Dank der Erkältung bin ich die ganze Woche wenig sportiv gewesen. Ich war zwar schwimmen, aber das zähle ich jetzt mal zu leichter Bewegung. Richtig sportlich fand ich mich zumindest nicht. Sport hat ja immer was mit Anstrengung zu tun und tatsächlich haben mich die Fische und das Salzwasser mehr beschäftigt, als der eigentliche Sport. Und natürlich der leere Kaffee. Ehe wir Big Island nun bald verlassen, möchte ich die Gelegenheit aber unbedingt noch nutzen und den unter Triathleten so berühmten Ali’i Drive entlang joggen. Wer weiß, ob ich jemals wieder herkomme? Das klingt so endgültig, aber die Reise ist ziemlich lang (11 Stunden bis Los Angeles, weitere 5 Stunden bis Kona) und das Klima unmenschlich. In wie weit ich das noch mal machen werde, kann ich tatsächlich nicht absehen. Als Triathletin möchte ich aber die Gelegenheit nutzen und einmal den Slogan des lokalen Laufladens „Run Big“ umsetzen.

Wir wohnen ein Stück vom Ali’i Drive weg, nicht weit, aber bei meiner derzeitigen Leistungsfähigkeit sind die 1,5km einfach zu weit, also mache ich es, wie viele Läufer. Ich fahre heute zum laufen. Eigentlich ziemlich bescheuert, aber es geht nun mal nicht anders, wenn ich ein bisschen auf der eigentlichen Straße rumlaufen möchte. Irgendwie dachte ich, dass heute hier weniger los ist, immerhin sollten die ganzen Athleten doch schrecklich Muskelkater geplagt sein, oder? Aber, wie so oft, ich täusche mich… ich laufe heute keineswegs alleine, sondern in zahlreicher, guter Gesellschaft.

Auf dem Ali’i Drive wimmelt es nur so von Athleten. Sicherlich ist auch der ein oder andere Begleiter dabei oder ein Einheimischer, der Montags früh vor der Arbeit eben laufen geht, aber die Masse der Läufer hier um mich rum sind Ironman Athleten, die nur zwei Tage nach ihrem Wettkampf wieder rumrennen. Wahrscheinlich würden sie es als „Beine ausschütteln“ bezeichnen und runterspielen. Nun ja, ich bewerte das besser mal nicht, denn wer weiß, wie fit ich mich irgendwann mal fühle und dann mache ich selbst einen Ironman. Und gehe am übernächsten Tag eine kleine Runde laufen. Oder auch nicht.

Ich laufe und laufe und laufe und freue mich über die legendäre Strasse am Meer, obwohl ich zugeben muß, dass es, bis auf die Ausblicke, nicht so malerisch ist, wie ich dachte. Inspirierend ja, aber auch hier stehen Mülltonnen vor den Gartentoren und die Einblicke in die Vorgärten sind teilweise sehr verwunderlich. Aber ab und an kann man zum Meer durchschauen und das ist wirklich zauberhaft. Ich laufe heute etwas über 4km und denke dabei an unsere Staffel beim Frankfurt Marathon. Lang ist es nicht mehr bis dahin, aber als #judithathlet ist das mein erstes Zwischenziel.

Zurück am Auto bin ich dank der extrem warmen Temperaturen auch vor dem Sonnenaufgang komplett durchgeschwitzt. Aber so richtig. Ob ich mich jemals an das Klima gewöhnen kann?