Auf meinem Trainingsplan steht für heute radeln drauf, aber der Vormittag ist schon fast vorbei, als wir dazu kommen. Es ist ungewöhnlich heiß heute früh und die Luft steht. Zusätzlich bekommen wir heute Nachmittag Besuch und so will ich mich auch nicht vollkommen leer fahren, um dann am Nachmittag richtig in den Seilen zu hängen. Ich mache also heute Vormittag erst ein paar Wochenvorbereitungen, kümmere mich um die Balkonblumenpflege und dann ziehen wir uns an. Auf Grund der zeitlichen Einschränkung wegen der restlichen Tagesplanung, beschließen wir mit den Crossern zu fahren.

Und weil es in der Nähe eine neue Baustelle gibt, die wir bisher nur von der Schnellstrasse her kennen, wollen wir den Crosser dazu nutzen durch den Wald und über die Felder dort hin zu fahren und mal zu schauen, was da so gebaut wird. Es sieht nämlich nach einem großen neuen Wohngebiet aus. Zumindest das, was man von der Strasse her sehen kann. Und während wir also mit den Crossern unterwegs sind, machen wir ein paar Radtechnikübungen. Die sind nämlich sowieso immer angebracht.

Wir beginnen wirklich nur unweit von daheim an einem Rasenfußballplatz, wo ich die Torstangen dazu nutzen kann auf dem Rad sitzen zu bleiben und mich an der Stange festzuhalten. Wie so viele Radfahrer das an roten Ampeln machen. Also nicht absteigen, sondern genau passend bremsen und neben der Stange zum stehen kommen. Statt ausklicken dann eben Hand raus und festhalten. Da das wirklich jeder macht, kann das nicht so schwer sein… ist es auch nicht. Der erste Versuch ist total verkrampft, dann wird es immer flüssiger und auch das Anfahren klappt immer besser.

Dann fahren wir in Richtung Wald und üben weiter. Auf Waldwegen gibt’s ganz oft Grasnarben in der Mitte, die je höher sie werden, in Richtung unsympathisch und unüberwindbar abrücken. In meinem Kopf. Wir fahren also Schlangenlinien, ohne zu zögern. Je mehr geschlängel, desto natürlich wird es und desto besser klappt es logischerweise auch. Ich gehe dabei mal aus dem Sattel, wechsle ab zwischen rechts und links und da der Weg immer enger wird, weiche ich auch immer öfter tatsächlich mal einem Ast aus. Eben genau, wie im richtigen Leben.

Wir fahren über Kanten, wenn nämlich ein asphaltierter Weg im Wald auftaucht und die Waldautobahn aber eigentlich etwas niedriger liegt, also lupfe ich das Vorderrad an und weiter geht’s. Auch den geschotterten Anstieg fahre ich locker tretend hoch, weil es viel Stabilität gibt einfach weiter zu treten. Auf diese Art und Weise gelangen wir, fast schon nebenbei, zur gesuchten Baustelle und entdecken tatsächlich ein komplett neu erschlossenes Baugebiet. Hier kann ich auch noch mal gut üben durch Sand zu fahren. Außerdem liegen ein paar Metallplatten rum und auch die Gullydeckel sind noch gut erhöht. Alles perfekt zum Techniktraining.

Nachdem wir ein großes Feld überquert haben, fahren wir einen vermeintlich breiten Weg, der einfach ein bisschen überwachsen ist. Gespickt mit Dornen an der einen Seite und an einem Zaun entlang auf der anderen Seite. Der Untergrund ist erneut absolut übungstauglich, weil er von Maulwurfshügeln übersät und dadurch alles andere als fest ist. Irgendwann hält der Zeugwart, der vor mir fährt an, und stellt fest, dass es nicht weiter geht. Aha. Wir drehen also um. Die gleiche Strecke zurück. Natürlich.

Übung macht ja bekanntlich den Meister. Die Dornen kümmern sich leider auch ordentlich um unsere Reifen und sorgen beim Zeugwart dafür, dass das Vorderrad gegen Ende der Tour ordentlich platt ist. In einer Kurve wird ihm das zum Verhängnis, aber ein Brennnesselfeld mildert den Sturz merklich ab. Gut, dass wir bereits praktisch zurück zu Hause sind. Wir nehmen den direkten Weg und zu Hause wäscht der Zeugwart die betroffenen Stellen gleich mal ab. Dann nehmen wir uns die Laufräder vor und entfernen alle Dornen. Und das dauert. Wir haben nämlich zahlreiche eingesammelt. Erfreulicherweise hat aber nur eine einzige wirklich Schaden verursacht… alle anderen stecken einfach nur im Profil.