Obwohl der SchwimmGuru heute eigentlich auch schon früher mit unserem Training anfangen könnte, weil mein Vorschwimmer abgesagt hat, bleiben wir bei unserer üblichen Uhrzeit. Der Verkehr im Rhein-Main-Gebiet ist mir dafür einfach zu unsicher. Ich will den SchwimmGuru auch nicht ans Becken bestellen und dann selbst zu spät kommen. Da schwimme ich mich lieber etwas ausgiebiger ein, wenn ich Zeit habe.

Als ich heute ans Becken trete ist eine virtuelle Bahn frei. Abgespannt ist keine, die Leinen werden hier nur für die Abtrennung der Schulkinder im Schwimmunterricht genutzt, aber heute ordnen sich die Schwimmer sehr akkurat einem nicht vorhandenen Liniengefüge unter. Das liegt vor allem daran, dass die Nixe von gestern, die entgegen jeglicher gesellschaftlicher Ordnung einfach vollkommen frei von jedem Zwang kreuz und quer durchs Becken schwimmen, bisher noch nicht mit Anwesenheit glänzt. Ich ordne mich zwischen zwei Herren ein.

Einer davon hat einen eingeschweißten Trainingsplan im Din-A-4 Format, eng beschrieben, schätzungsweise in Schriftgröße 10, Arial Narrow. Darauf sind so viele Linien, dass ich es für schlichtweg unmöglich halte, alle innerhalb von einer Trainingseinheit abzuschwimmen. Während ich mir darüber Gedanken mache, ob dieser laminierte Plan für mehrere Wochen gilt, oder heute tatsächlich komplett abgeschwommen wird, sehe ich, dass am anderen Ende des Beckens ein Herr Klimmzüge am Startblock macht.

Ahja. Auf seiner virtuellen Bahn liegen auf meiner Seite auch Hanteln in verschiedenen Größen. Das verspricht ein Spektakel zu werden. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Trainingsmethoden dem SchwimmGuru später sicherlich auch ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern werden. Bis dahin schwimme ich mich ein, mache ein paar meiner bekannten Technikübungen und fühle mich dann für die heutige Trainingseinheit ganz gut vorbereitet.

Mit dem SchwimmGuru machen wir heute Übungen zur Orientierung und schwimmen einarmig. Bis ich da den Rhythmus drin habe, dauert es. Manchmal verstehe ich es einfach nicht. Da bin ich dann aber wirklich froh, dass der SchwimmGuru mit mir im Wasser ist und niemals müde wird, mir ständig vorzumachen, was ich mache und wie es richtig sein soll. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in Eigenregie, mit Hilfe von Beschreibungen aus Magazinen oder mit Videos hier rumdoktern würde, wäre das bei mir zum scheitern verurteilt.

Vor allem, weil ich häufig ein gigantisch gutes Gefühl habe und trotzdem nicht voran komme. Oder nach Aussage der Beobachter, sei es der SchwimmGuru oder der Zeugwart, überhaupt gar nicht das mache, was angesagt war. Irgendwie freue ich mich, dass meine Entscheidung einen Schwimmtrainer zu engagieren so eine Gute gewesen ist. Manchmal habe ich nämlich auch ziemlich beknackte Ideen. Die mit dem SchwimmGuru gehört aber nicht dazu.

Leider verfalle ich beim orientieren zurück in alte Muster. Das zeigt mir, dass ich eigentlich noch öfter schwimmen gehen sollte. Aber gut, Schwimmhäute anzusetzen ist ja auch keine Lösung und ich habe ja im Tricamp Rookie Projekt auch noch andere Trainingseinheiten. Ich muß einfach probieren das Beste aus den möglichen Schwimmtrainingseinheiten rauszuholen. So einfach ist das. Nach ein paar Bahnen verstehe ich auch den Sinn der Technikübung zur Orientierung. Die Erklärungen des SchwimmGurus sind eben astrein.

Bewaffnet mit neuen Erkenntnissen fahre ich heute ins Büro. Meine Arme sind müde, aber ich bin hochzufrieden. Und darauf kommt es an.