Nachdem wir in unserem Hotel leider mit den anderen Gästen mehr als Pech hatten und es die halbe Nacht lärmend auf Fluren und Gängen zur Sache ging, klingelt der Wecker um 5:30h. Wir wollen um 7h im Schwimmbad sein und weil der gestrige Lauf bei mir ganz schön auf die Kondition ging, muß ich da etwas Vorlauf an den Tag legen. Natürlich schaffen wir es überpünktlich zum Schwimmbad, allerdings ist der Tonangeber in diesem Jahr tatsächlich schon da, etwas müde sieht er allerdings aus.

Ich bin blitzschnell umgezogen und dann auch gleich im Wasser. Und weil jeder Meter zählt, drücke ich besser auf meiner Uhr auch gleich mal auf Start. Nicht, dass da was verloren geht, ist ja irgendwie auch vorprogrammiert, dass ich mich verzähle. Immerhin ist es wirklich noch früh am Tag. Aber dank modernster Technik, geht tatsächlich kein Meter verloren, als ich einen ersten Zwischencheck mache. Dann überlasse ich das Zählen der geschwommenen Meter meiner Uhr und konzentriere mich auf die Technik und die Geschwindigkeit.

Meistens schwimme ich recht entspannt hinter Sarabi her, weil sie ordentlich Wasserschatten gibt und ich super hinter ihr bleiben kann. Ab und an macht sie eine Kontrollpause am Beckenrand und ich schwimme weiter, so dass sie sich theoretisch hinter mir in den Wasserschatten hängen könnte. Wenn das passiert, dann benutze ich meine Füße absichtlich mehr, als normal, und erinnere mich an die Anweisungen zur Beinarbeit vom SchwimmGuru, die er mir gegeben hat. Einfach nur wie Füße „ausschütteln“, nichts großes, aber sehr effektiv. Nicht nur für meine Hinterherschwimmer, sondern auch für meinen Vortrieb.

Ich schwimme heute 1.000m kontinuierlich in 18 Minuten. Ohne große Anstrengung und ohne nennenswerte Pausen. Ich schwimme einfach immer hin und her, überhole ab und an mal jemanden, weil ich einfach schneller bin, als wenn man versucht Rücken zu schwimmen, und kann mich über manche Schwimmverhaltensweisen nur wundern. Es ist hier, wie überall… warum schwimmen Leute einfach vollkommen unpassend mitten auf einer „schnellen“ Bahn Brust oder Rücken, mit einer nachweislich schrecklich langsamen Geschwindigkeit? Warum passiert das? Geht’s da ums Prinzip? Weiß ich nicht, ist auch ein absolut unlösbares Thema, aber es passiert offenbar überall auf der Welt.

Bambados

Meine zweiten 1.000m passieren wieder in ganz genau 18 Minuten. Irgendwie auch wieder witzig, wenn auch nicht sonderlich flott. Ich stoppe meine Uhr und schreibe 2.300m auf die Spendenliste. Dann wechsle ich die Bahn, weil ich noch ein paar Bahnen Technik üben möchte, wo ich schon mal im Wasser bin. Zusätzlich möchte ich auch noch ein bisschen Schmetterling schwimmen, und im Gegensatz zu den Menschen, die einfach unpassend auf der Bahn ihre Schwimmexperimente durchziehen, nutze ich den nicht abgetrennten Bereich des Schwimmbeckens. Hier ist Platz und tatsächlich vergewissere ich mich, dass ich hier möglichst keinem in die Quere schwimme. Ich schwimme hier also ein paar Bahnen meine Übungen, und sogar das Rumflattern des Schmetterlings mit und ohne Atmung klappt bei mir heute ganz hervorragend.

Und dabei habe ich noch nicht mal Flossen an. Das ist ja ein Ding! Aber wir wollen es auch nicht übertreiben, und so gehe ich zeitig unter die Dusche, während der Zeugwart einfach so mal 4km schwimmt und sich dabei auch gar nicht großartig anstrengen muß. Er schwimmt mit der Chefin und dem Tonangeber auf einer Bahn und weil die schlau sind, wird sich immer abgewechselt, wer vor schwimmt. Und so können sich die anderen auch prima im Wasserschatten ausruhen. Mit Tricks kann man überall arbeiten.

Unter der Dusche versuche ich aus meinem eingefrorenen Shampoo etwas rauszupressen und beschließe, dass das Duschgel, was zu meinem Erstaunen noch mit einem flüssigen Aggregatzustand aufwarten kann, auch zum Haare waschen tauglich ist. Im Anschluß, als alle Tricamper wieder aus dem Wasser draußen sind, alle Haare geföhnt und alle Nachzahlungen zur Schwimmzeit erledigt sind, fahren wir in die Stadt zum Frühstück. Und während wir da alle so zusammen sitzen, Rookies aus dem Tricamp Projekt, erfahrene Kurzdistanzathleten und gestandene Ironmänner – und Frauen, schmieden wir Wettkampfpläne und freuen uns schon auf ein baldiges Wiedersehen.

Tricamp

Und was schmiede ich? Zum Wettkampfpläne schmieden, ist es noch etwas früh. Sarabi hat mir gestern geraten, ein paar Zwischenziele einzubauen, weil das ja jetzt mit den 5km auch ganz hervorragend geklappt hat. Ich bin nach wie vor schmerzfrei, übrigens! Also lasse ich die Wettkampfplanung sein und nehme mir als nächstes Ziel die weitere Steigerung meiner Laufdistanz vor. Das nächste Ziel sind 8,5km. Auf der Arbeit ist die übliche Mittagspausenrunde nämlich 8,5km. Das ist für meinen Kopf absolut erreichbar, und was mein Kopf erreichen kann, das kann mein Körper auch. Früher oder später zumindest.

Nachdem der Zeugwart und ich uns ordentlich vollgefuttert haben und fast alle Wettkampfwünsche für das kommende Sportjahr besprochen sind, fahren wir durch eine vollkommen verschneite Winterlandschaft zurück ins Rhein-Main-Gebiet, wo uns gute 5cm Neuschnee erwarten. Unfassbar, dass Bayern uns grün verabschiedet hat. Einmal mehr stellen wir fest, wie schön der Zeitvertreib mit Gleichgesinnten ist, wie toll Triathlon die unterschiedlichsten Menschen verbindet und wie sehr wir uns darüber freuen, Teil dieser Tricamp Familie zu sein.

Ich merke langsam den aufkommenden Muskelkater und freue mich auf unser gemütliches Sofa. Ob ich meinen Badeanzug heute noch auf die Leine hängen kann, muß ich spontan entscheiden… wahrscheinlich werden meine Arme es überhaupt nicht auf Leinenhöhe schaffen?