Ab und zu wird es für einen Triathleten Zeit Eckdaten zu messen, den Standort zu bestimmen und festzulegen, wohin die Reise gehen soll. Gut, wohin meine Reise geht ist so denkbar klar, dass ich dafür überhaupt gar keine Hilfe brauche. Ich habe den Zieleinlauf von einer Langdistanz beim Training recht oft vor Augen. Beim Schwimmen, wenn es anstrengend wird, denke ich daran und beim Lauftraining sowieso. Trotz des vielen denkens ist die Medaille aber noch ganz schön weit weg.

So wirklich richtig weit.

Obwohl ich mir sicher bin, wenn ich irgendwann mal ins Ziel gelaufen bin, wird sich gar nichts geändert haben, außer, dass ich dann eben im Ziel bin. Alles andere wird genau gleich sein. Viel ändert sich nicht und doch ändert sich alles. Ich bin gespannt. Ich weiß also, wohin die Reise geht, aber wie es im Moment um meinen Fitnesszustand inklusive der zugehörigen Eckdaten bestellt ist, da gibt es zahlreiche Spekulationen. Vor allem, weil ich selbst finde, dass ich extrem unfit bin.

Gerne wieder

Aber ich bin ein Verfechter der „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ Methodik und deshalb sind mir Spekulationen nicht so wichtig.

Ich mag es, wenn man Profis ranläßt. Jeder kann irgendwas am Besten oder hat seine Spezialitäten.

In vielen Bereichen wende ich mich seit Jahren an die Herren von iQ athletik in Frankfurt. Hier mache ich seit Jahren meine Leistungsdiagnostiken und fühle mich immer gut beraten. Ich bekomme genau erklärt wo ich stehe und wie ich sinnvollerweise weitermache um woanders hinzukommen. Heute bin ich wieder mal hier. Ich komme selbstverständlich verkleidet, weil Rosenmontag ist und ich das angebracht finde. Wo kämen wir denn da hin, wenn man sich noch nicht mal mehr am Rosenmontag verkleiden dürfte? Ich fahre also bereits als Cowboy verkleidet zum Trainingsinstitut und werde von den anderen Verkehrsteilnehmern mehr als einmal närrisch angemessen begrüßt.

Wunderbar, diese Frankfurter!

Bei iQ athletik klingel ich und Rainer Kraus von Blende 13 öffnet mir die Tür. Und tatsächlich schaut er erst mal etwas verdutzt und dann ist alles klar. Er ist heute Teil meiner Leistungsdiagnostik, denn für sein Fotoprojekt „Habe die Ehre“ möchte er auch mal jemanden, der nach ganz kurzer Zeit vollkommen am Ende ist ablichten. Und nicht nur die Profis.

Leiden können wir alle, aber erfahrungsgemäß komme ich diesbezüglich schneller zum Punkt.

Zumindest hier auf dem iQ Athletik Laufband. Während das Licht eingestellt wird bekomme ich die Anweisungen, wie ich später, wenn ich vom Laufband komme zu stehen habe und vor allem wo. Im Fotoprojekt geht es darum die Sportler direkt nach dem Leistungstest zu zeigen, vollkommen am Ende ihrer Kräfte, pur, ursprünglich, ohne SchnickSchnack, ohne die Möglichkeit noch was rauszuholen. Einfach so, wie sie eben fix und fertig vom Laufband steigen. Das finde ich großartig. Es ist wie im Startfeld eines Triathlons, alle sind gleich. Wenn man sich vollkommen verausgabt, dann haben alle das gleiche Level. Ich bin gespannt, ob ich wirklich so fertig aussehe, wie ich mich im Anschluß fühle.

 

Erfreulicherweise setzt man hier nie etwas voraus.

Ich bin, wenn ich mir die anderen Sportler, die hier sonst so auf dem Laufband im Institut rennen vorstelle, eine derer, die wahrscheinlich mit am erfolglosesten trainiert. Ich habe zwei schwere Rückschläge mit den Fahrradunfällen hinnehmen müssen und beide Male quasi wieder bei praktisch Null begonnen. Aber immerhin war aufgeben bisher keine Option, das hätte auch anders kommen können. Obwohl ich also diese Spiro schon mal gemacht habe, bekomme ich alles noch mal erklärt. Ich hätte mich sowieso nur bruchstückhaft erinnern können.

Wir steigern heute kilometerweise, ich muß die Geschwindigkeit also immer 1,5 Minuten lang laufen. Anfangs kann ich gehen, aber schon bei 6km verfalle ich lieber in einen Trab, als mir die Füße beim gehen zu verknoten. Trab gibt es ja flott, flotter und dann heißt es laufen. Jede Geschwindigkeitsveränderung bekomme ich ein paar Sekunden vorher angesagt und für mich klappt die Anpassung auch ganz prima. Natürlich wird es mit jeder Geschwindigkeitsveränderung auch immer anstrengender, das ist ja der Sinn der Sache und schon recht zügig sagt der Experte, dass er alle notwendigen Werte jetzt bereits ermitteln kann. Aber ich kann noch eine Stufe, ich bin ganz sicher.

Und die laufe ich dann auch.

Nicht locker und auch nicht einfach so, aber ich laufe sie. Die Geschwindigkeit ist nicht der Rede wert, das ist klar, aber für mich ist es trotzdem eine Leistung und ziemlich anstrengend. Alles, was Rainer Kraus mir vorher gesagt hat, versuche ich mir jetzt wieder hervor zu holen.

Irgendwas von Bodenmarkierung, aufrecht stehen und nicht umkippen wurde gesagt.

Ach und ich soll mein Shirt ausziehen. Da ich ein Radtrikot trage, ist das kein Problem. Hoffe ich. Da kann ich den Reißverschluß öffnen und fertig. Und tatsächlich klappt es dann auch ganz gut, als die Stufe beendet ist. Der Experte stöpselt mich ab, ich kippe nicht um und ich schaue in die Linse. Also ob jemand dieses Foto ansehen möchte, wage ich ja wirklich anzuzweifeln, aber der Sinn der Ausstellung und die gewünschte Erschöpfung die sich auf dem Athletengesicht wiederspiegeln soll, habe ich ganz klar liefern können.

Nach der Erholung

Die Besprechung meiner Eckdaten und Werte erfolgt nach dem bewährten Prinzip. Klare Erklärungen und für mich absolut verständliche Fakten gepaart mit ein paar motivierenden Zusätzen. Genau so, wie ich es brauche. Mein Körper funktioniert trainingstechnisch erstaunlich gut, obwohl ich natürlich lange nicht dort bin, wo ich gerne wäre. Ich bin aber auch schon lange nicht mehr da, wo ich nach dem Unfall gewesen bin. Das gefällt uns allen. Ich definiere auch hier noch mal ganz klar meine Ziele, obwohl die Experten hier wahrscheinlich als allerletztes daran zweifeln würden, dass ich ihnen irgendwann mal eine Ironman Medailie präsentiere.

Mit meinen neuen Werten, meinem Cowboyhut und meinem Lasso bewaffnet, begebe ich mich zurück ins Büro. Auch am Rosenmontag wollen schließlich noch ein paar Zahlen hin und her jongliert werden.