Heute steht für die Fincasportler wieder schwimmen auf dem Plan und im Anschluß wird geradelt. Weil es gestern auf der Finca einen Fahrradworkshop gab, bei dem mein Rädchen ziemlich platt gemacht wurde, fahre ich mit dem Auto zum Schwimmbad und Lovis macht den letzten Teil des Radworkshops und pumpt meinen Reifen auf. Ich glaube, die Damen haben gestern richtig viel mitgenommen, der Zeugwart zumindest wurde mit Fragen gelöchert und hat, bis die Dunkelheit voll zugeschlagen hat, alle erdenklichen Fragen beantwortet und Tipps und Tricks verteilt.

Während die Trainingslagerathleten schwimmen, schwätze ich ein bisschen mit dem Fremdvereinsfan, der derzeit ja auch zufällig auf Mallorca verweilt und wir klären, was bei ihm die Woche noch so auf dem Trainingsplan steht. Er ist erfreulich entspannt und die Sorgen der letzten Wochen scheinen der Sonne Mallorcas und der Ablenkung durch das Rad fahren zu weichen. Die Insel heilt, so scheint es mir. Das ist ziemlich gut.

Nach dem Schwimmen packen die Athleten ihre Rucksäcke ins Auto und wir fahren in zwei Gruppen zur Mittagspause an die Steilküste. Der Weg durch die Gärten ist herrlich. Lieber wäre es mir, wenn die Gruppe nicht so groß wäre, wenn wir ein bisschen langsamer unterwegs wäre und wenn ich fitter wäre. Aber es gibt ja immer ein „hätte“ oder ein „wäre“, das ist normal. Unfitte Tage hat jeder. Morgen ist im Trainingslager wieder ein Ruhetag, der komplett Sport frei sein wird und ich merke heute, warum das so ist.

Durch die Gärten fahre ich neben Lovis. Neben ihr fühle ich mich sicher und sehr wohl. Ich kann nicht neben jedem fahren. Manche wackeln mir zu sehr, manche halten einfach nicht die Spur und manche reden in einer Tour auf mich ein, obwohl ich am liebsten nichts hören möchte. Lovis ist anders. Lovis wackelt nicht, sie hält -trotz ihrer Unerfahrenheit- astrein die Spur und sie hält einen tollen Abstand. Sie fährt sicher, sie erzählt mir schöne Sachen und weiß, wann es gerade nicht passt. Lovis und mich verbindet etwas, was ich nur schwer beschreiben kann. Es ist außerdem komisch, weil wir uns wirklich noch nicht lange kennen und ein vollkommen unterschiedliches Leben führen. Aber manchmal läuft’s bei den Menschen eben.

Am Berg lotst der Zeugwart alle an mir vorbei und die Gruppe fährt total chaotisch hinab zum Meer. Ich rolle mit etwas Abstand hinterher, wir stellen die Räder ab und setzen uns ins erste Café am Platz. Der Blick auf das türkisfarbene Meer ist herrlich, wir sitzen in angenehmer Runde und genießen die letzten gemeinsamen Stunden mit Lovis und Kimberly, dem pinken Power Ranger, weil beide ab morgen keine Finca-athleten mehr sein werden. Der kleine Snack tut gut und die Gespräche auch.

Gemeinsam rollen wir am frühen Nachmittag zurück zum Auto und der Zeugwart ist fest davon überzeugt, dass der Mietwagen vier Fahrräder und vier Personen im Innenraum aufnehmen kann. Lovis assistiert, während Kimberly und ich versuchen möglichst teilnahmslos nicht im Weg zu stehen, was uns auch ziemlich gut gelingt. Und tatsächlich hat der Zeugwart recht und wir fahren alle zusammen mit den Rädern zur Radabgabe. Ich hätte ja alles darauf verwettet, dass das nicht passt, aber wie soll man auch den Durchblick haben, wenn man gleichzeitig versucht nicht im Weg zu stehen?

Die Radabgabe der Leihräder funktioniert reibungslos und wir sind zügig wieder zurück auf der Finca. Hier genießen wir die letzten Stunden mit Lovis, stoßen auf einen tollen Urlaub an und feiern dann mit Kimberly bis spät in die Nacht.