Unbarmherzig klingelt der Wecker heute früh in der Räuberhöhle, die wir netterweise zum übernachten nutzen dürfen, obwohl der Räuberhauptmann mit seiner Lovis auf Raubzug ist. So waren wir bei der gestrigen Weihnachtsfeier statt im Schnee, im Regen, und schaffen es heute früh aber eben doch irgendwie aus dem Bett. Der Tricampolaus hat mich gestern auch für meinen Trianingsfleiß und mein Durchhaltevermögen gelobt, so dass ich heute ja nun schlecht mit einem Schlendrian anfangen kann.

Ich mache es heute, wie immer, wenn ich morgens zum schwimmen fahre und ziehe meinen Badeanzug schon daheim an. So kann ich im Schwimmbad direkt am Schrank die Klamotten fallen lassen und bin zack zack im Becken. Auf den für das Charity Schwimmen torreservierten Bahnen schwimmt noch keiner und so absolviere ich die ersten paar Hundert Meter ganz alleine. Ich prüfe immer mal meine Uhr, ob sie auch richtig zählt, denn immerhin kommt es heute darauf an, dass wir Kilometergenau schwimmen. Pro Kilometer wird nämlich ein Euro gespendet. Das Ziel sind 5km.

Mein Plan für heute sagt 3km als Basiswert und danach Rücksprache mit der Chefin. Und so mache ich es auch. Ich schwimme heute auf der langsamsten Bahn, nutze aber die schnelle Bahn nebenan als Pacemaker und schwimme deren Geschwindigkeit. Allerdings wird dort ein Abschlag geschwommen, den ich mir spare, weil ich das rumpausieren am Beckenrand zermürbend finde und lieber 3km am Stück als 30x100m schwimme. Auf der langsamen Bahn sind wir mittlerweile richtig viele Schwimmer und ich nutze die Gelegenheit und übe das Überholen. Dazu komme ich beim Adlertraining nicht, weil wir nicht so viele auf der Bahn sind. Und so eine Zwischenbeschleunigung ist eine gute Übung, auch wenn ich oftmals gar nicht wirklich sprinten muß, um vorbei zu schwimmen. Und ab und zu lohnt sich das Überholen auch nicht, weil die Bahn eh gleich zu Ende ist. Da muß man nicht jemanden deprimieren, nur um dann vor ihm anzuschlagen.

Um nicht permanent auf jemanden aufzuschwimmen mache ich keinerlei Pausen und zähle immer mal zwischendurch ein paar Bahnen mit, um meine Uhr zu kontrollieren. Nicht ist blöder, als zu viel oder womöglich zu wenig zu schwimmen. Vor allem nicht, wenn es darauf ankommt, so wie heute. Nach 3000m steige ich aus dem Becken und warte auf die Zustimmung der Chefin noch weiter zu schwimmen. Ich liege super in der Zeit und bin schneller unterwegs gewesen, als jemals zuvor. Und dabei habe ich meine Beine noch nicht mal benutzt. Der Zeugwart teilt mit, dass ich, wenn die Chefin weitere Schwimmkilometer anordnet, doch bitte auch mal meine Beine nutzen soll und dann sagt die Chefin tatsächlich, dass ich weiter schwimmen kann.

Also zähle ich noch mal bis 10, immer beim Anschlag nach 100m natürlich und beschließe, dass ich den letzten, also den 5. Kilometer doch jetzt eigentlich auch noch schwimmen könnte. Ich überhole immer mal wieder jemanden, weil ich nach wie vor auf der ganz langsamen Bahn schwimme, aber mache weiterhin keine Pause. So ist es irgendwie flüssiger. Manchmal halte ich allerdings extra etwas Abstand, weil ich leicht aufschwimme. Meine Erfolgserlebnisse sind heute wirklich grandios und ich steige nach 5km aus dem Wasser.

Und das Beste daran? Ich hätte noch gut weiterschwimmen können. Das ist doch verrückt!