Trotz noch andauernder Winterferien ist im Rhein-Main-Gebiet die verkehrsarme Saison vorüber und die Straßen sind schon wieder gut voll. Vor allem fällt mir das heute auf, wo ich mich zu fast schon nachtschlafender Zeit auf die Straße begebe um zum Schwimmbad zu fahren. Schwimmen in der Region ist nicht ganz so einfach, aber sicherlich wesentlich leichter, als in vielen anderen Regionen in Deutschland. In Frankfurt gibt’s einige Schwimmbäder, wenige davon haben gespannte Bahnen und noch weniger bieten ein Publikum, dass seine schwimmerische Leistungsfähigkeit bahnenkompatibel einschätzt.

Viele Schwimmzeiten sind für Vereine geblockt, so dass die breite Öffentlichkeit sich in den Zeiten dann gemeinsam im Becken tummelt. Gerade am Anfang eines jeden Jahres ist es sowieso, den guten Vorsätzen entsprechend, voll in jedem Fitnessstudio und natürlich auch im Schwimmbad. Als ich heute ans Becken trete, ist hier wirklich ziemlich viel los. Ich frage deshalb Walter Mitty, der bereits seine Bahnen zieht, ob ich mit ihm zusammen auf seinem erschwommenen Meter hin und her schwimmen darf. Erfreulicherweise ist das kein Problem und schon geht’s los.

Walter Mitty hat sich eine der motivierendsten Bahnen im Becken ausgesucht, die es heute gibt. Es ist die Bahn direkt neben Elvis. Elvis, volltätowiert, kennen wir nicht. Nur aus dem Becken und in Badehose. Die Frisur bzw. Haarpracht, im nassen Zustand, läßt auf jeden Fall einen Rückschluss auf die Nähe zum King of Rock n’Roll zu, weshalb meine Mittwochstrainingsgruppe ihn Elvis nennt. Elvis schwimmt extrem motivierend. Ich überhole ihn schon beim einschwimmen, obwohl er kraftvoll -aber ohne Vortrieb- krault, und Walter Mitty schafft es sogar ihn mit „nur Beine“ einzusammeln.

Ich liebe es neben Elvis zu schwimmen. Ich fühle mich schnell, muskulös und top trainiert. Ich habe einfach ein extrem gutes Gefühl. Mein Plan heute fordert all meine Kräfte. Der SchwimmGuru hat kein Mitleid, weil gut schwimmen nur von gutem Training kommt und er sowieso keinen Grund hat zaghaft zu sein. Immerhin will ich ja trainieren. Er kann es ja.  Die Umstellung meiner Schwimmtechnik von „geht nicht unter“ zu „kommt gut voran“ ist total schwer. Eingeschliffene Bewegungsabläufe zu ändern ist nie einfach, aber ich habe das Gefühl, dass ich mir hier noch besonders kompliziert anstelle. Ob das wirklich nötig ist? Also die Umstellung auf alle Fälle, aber das „anstellen“? Nun ja.

Da ich auch irgendwann im Büro in Erscheinung treten muß, beende ich das Schwimmtraining mit einem relativ kurzen Ausschwemmen und spaziere unter die Dusche. Hier kommt ein letzter kläglicher Rest aus meinem Duschgel und ich frage mich, ob in diesen Duschgels per se nur wenig drin ist, oder ob ich die Flasche einfach oft benutzt habe. Dann ziehe ich mich an, mache mein Deo leer und stelle fest, dass auch aus dem Haarspray nichts mehr rauszuholen ist. Unglaublich, dass sich alle Tiegelchen, Töpfchen, Tuben und Dosen gegen mich verschworen haben. Ich hinterlasse unglaublich viel Umverpackungen im Schwimmbad und mache mir eine Notiz, damit ich das Auffüllen nicht vergesse.

Ganz ohne dazustehen ist praktisch so schön, wie mit leeren Behältern.