Die hessischen Sommerferien sind vorbei und so verlagert sich unser Vereinstraining vom, bei mir wenig beliebten, Freibad wieder zurück in die Halle. Hier ist das Becken nur 25m lang, deshalb mag ich die Traglufthalle über dem Freibad noch etwas lieber, obwohl es dann auch das Freibad ist. Aber so ohne Dach ist mir das Bad immer ziemlich unsympathisch. Kann auch an meinem Nervenkostüm liegen, dass so viele lärmende Besucher einfach nicht gewöhnt ist, obwohl die ja gehen, wenn die Vereinssportler kommen. Das kleine, überschaubare Hallenbad mag ich aber auch sehr gerne. Die großen Fenster, das leise plätschern, irgendwie ist das schon ziemlich cool, dass die Stadt Frankfurt ihren Vereinen diese Möglichkeit gibt.

Wir sind heute einige Sportler, und weil die Zukunftspläne für das nächste Jahr bereits geschmiedet werden, sind wir auch alle ziemlich motiviert. Nur der Zeugwart mag das Hallenbad nicht so recht leiden und kann sich in die Reihe der Hochmotivierten nicht so ganz einreihen. Das Wasser im Hallenbad ist immer kühl und weil der Nachbarverein doch dreist behauptet, er hätte noch eine Bahn mehr, was uns um eine Bahn kürzen würde, und das glatt gelogen ist, ist mein Gemüt sowieso leicht erhitzt, als ich ins Wasser vordringe. Aber da ich auch ein Ziel im Kopf habe, kann ich jetzt schlecht rumpiensen und mich über die Temperatur beschweren. Ich glaube, das Wasser ist auch eigentlich nicht so kalt, wie es sich anfühlt, es ist nur das Drumherum, was es kalt erscheinen lässt.

Mein Gemüt und die aufgeheizte Schwimmhalle.

Ich beschließe, dass ich mich erst mal einschwimme. Und, dass ich heute vor allem mit Rollwenden drehen werde. Zusätzlich schwimme ich einen Plan vom SchwimmGuru ab. Es kann also praktisch nichts schief gehen. Meine ersten 100m zum einschwimmen klappen ganz gut. Ich bin baff, weil ich nur 1:45Minuten dafür brauche, beschließe aber, dass das wahrscheinlich ein Messfehler ist, oder von meinem unfassbar gut eintrainierten Wenden am Beckenrand kommt. Zufällig habe ich nämlich bei diesen 100m kein einziges Mal falsch geschätzt und immer im perfekten Abstand zur Wand angesetzt. Bin ich nämlich zu weit weg, schaffe ich kein abstoßen, bin ich zu nah, verkrumpel ich. Beides ist doof und natürlich nicht flott.

Der Plan beginnt mit der üblichen Technik. Mittlerweile ist das wirklich Routine und ich lege die Hilfsmittel ab und an, wie Unterwäsche. Jede Übung macht für sich in meinem Kopf nach zahlreichen Trainingsstunden total Sinn und baut sinnvoll auf. Ich freue mich richtig, weil ich den Kraularmzug durch die Übungen so richtig auseinandernehme um ihn dann in den nächsten Teilen des Trainingsplans wieder zusammengesetzt zu machen.

Und dann natürlich mit einer Klitzekleinigkeit besserem Wassergefühl, oder einer Idee mehr Druck. Einfach eben einer kleinen Verbesserung, die ich tatsächlich ab und zu merke. Es ist, als würde der SchwimmGuru mir langsam aber sicher so einzelne Schalter umlegen. Schnell geht das bei mir wohl einfach nicht, obwohl ich jetzt auch noch nicht jahrelang bei ihm trainiere und wir im Moment ja sogar eine komplette Pause voneinander machen.

Guter Plan

Aber trotzdem erinnere ich mich gut an seine Tipps und Worte, an seine guten Beschreibungen und wie er mir die Übungen im Wasser vorgemacht hat. Und zack, klappt es dann auch bei mir. Heute habe ich wirklich wieder einige Erfolgserlebnisse. In meinem Schwimmgolfpart nutze ich die Vereinsmänner auf der Nebenbahn als Pacemaker. Wenn die Menschen im Marathon sich so eine Hilfe nehmen können, warum nicht auch ich? Und ich habe die Herren ja wirklich nur als Orientierung, denn der Wasserschatten zum ziehen lassen reicht nicht bis zu meiner Bahn rüber.

Ich kraule also immer 50m am Stück, zähle dabei die Züge und prüfe die Uhrzeit. Dann mache ich eine kurze Pause und weiter geht’s. Ich erwische immer einer der zügigen Herren, und weil ich die Rollwende mache und die Herren nicht, schaffe ich es auch tatsächlich, dass ich dran bleibe, obwohl die eigentlich zu schnell für mich sind. Aber in einem 25m Becken habe ich so einen klaren Vorteil. Ich bin gespannt, ob das im Winter mit der 50m dann auch so klappen wird? Wahrscheinlich nicht, aber ich versuche einfach mal darauf hinzuarbeiten. Wie auch immer verbessere ich mein Handicap auf diese Weise. Ist das dann Betrug? Ich bin ja immerhin selbst geschwommen und habe mich nicht im Wasserschatten ziehen lassen. Aber auf der anderen Seite, wäre ich alleine nie so geschwommen, sondern nur, weil ich eben die Herren als Geschwindigkeits-Vorgeber hatte. Ich merke mir den Schwimmgolf Wert und werde den nächste Woche einfach noch mal bestimmen.

Einfach machen und sehen ob es klappt

Dann werde ich auch mal versuchen die gleiche Geschwindigkeit ohne die Herren zu schwimmen. Mal sehen, wie das dann klappt. Ich schwimme heute den kompletten Trainingsplan ab und beschließe, dass wir nächste Woche unbedingt eine Leine zwischen die beiden unterschiedlichen Vereine spannen müssen. So hat man nicht den super Wellengang und zusätzlich läuft man dann auch nicht Gefahr, dass man sich frontal begegnet, was auf jeden Fall schmerzhaft wäre. Ich ernte nur Zustimmung. Während der wohlverdienten Dusche überlege ich mir, ob meine Planung für das nächste Jahr nicht vielleicht doch etwas hochgegriffen ist, kann da aber zu keiner Entscheidung kommen, weil Madita sowieso davon überzeugt ist, dass wir einen großartigen Wettkampf im Kraichgau haben werden und dass ich es schaffen kann.

Irgendwie ist das cool, wenn alle an einen glauben. Madita ist eine erfahrene Ironmanathletin. Es hilft mir sehr, dass sie dabei sein wird, auch wenn sie sicherlich bereits frisch geduscht und abfahrbereit im Ziel steht, wenn ich komme.