dunklen Wolken sind wirklich beeindruckend. Ich spaziere zur Schlüsselabgabe, treffe den Windschattengeber, und gemeinsam gehen wir ans Ufer, quatschen noch ein bischen und wässern dann die Anzüge. Das Wasser ist heute gefühlt doch recht frisch, obwohl es eigentlich auch gut ohne Neoprenanzug zu ertragen wäre. Aber wann hat man schon mal die Gelegenheit zum Neoschwimmen? Eben. Also ausnutzen.

Ich schwimme heute eine kleine Runde und tatsächlich beginnt es ab der letzten Boje wie aus Eimern zu schütten. Beim Atmen kann ich die Tropfen richtig ins Wasser plumsen sehen. Sieht klasse aus. Ich beschließe eine Zweieratmung, weil es einfach so hübsch ist und es sich immer netter sporteln lässt, wenn was hübsch ist. Bis zum Strand habe ich fast einen Drehwurm. Zweieratmung ist wirklich schwierig für meinen Kopf. Am Strand mache ich eine kurze Pause, im Regen. Ich schaue mir das Geprassel eine Weile an und beschließe dann noch eine Runde zu schwimmen. Auf einem Bein kann man immerhin nicht stehen und ich habe auch noch Zeit.

Die Runde ist gefühlt länger, als die eben. Ausdauer habe ich also nicht so richtig. Aber ich überhole einige Mitschwimmer, die offensichtlich noch weniger Ausdauer haben als ich und schwimme dann in einem großen Pulk zurück zum Ufer. Hier springe ich flott aus meinem Anzug und dann hole ich meinen Autoschlüssel. Es hat mittlerweile wieder aufgehört zu regnen und die Sonne verabschiedet sich in die Dämmerung. Ich bin ganz schön müde, gut, dass das Essen, wie üblich, bereits fertig auf dem Tisch steht und ich nur noch losspachteln muß.