Mittwochs ist auf der Finca immer Ruhetag, weil der Anreisetag Samstags ist und man dann eben genau am Mittwoch so viel geradelt, gelaufen und geschwommen ist, dass man einen Ruhetag gut vertragen kann. Manche Sportler wollen keine Ruhetage, sie haben nicht verstanden, dass die Kraft in der Ruhe liegt und man seinem Körper auch Pausen gönnen muß, damit er stärker werden kann. Wir sind hier auf der Finca mit sehr guten Trainern gesegnet, die uns diesbezüglich bestens beraten und auch mal ordentlich anschubsen, wenn es denn nötig sein sollte. Für den Ruhetag gibt’s keine Ansage, außer, dass wir keinen Sport machen sollen.

Der Zeugwart und ich schlafen deshalb erst mal richtig aus. Meine „ich überwache alles, was man sich nur vorstellen kann “ Uhr von Garmin zeigt mir an, ich hätte 10:23 Stunden geschlafen und das finde ich großartig. Ich fühle mich sehr gut ausgeschlafen und als wir zum Frühstück kommen sind die meisten Mitstreiter damit schon durch. Ist auch kein Problem, denn die fahren heute entweder doch Rad, weil sie das mit dem Ruhetag nicht verstanden haben, oder sie fahren an den Strand oder zum bummeln. Der Zeugwart schont seine Verletzung heute noch etwas und deshalb bleiben wir hier, auf der Finca. Zum Strand muß ich nicht unbedingt, nicht, dass ich mir noch einen Sonnenbrand hole.

Wir kümmern uns heute um den Nachtisch und backen Mandelkuchen. Vom Prinzip her machen wir das den ganzen Tag. Der Ofen ist mallorquinisch und nimmt es deshalb weder mit der Temperatur, noch mit der Garzeit so genau und deshalb ist das Kuchenbacken tatsächlich eine tagfüllende Aufgabe. Daheim sind wir was das Backen angeht zudem bestens ausgestattet, hier auf der Finca gibt’s keine Kitchen Aid und auch keinen Teigschaber. Aber wir sind erfinderisch und die Kuchen kommen zumindest alle aus dem Ofen raus. Die Brösel schmecken auch, aber das Aussehen ist durchaus zu toppen.

Während die Kuchen weit über ihre normale Backzeit hinaus die Küche blockieren und doch keinen Schönheitspreis gewinnen können, versuche ich mich mal am 6 Minuten Gehtest, den ich mit großer Wahrscheinlichkeit im Spezialzentrum für pulmonale Hypertonie bei meinem Termin absolvieren muß. Dabei geht man auf einer abgesteckten Strecke, die dort wohl 25 Meter lang ist, so oft wie es eben nur geht hin und her. 6 Minuten am Stück. Man darf ausschließlich gehen, Pausen sind erlaubt und ebenso Geschwindigkeitswechsel. Laufen im Sinne von Joggen, also mit Flugphase, ist nicht gestattet.

6 Minuten Gehtest

Meine Strecke ist hier 26 Meter lang, ich wähle dafür die Einfahrt zur Finca, vom Mauerbeginn bis zu einer bestimmt Laterne. Eingerahmt von Orangenbäumen geht es sich bestimmt viel schneller und einfacher, als ohne, denke ich mir und probiere das heute gleich mehrfach. Gehen ohne ins Joggen zu verfallen ist gar nicht so cool finde ich. Ich habe wirklich meinen Schaff damit, dass ich nicht joggen darf. Der limitierende Faktor ist hier eindeutig meine Beinlänge und die Vorschrift, natürlich. Ich kann quasi gar nicht schneller machen, als ich es tue. Da gibt’s wahrscheinlich auch wenig Luft zum Training nach oben.

Obwohl der Tonangeber immer Luft nach oben sieht. Bei allem, was ich so anzettel. Aber der ist nicht hier, der ist am Strand. Ich versuche es heute ein paar Mal mit den 6 Minuten und bleibe stets unter der Norm für mein Alter, Gewicht und Körpergröße, die nach einer Faustformel berechnet wird. Allerdings liege ich mitten drin im Wert für gesunde Zeitgenossen. Ich wäre natürlich lieber bei den durchtrainierten, aber einen ganzen Kilometer in 6 Minuten gehen, mit Wenden, das ist für mich absolut unrealistisch.

Der Ruhetag neigt sich langsam dem Ende zu und die Radler trudeln auch irgendwann auf der Finca ein. Wir beklatschen die Höhenmeter und schauen ehrfürchtig auf die Tachoanzeigen, die über 200km auf der Uhr haben. Das ist ja ganz verrückt. Die Planung für morgen sieht die Besteigung des Lluc vor, ich hoffe, meine Gruppe hat Zeit.