Heute fällt es mir unfassbar leicht aufzustehen. Das hätte ich letzte Woche kaum für möglich gehalten, aber tatsächlich beflügelt die Helligkeit und wahrscheinlich auch die Aussicht, dass es diese Woche wunderbar frühlingshaft und wieder regelrecht warm werden soll? Das ist auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung zur stürmischen letzten Woche, die ja sonnentechnisch eher schlecht ausgestattet war. Ich komme also heute gut aus den Federn und auch die Morgenroutinen klappen und gehen leicht von der Hand. Meine Schwimmtasche ist bereits fertig und abfahrbereit, weil ja seit gefühlten Jahren bei uns immer alles zum Training gepackt bereit steht.

Also einfach nur schnappen und los geht’s. Ich nehme heute natürlich auch noch das Wasserspielzeug mit, weil dem Adler ja in letzter Zeit möglichst viel Technik und Freiwasservorbereitung einfällt und das mit Wasserspielzeug einfach am Besten geht. Ohne kann man natürlich auch schwimmen, aber Triathleten zeichnen sich hauptsächlich dadurch aus, dass sie möglichst alles, was sie haben, auch benutzen. Warum sonst alles haben? Ich mag das auch. Es ist mir lieber, ich benutze den Kram, als dass der daheim rumliegt und ich mich irgendwann frage, wofür ich das Geld eigentlich ausgegeben habe. Investitionen sollen sich ja auch rentieren.

Obwohl der Frühling sich angekündigt hat, oder vielleicht auch gerade deshalb, zeigt der Winter noch mal, was er so kann und die Autoscheiben sind heute früh gefroren. Es ist auch bitter kalt, und so marschiere ich mit Schal und dicker Winterjacke zum Schwimmbad. Und dann umgezogen ziemlich zackig durch den eiskalten Vorraum zur Traglufthalle. Die glüht heute bereits als wir reinkommen wie ein Lampion, weil sie toll von der Sonne beleuchtet wird. Das trübe Eierschalenfarbene wird zum wohlig warmen hellgelb. Sogar das Wasser fühlt sich wärmer an, als sonst. Wir schwimmen uns ein. Routiniert und, wie immer, ohne große Worte.

Morgens schweigt die Welt und außer mit dem Adler wird nicht viel kommuniziert. Selbst Begrüßungsfloskeln sind rar, wenn es früh ist. Der Adler kommt mit seinen Informationen auch flott zur Sache und so ist schnell klar, dass das heutige Training mit 400erter Blöcken auf meiner Bahn zum regelrechten Spektakel wird. Der Adler will heute zahlreiche 4 x 100m Strecken sehen und wir machen immer die erste Hälfte mit Übungen und schwimmen uns dann im Kraul an die 100m heran.

Dann kann man sinnvollerweise die auf der ersten Hälfte einstudierten Technikübungen auch gleich umsetzen. Wie praktisch. Technikübungen sind ja oft übertrieben, aber manchmal bleibt dann eben für den anschließen ganze Lage Kraul Teil genau das hängen, was die Technikübung bezwecken möchte. Bei mir funktioniert das tatsächlich ganz gut. Der Adler hat sich für heute Trainingstipps aus dem Trainingsplan der Seals geholt. Eine militärische Spezialeinheit. Aha. Ich bin mir nicht sicher, was die Seals und wir hier so gemeinsam haben, außer dass wir alle im Wasser trainieren, aber darum geht’s ganz offensichtlich nicht.

Wir nehmen die Hände auf den Rücken, sind froh, dass der Adler erfreulicherweise kein Seil mitgebracht hat um Hände und Füße zusammen zu binden, und legen in Bauchlage mit dem Kopf aus dem Wasser los. Nur Beine erklärt sich hier ja nun ganz von selbst, immerhin sind die Arme ja auf dem Rücken. Und zwar nicht an der Seite oder am Po, die Arme sind eben komplett auf dem Rücken. Das fördert die Stabilität für das Freiwasserschwimmen. Mmhh. Klar. Das tut es bestimmt, wenn man es oft genug macht… allerdings hoffe ich inständig, dass das nun nicht öfter im Adlerkopf als zu bewältigende Aufgabe schlummert.

Heute steige ich wirklich sehr erschöpft aus dem Wasser. Wir schließen noch mit einem Lagentraining ab und tatsächlich finde ich das deutlich angenehmer, als die Seal-Hände auf den Rücken- Aktion. Die Dusche ist top und total leer. Perfektes Timing.