Zum Triathlon gehört vor allem auch die Wechselzone. Das ist das, was Triathlon von praktisch allen anderen Sportarten unterscheidet, wir machen einfach ein paar Sportarten nacheinander und wechseln dazwischen die Utensilien. Und damit das alles, wenn es dann mal darauf ankommt, auch ordentlich klappt, muß man das Wechseln üben. Koppeln heißt das landläufig und weil wir hier auch ab und an mal einen lustigen Lichtblick haben, koppeln wir in diesem Jahr direkt neben der Pferdekoppel. Hier gibt’s eine passende, wenig befahrene Laufstrecke, und eine ebenso autoarme Strasse, die wir zum radeln nutzen können.

Nach dem Frühstück wird heute also etwas anverdaut, bis wir unsere Laufschuhe zusammenpacken und mit den Rädern zum Wechselplatz fahren. Da die meisten unserer Trainingslagercampteilnehmer dieses Jahr bei einer Olympischen Distanz starten und das der Hauptwettkampf ist, koppeln wir 5km Radfahren mit 1km Laufen. Da ich nicht laufe, sondern nur gehe, mache ich einfach drei Minuten in die eine Richtung und dann wieder zurück. Ist ja auch irgendwie gekoppelt, wenn auch anders, als die anderen.

Manchmal muß man sich aber nicht nach den anderen richten, sondern nach seinen eigenen Grenzen. So einfach ist das. Auf der Einführungsrunde bin ich mit dem Zeugwart ziemlich weit hinten. Ich bin nicht richtig fit heute, der Lluc steckt mir vielleicht noch in den Knochen? Wir haben auf den ersten 2,5km ordentlich Gegenwind und können uns auf dem Rückweg dann richtig schieben lassen. Rückenwind ist schon was sehr feines. Während die Läufer ihre Strecke gezeigt bekommen, marschiere ich schon mal meine 3 Minuten in die eine Richtung und merke mir die Stelle zum umdrehen. Später will ich dann prüfen, ob ich nach der Vorbelastung vom Radfahren in den drei Minuten immer gleich weit komme, oder ob die Kräfte, oder die Puste schwindet.

Das ist für meinen Termin in Gießen auch eine wichtige Information für den Arzt. Wie immer, starten wir auch heute wieder alle gemeinsam und geben dem Koppeln damit etwas Wettkampfcharakter. Der Tonangeber schlägt vor, dass man sich heute mal ausprobiert. Dabei ist es egal, wer der Schnellste ist, vielmehr sollen wir testen, wie sich das Laufen nach volle Kanne radeln anfühlt und ob es besser oder weniger gut geht, wenn wir schneller oder weniger schnell unterwegs sind. Was passiert, wenn wir auf den letzten Metern Druck vom Pedal nehmen? Ist das schwammige Gefühl in den Beinen dann mehr, oder weniger? All das probiert man daheim selten, das stimmt. Zu Hause macht man so einen Wettkampf eigentlich nie.

Während der Zeugwart beim Koppeln heute ausschließlich Fahrrad fährt und die Chefin den Laufpart übernimmt, klotzen alle anderen als Individualathleten ran. Ich fahre in weiser Voraussicht mal ganz hinten los, kann dann aber Karla Kolumna überholen und auf der ersten Runde auch wunderbar hinter mir lassen, weil sie sich nicht im Windschatten festbeißt. Sie ist einfach noch sehr unerfahren und das nutze ich aus. Im nächsten Jahr wird mir das nicht mehr gelingen, da bin ich sicher. Heute lasse ich sie mit meiner Überholaktion hinter mir und bin auch zack schon weg. Der Wechsel zum Laufen klappt eigentlich überhaupt nicht. Ich wechsele wie der erste Mensch, als hätte ich das noch nie zuvor gemacht und auch noch nie gesehen. Ich kann wirklich nur den Kopf schütteln. Ist das alles wirklich so weit weg?

Mindestens einmal laufe ich mit Helm auf dem Kopf los heute. Geradezu grotesk, das wäre mir im Kraichgau nicht passiert. Aber gut, heute ist das halt so. Nach vier Durchgängen bin ich fertig und zufrieden. Die anderen machen alle 5 Durchgänge, die haben allerdings auch kein Lungen- oder Herzthema was erst noch abgeklärt werden soll und zusätzlich bin ich jetzt schon massiv erschöpft. Heute Mittag schlafe ich erst mal gute zwei Stunden tief und fest, ehe es zum nächsten Programmpunkt geht. Ich brauche das einfach, ich bin total müde.

Puig

Am Nachmittag fahren die Athleten mit den Rädern zum Hauspuig, weil sie gegen die Trainer antreten, die den Hauspuig hochrennen werden. Ich fahre mit dem Auto hin und bin der Zeitnehmer, denn für wir haben vorher getippt, welche Gruppe wie viel schneller oben sein wird, und der beste Tipp bringt nichts, wenn man ihn dann nicht verifiziert. Ich bin die Serpentinen noch nicht ganz hoch gefahren, da ruft die Chefin von unten an und teilt mit, dass ich die Uhr starten soll, es geht los.

Wir haben starke Läufer dabei und so rennen diese Bergziegen den Puig in etwas mehr als 8 Minuten rauf, was an sich schon ziemlich irre ist. Der Zeugwart kommt als zweiter Radfahrer um die Ecke und selbst die Langsamsten auf dem Rad brauchen nur 12 Minuten. Unfassbar, was die Beine dieser Athleten nach dem Koppeln noch hergeben. Wir gehen im Anschluß noch einen Kaffee trinken, hier oben ist nämlich ein gut besuchtes Café mit prima Aussicht, ehe wir zum Paella Essen wieder zurück auf die Finca fahren. Irgendwie bin ich immer noch müde.