Ich fahre heute ausschließlich deshalb zum Schwimmbad, damit Walter Mitty nicht alleine von unserer Trainingsfrühsportgruppe dort ist. Ich bin ansonsten nicht besonders motiviert und zusätzlich auch etwas müde. Es ist zudem nicht mehr ganz so verlockend, morgens im Hallenbad zu schwimmen. Vielleicht ist die sportliche Lust auch raus? Zu viel schwimmen in der letzten Zeit vielleicht?

Morgens ist dort im Hallenbad immer gefühlt ein kalter Krieg, Brustschwimmer gegen Krauler, Sportler gegen Senioren, die Einen treten, die Anderen spritzen, ein schönes Miteinander findet vom Prinzip her niemals statt. Es ist ähnlich, wie wenn man mit dem Rennrad am Wochenende einen für Fahrradfahrer freigegebenen Fußgängerweg benutzt. Hundehalter, Kinder, Spaziergänger, Jogger, andere Radfahrer und dazwischen eben der Rennradfahrer, der im stereotypen Idealfall noch auf seinen Schnitt bedacht ist. Keiner hat Spaß auf so einem freigegebenen Fußgängerweg.

Und im Hallenbad ist es derzeit genauso. Anscheinend wird es Zeit für das Freibad? Damit wir uns alle mehr verteilen können? Ich weiß es nicht. Heute ist es auf jeden Fall so voll, dass ich das Unheil schon ahne, als ich in die Schwimmhalle eintrete. Wer hier nicht tiefenentspannt ist, der regt sich in einer Tour auf. Und wer etwas gegen nasse Haare hat, der hat hier ebenfalls nichts zu lachen. Bunt gemischt, aber doch mit einer geteilten Tendenz zwischen denen, die ausschließlich Brust schwimmen, oder bei denen jeder andere Schwimmstil nach Brust aussieht, und denen, die ihre Trainingspläne inklusive zahlreicher Trainingsutensilien, wie Pullbuoy, Schnorchel und Paddels, am Beckenrand auftürmen.

Die Kluft ist riesengroß. Eine Bahn zu erobern ist heute nicht mein Ding. Ich schwimme mit möglichst wenig rumgespritze einfach mal Strecke und achte auf die Technik. Als Walter Mitty und ich uns kurz am Rand austauschen, bekomme ich einen Fuß ab, erwähne gegenüber der Besitzerin, dass ich hier ja stehe und es schön wäre, wenn sie mich nicht treten würde und bekomme als Antwort, dass ich, wenn ich so fett bin, dass ich so viel Platz brauche, doch woanders hingehen soll.

Die Absenderin dieser frohen Botschaft ist deutlich älter als ich und hat ganz offensichtlich einen ziemlich schlechten Tag. Erfreulicherweise lasse ich mich nicht anstecken, überlege aber doch kurz ein Fass zu öffnen. Aber ich lasse es zu, erwähne aber kurz, dass ich offenbar zugenommen habe und das das Niveau anscheinend mit dem Alter sinkt, und dann schwimme ich weiter. Die Brustschwimmer haben hier auch wirklich kaum eine Chance, denn wenn ich kraulend vorbei schwimme, dann gibt es nun mal Wellen und die zahlreich geführten Gespräche werden unterbrochen. Der Krauler hat allerdings auch nicht wirklich Freude, wenn ständig jemand die Bahn kreuzt.

Ich schwimme heute nicht so lange wie sonst, weil ich dank des Verkehrs heute früh, der laut den Verkehrsnachrichten ohne Verzögerungen lief, später als gewöhnlich im Wasser bin. Unter der Dusche merke ich trotzdem den ankommenden Muskelkater, wahrscheinlich, weil ich mich aus Angst getreten zu werden öfter verkrampft habe, als sonst? Dieser Zustand im Schwimmbecken ist einfach nicht sonderlich schön, für keinen, da bin ich sicher.