Die Nacht war entspannt, aber dank den vielen netten Gesprächen vor und nach der Podiumsdiskussion mit Robert Lathouwers von gestern Abend auch wirklich kurz. Wenigstens schläft es sich auf dem Land schnell ein und die Ruhe ist schon fast angsteinflößend. Als der Wecker klingelt, freue ich mich richtig auf den sportlichen Tag mit den vielen netten Tricampern. Sport in Gesellschaft macht auch einem Triathleten richtig Spaß und im Team lässt sich wirklich viel erreichen. Außerdem tut es gut, auch mal wieder einfach nur mit den Lieben zu quatschen.

Wie im Trainingslager

Wir starten den Tag mit einem leckeren Frühstück und ziehen uns im Anschluß direkt die Sportklamotten an, die wir dann ja auch höchstwahrscheinlich über große Teile des Tages nicht mehr ausziehen werden. Hat was von Mallorca Finca Trainingslager, wenn ich ehrlich bin. In Sportklamotten fahren wir zur Nahe gelegenen Sporthalle, in der Training mit Robert Lathouwers losgehen wird. Schon gestern hat er angekündigt, dass wir ein Profitraining mit ihm absolvieren werden. Qualität vor Quantität und dass wir gute 1,5 Stunden aufwärmen werden, um dann ein paar Sprints zu absolvieren.

Aha. 1,5 Stunden aufwärmen? Das ist ja länger als manche Sporteinheit, die wir sonst so machen! Aber gut. Jetzt kneifen und das Training nicht mitmachen kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. So eine Chance bekommt man ja schließlich nicht allzu oft also heißt es Zähne zusammenbeißen. Wir laufen ein paar Runden durch die Halle, ich walke, alles andere joggt, und dann finden wir uns in Zweierpärchen zusammen um eine Matte zu kapern, die wir anscheinend für zahlreiche Bodenturnübungen benötigen. Ich hample meine Übungen neben dem Marathonmann und fühle mich in absolut guter Gesellschaft, denn wir sind beides #judithathleten.

Allerdings auf ganz unterschiedlichen Niveaus, aber heute tut das nichts zu Sache. Auch nicht für Robert, der keinen Unterschied zwischen den Menschen kennt und jede Leistung zu würdigen weiß, ohne dass es aufgesetzt wirkt.

Großartig. Mein Stabitraining und die Dehneinheiten, die mir die Chefin regelmäßig auf den Plan schreibt zeigen Wirkung und so komme ich in der Halle tatsächlich grandios mit. Ich bin zwar angestrengt, aber das ist natürlich auch Sinn der Sache, aber es gibt keine Übung, die ich nicht kann, weil ich nicht mehr kann. Das macht mich stolz. Wirklich. Es zeigt, dass das Training etwas nützt, denn ich weiß genau, wie ich letztes Jahr um diese Zeit ganz sicher nicht mitgekommen wäre und mehr gelegen als trainiert hätte.

Auf geht’s nach draußen

Nachdem wir in der Halle ausreichend aufgewärmt sind und jede Muskelgruppe, auch die, die ich bisher gar nicht kannte, aufgewärmt und dynamisch gedehnt haben, geht’s auf die Tartanbahn. Der Olympionike und seine Trainingsgruppe. Wir nehmen nun, ganz im Sinne des üblichen Lauf ABC’s, die Laufbewegung auseinander und tatsächlich ernte ich ein <Perfect> für die Fußgelenksarbeit. Und zwar garantiert nur deshalb, weil ich sie dank der Chefin regelmäßig übe. Lovis und ich klatschen uns heute mehr als einmal ab, weil Robert  Lathouwers uns lobt und klasse motiviert.

Ich glaube, auch ihm macht es Spaß mit uns. Wir haben aber auch wirklich viel zu bieten, von schnellen Sprintern, bis hin zu langsameren Läufern, aber alle mit viel Motivation, Kampfgeist und dem Willen aus dem heutigen Training mit ihm das Beste herauszuholen und möglichst viel mitzunehmen. Ich freue mich über jede Übung die ich heute mitmachen kann, und tatsächlich sind das die Meisten. Es ist faszinierend zu sehen, wie einfach er eine Übung vormacht, und wie schwer die Übung dann tatsächlich am eigenen Leib durchzuführen ist. Ich muß manchmal regelrecht schmunzeln, weil ich offenbar unter absoluter Selbstüberschätzung leide.

Federleicht

Übungen, die ganz leicht aussehen, die federleicht von diesem großen Mann vorgehüpft werden, die werden in meiner Welt zu unüberwindbaren Hürden. Teilweise durch meine fehlende Koordination, von der ich bisher noch gar nichts wusste. Ich dachte eigentlich, dass ich Anweisungen gut umsetzen kann und das ja alles gar nicht so schwierig sein kann. Bis heute halt. Jetzt, auf dem Platz und mit dem Vorhüpfer, werde ich flott eines Besseren belehrt und glaube auch, dass die meisten Fotos von heute für immer unter Verschluss bleiben müssen. Es macht aber unheimlich viel Spaß.

Und wenn es Spaß macht, dann ist es ja eigentlich auch total wurscht, wie es aussieht. Und es ist dann auch egal, was Andere darüber denken. Keiner weiß vom Anderen ja wirklich alles und es gibt wirklich nur ein paar Leute, die verstehen können, wie wichtig mir so eine Normalität und ein einfaches Dabei sein und Mitmachen können ist. Das hat einfach etwas von „keine Probleme“ und von „nichts Besonderes“ und das mag ich am Meisten. Einfach mitmachen, mit allen anderen. Einfach alles geben, bis es nichts mehr zu holen gibt und einfach genießen, was geht. Das ist heute wirklich genau mein Vormittag. Außer die Sprints, die ich weglasse, weil ich dann doch nicht der Kämpfer bin und sicherlich niemals zu Olympia fahren werde.

Wieder wochenlang Schmerzen im Knie zu haben, sind mir die Sprints nicht wert, so einfach ist das. Trotzdem genieße ich den Vormittag mit Robert Lathouwers in vollen Zügen, bin begeistert über seine freundliche, wertschätzende Art jeder Leistung gegenüber und kann es kaum glauben, dass die Zeit so extrem schnell vorbei gegangen ist. Danke Tricamp für diese tolle Möglichkeit!