Wenn man einen Plan im Kopf hat, ist das das Eine. Manchmal schwirrt einem ja eine Idee ewig durchs Hirn, ehe man sie umsetzt. Und oft genug macht man es dann auch einfach gar nicht. Also das Umsetzen fällt dann einfach aus. Man lässt es sein, weil es entweder nicht passt, oder man doch Umsetzungsangst bekommen hat, oder weil man einfach immer mal wieder was vergisst. Vielleicht verdrängt der Kopf es dann auch? Ich weiß es nicht und selbst, wenn ich es wüsste, würde es die Tatsache nicht ändern, dass es eben nun mal so ist. Heute starte ich den Plan im Kopf mit einem Probeschwimmen.

Winterpläne

Ich habe mir für diesen Winter vorgenommen, am Schwimmen zu arbeiten. Vollumfänglich. Ich schwimme seit dem ich klein bin, habe Kraulen so nebenbei gelernt und schon zahlreiche Seminare und Workshops besucht. Ich weiß, wie man schwimmt und wie es idealerweise aussehen sollte. Ich schaue Videos, lese Bücher und Zeitschriften und arbeite mich durch zahllose Schwimmtrainingspläne im Internet oder von Bekannten. Ich habe fast jede Ausstattung daheim, die ein Triathlet für sein Schwimmtraining vermeintlich braucht, Paddles, Flossen in jeder Länge, Handschuhe mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern, Schwimmbretter, Pullbuoys und Gummibänder. Ich habe daheim ein Türreck eine unzählbare Anzahl an Badekappen und eine Schwimmbrille mit hellen Gläsern sowie eine mit getönten Gläsern. Der Grund, dass ich nicht gut schwimme muss woanders liegen. Die Ausstattung ist 1A. Trotzdem ist ein Probeschwimmen nicht zu ersetzen.

Grundsuche

Auf der Suche nach dem schnellen Schwimmen habe ich mich in den letzten Wochen also durchs Netz gearbeitet. Dabei habe ich meine Fühler tatsächlich in alle möglichen Richtungen ausgestreckt und bin von Pontius zu Pilatus rumgekommen. Ich habe mich mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinandergesetzt, und überlegt, was ich möchte. Denn eines ist klar, wenn ich so weiter mache, wie bisher, habe ich nicht wirklich eine Chance etwas zu verändern. Denn das was ich bisher mache, mache ich ja eben und das hat mit schnell nichts zu tun. Oder zumindest mal nicht viel. Und mit ausdauerndem Schwimmen auch nicht.

Ein Trainer muß her! Ich glaube, eine regelmäßige Trainerbetreuung ist für mich tatsächlich die Lösung. Ein Trainer, der mir sagt, wie es geht, was ich verbessern muß und der mich betreut im Sinne von regelmäßig drauf schaut. Ein Seminar oder ein Camp bringt mir nichts. Das habe ich ja bereits festgestellt.

Einfach machen

Es muß dauerhaft sein. Nicht täglich natürlich, und vielleicht auch nicht mehrfach in der Woche, aber der Trainer muß präsent sein und ich muß kontrolliert werden bzw. die Möglichkeit haben, dass ich Fragen stellen kann oder dass mir jemand etwas zeigt. Online Betreuung bringt mir da nichts. Der Trainer muß da sein, leibhaftig. Und weiß ich ja auch mal ein großer Triathlet werden möchte und der große Traum vom Ironman noch immer voll im Raum steht und sich nicht wegdrängen läßt, mache ich heute eine Probeschwimmstunde bei SchwimmGuru Vito. Der trainiert auch Patrick Lange und der kann offensichtlich gut genug schwimmen, dass es für Platzierungen ganz vorne im Triathlon reicht. Aber hallo. SchwimmGuru Vito und ich hatten bisher nur Email Kontakt und so bin ich sehr gespannt und aufgeregt, als ich heute ins Schwimmbad zum Probeschwimmen fahre.

Selten bin ich morgens so früh auf der Autobahn unterwegs. Meistens lasse ich den Verkehr fahren und bin dann auf der Strasse, wenn die meisten schon im Büro sitzen. Heute ist es anders. Ich fahre vor dem Verkehr und bin zeitig am Schwimmbad. Entgegen meiner Annahme finde ich auch sofort einen Parkplatz und habe somit einen wirklich ordentlichen Zeitpuffer. Ich werde mir zukünftig dann entweder etwas zu lesen mitnehmen und natürlich mit der Anreise noch ein bischen spielen. Als ich ins Bad gehe, lasse ich mir Zeit. Ich bin zwar häufig im Schwimmbad, aber nie alleine und vor allem auch nie woanders als gewohnt. Also arbeite ich mich erst mal ein, in die Materie neues Schwimmbad und als dann der Spind sortiert ist, marschiere ich geduscht zum Becken.

Schwimmtraining

Der SchwimmGuru ist schon da und trainiert mit zwei Damen. Respekt. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier im Wasser, geht’s auf deren Bahn mal so richtig ab. Geschwindigkeit vom Feinsten, ich bin beeindruckt. Ich schwimme mich ein paar Bahnen ein, ehe ich dran bin und dann legen wir auch schon los. Ich schwimme gar nicht schlecht, sagt er und natürlich gehe ich nicht unter, da hat er vollkommen recht. Allerdings komme ich auch nicht gut voran und bin schon nach ganz kurzer Zeit davon überzeugt, dass er mir helfen kann. Ich verstehe was er sagt, nicht nur, dass ich die Worte höre, sondern auch in dem Sinne, dass mein Kopf sie verarbeiten kann. Das, was er ansagt und das, was ich machen soll, kann ich umsetzen. Die Ansprache passt mir gut, die Erklärungen kommen an und ich habe ein gutes Gefühl bei diesem Probeschwimmen. Meine Anspannung nimmt ab, ich fühle mich wohl.

Wir arbeiten uns heute durch ein breites Spektrum an Übungen und ich bekomme einen wirklich guten Überblick, wie es denn so wird mit dem SchwimmGuru. Das Probetraining gestaltet er klasse, wir schwimmen oft gemeinsam nebeneinander her, wobei ich seine Geschwindigkeit natürlich selten halten kann, und er korrigiert oder gibt Tipps. Manchmal steht er in der Mitte und beurteilt von unter und über Wasser, ich mache im Prinzip nie etwas unbeobachtet. Vito erklärt viel und mir hilft das. Bei meinem Gedächtnis vergesse ich viele Sachen ja nach kurzer Zeit, aber ich glaube, seine Erklärungen werden haften bleiben.

Keine Schmerzen

Die Trainingsstunde vergeht wie im Flug. Zumindest für meinen Kopf. Meine Muskeln merke ich, weil sie sich angestrengt haben, aber ich habe keine Schmerzen. Auch die operierte Schulter zwickt nicht, aber der ganze Claudikörper freut sich auf die warme Dusche. Laß Dir Zeit, hat Vito am Ende gesagt, und damit sicherlich nicht realisiert, wie geschafft ich bin und dass ich mich vom Prinzip her wahrscheinlich eh gar nicht wirklich beeilen könnte. Als ich dann tatsächlich arbeitstauglich angezogen und vollumfänglich abgetrocknet durch das Drehkreuz spaziere, setzen wir uns noch mal kurz zusammen. Wie es war, möchte er wissen, und ich bin ehrlich: Ich glaube, dass ich gut bei ihm aufgehoben bin. Nicht nur, weil er auch Profis trainiert, sondern, weil er einen guten Draht in mein Schwimmgehirn gefunden hat. Ich glaube, dass ich hier wirklich etwas lernen und er mir gut dabei helfen kann, schneller zu schwimmen. Wir einigen uns darauf, dass wir es schwimmtechnisch zukünftig gemeinsam probieren möchten und ich laufe im Regen zurück zu meinem Auto.

Auf den Muskelkater morgen und übermorgen, bin ich bereits heute gespannt.