Meine beste Freundin aus Kindertagen wurde diese Woche 40, was ja per se schon mal nicht sein kann, weil das ja automatisch impliziert, dass ich ebenfalls in diesem Alter bin, und sie feiert heute ihren Geburtstag. Da wir uns seit unseren Kindergartentagen kennen und immer befreundet waren, ist es klar, dass wir zur Geburtstagsfeier fahren. Und weil wir gerne radeln und der Tonangeber auch mal wieder sehr lustige Trainingseinheiten auf meinen Rookieplan geschrieben hat, hatte ich die Woche die Idee, dass wir übernachten und ein bischen rund um Trier radeln. Ausgestattet mit den Radnavigationsgeräten ist das Orientieren für uns ja schon länger kein wirkliches Problem und zusätzlich rühmt sich die Region damit, gut ausgeschilderte Radwege zu haben. Scheint also alles andere als ein Abenteuer zu sein, was wir vor haben.

Wir fahren den Gasthof an, den wir für die Übernachtung mehr aus Nähe zur Feier, als praktisch zum radeln ausgewählt haben, und werden herzlich begrüßt. Weit vor der eigentlichen Anreisezeit dürfen wir auch schon unser Zimmer beziehen und erfahren, dass es sogar eine Fahrradgarage gibt. Wir bauen die Räder zusammen, legen die letzten Kleidungsstücke an und beschließen dann in Richtung Trier zu radeln. Der Tag ist absolut herrlich und weil es hier leicht Berg ab geht, rollen wir durch die Sonne und die schöne Natur als hätten wir nie was anderes gemacht.

Plötzlich ist der Zeugwart mit dem Rollen nicht mehr zufrieden und wir biegen in einen Weinberg ab. Manchmal hat er wirklich spektakuläre Gedanken! Gut, dass wir mit den Crossern unterwegs sind. Wir fahren über den groben Schotterweg und absolut weinbergtauglich geht’s dann auch gleich mal steil Berg an. Ich muß rund 10 Meter bevor ich oben bin aufgeben und eine Atempause machen. Unfassbar, wie außer Atem ich bin, ich pumpe richtig. Aber ich erhole mich flott und während der Zeugwart es oben alleine blöd findet und noch mal runter fährt, fahre ich am Berg wieder an und dann auch einfach hoch. Das Einklicken mit den kleinen Mountainbikepedalen klappt übrigens top. Als hätte ich nie was anderes gemacht… und das, obwohl ich zweiseitige Pedale habe und hier auch mit Turnschuhen unterwegs sein könnte.

Da es sich bei diesem Weinberg um eine regelrechte Sackgasse handelt, fahren wir in den nächsten Ort und dann zurück auf den Fahrradweg, den wir ursprünglich fahren wollten. Die Partien, bei denen es nur mit Autobegegnung geht, sind mir etwas mulmig, nach dem Unfall, der diese Woche auf Mallorca stattfand. Aber hier sind ausnahmslos alle Autofahrer extrem Rücksichtsvoll. Samstag Mittag hat hier jeder Zeit und mit ordentlich Abstand zu überholen oder kurz langsam hinter uns herzufahren, bis genügend Platz zum vorbei fahren vorhanden ist. Vorbildlich. Ich bin begeistert.

Wir fahren in die Innenstadt zu Triers Wahrzeichen, üben für das morgige Radrennen Paris-Roubaix auf ein paar Kopfsteinpflasterpassagen und machen dann noch ein Päuschen in einem schönen Biergarten direkt an der Mosel. Hier sitzen wir sehr idyllisch und ich habe die Räder die ganze Zeit im Blick. Hier gehen erstaunlich viele Radler ein und aus und alle tragen Helm. Ungewöhnlich, aber ich finde es bemerkenswert gut. Als ein Pärchen ihre E-Mountainbikes neben unseren Rädern abstellt, sind der Zeugwart und ich sicher, dass wenn hier was mitgenommen wird, es ganz bestimmt die E-Bikes sein werden. Aber während wir hier pausieren, bleibt alles friedlich.

Zurück geht’s leicht Berg an und natürlich hat jemand zusätzlich den Wind angedreht. Den Gegenwind. War ja auch wieder klar. Vor der Feier muß ich mich dringend noch mal hinlegen, sonst halte ich nicht lange durch, was schade wäre.