Es ist wirklich faszinierend, wenn ich mir die Blogeinträge der Vergangenheit -auch der jüngeren Vergangenheit- durchlese (denn dieser Blog ist ja in erster Linie ein Trainingstagebuch), dann ist Alleine Radfahren eine große Sache. Schon vor Jahren habe ich die regelmäßige Fahrt zur Arbeit genossen und da wollte ich unbedingt wieder hin (allerdings war der Rucksack total unbequem). Die fast 40 Kilometer am frühen Morgen klingen für viele abschreckend, für mich geradezu verlockend. Ich wollte das unbedingt wieder machen können.

Unbedingt. Aber alleine hab ich das nicht geschafft. Jedes Mal, wenn alles top geplant war und ich nur noch hätte fahren können, bin ich doch ins Auto gestiegen und die 50 Kilometer Straße gefahren. Jedes Mal. Und heute? Wieder ist alles geplant und ich habe sogar meinen neuen Rucksack gepackt, der wirklich so viel hübscher ist, als das Jahrzehnte alte Modell. Und ich bin fertig angezogen. Dann verabschiede ich mich und fahre einfach los. Mit dem Fahrrad.

Auf einmal geht es

Ich bin schlichtweg begeistert, wie das auf einmal wieder selbstverständlich ist. Wie das ganz normal klappt und ich alleine zur Arbeit fahre, als wäre nichts gewesen. Kein Unfall, keine Angst, einfach gar nichts. Fahrrad fahren ist ganz normal und alleine fahren auch. Ich merke heute, dass der herbstliche Morgen tatsächlich noch etwas Nebel auf den Feldern hält und die angekündigten über 30°C heute tatsächlich noch etwas auf sich warten lassen. Hätte ich besser Armlinge anziehen sollen? Nein.

Das Thermometer zeigte 16°C an, das ist keine Armlingtemperatur. Auf keinen Fall. Ich friere auch nicht, nur die ersten Meter wirkten kühl, aber schon nach 2 gefahrenen Kilometern durch den Wald ist es angenehm. Im Wald treffe ich auf zwei Rehe, wovon eines sofort abhaut. Das Zweite steht abschätzend im Wald und überlegt sich anscheinend, ob ich ihm gefährlich werde. Werde ich natürlich nicht und anscheinend wirke ich auch ungefährlich, denn das Reh bleibt einfach stehen und schaut mich an. Na ja, ich fahre dann eben einfach weiter und nach einer kurze Ampelodysee, die ich nämlich nicht mit meinem Gewicht auslösen kann, bin ich am Main.

Der Rucksack sitzt

Hier sind ein paar sehr gut erzogene Hunde zusammen mit ihren rücksichtsvollen Herrchen unterwegs, die zurückgerufen und abgelegt werden, damit ich vorbei fahren kann. Wir grüßen uns freundlich. Also die Herrchen und ich und zack bin ich vorbei. Der neue Rucksack sitzt perfekt. Also so perfekt, dass ich ihn gar nicht merke. Aber ich hab ich auf, das weiß ich. Der Rucksack sitz toll auf der Hüfte und meine Schultern sind gar nicht belastet. Da schlackert nichts und ich komme, dank der praktischen Seitentaschen auf dem Hüftgurt auch prima an die wesentlichen Utensilien.

Ich muß mich natürlich noch an die Ordnung gewöhnen und werde vielleicht das ein oder andere etwas anders einräumen, wenn ich später wieder aufs Rad steige. Aber auch so bin ich schon mal hochzufrieden. Grandios ist das. Mittlerweile bin ich fast schon in Frankfurt. In den waldigen Zwischenstücken begegnen mir zahlreiche Eichhörnchen, kleine Mäuse und zwei Nutrias. Zusätzlich zu den vielen Enten, Schwänen und Gänsen. Im Frankfurter Stadtgebiet muß ich merklich Geschwindigkeit rausnehmen. Hier ist einfach Hochbetrieb.

Pendelfahrer

Jogger und Radfahrer teilen sich hier den Weg am Mainufer und wegen der noch angenehm frischen Temperaturen und der angenehmen Luft, ist hier heute früh jede Menge los. Am Nachmittag wird es dann wieder drückend, deshalb bietet sich Frühsport also erst recht an. Außerdem bin ich mittlerweile auch wieder in der richtigen Kurzstreckenradpendler- Uhrzeit. Als ich aus Frankfurt raus bin, lässt auch die Popularität des Radweges nach. Hier fährt wieder kaum jemand. Nur ich. Mittlerweile hat sich auch der Nebel verzogen und so fahre ich das letzte Stück des Radwegs am Main entlang praktisch alleine.

Dann Wechsel ich in den Straßenverkehr und erlebe ausschließlich gut gelaunte und extrem rücksichtsvolle Autofahrer. Die einen winken mich durch, die anderen warten geduldig, bei jedem Abbiegevorgang waltet Vorsicht. Einfach toll. Man muß da eben auch einfach mal Glück haben. Auf der Arbeit komme ich früh an und habe die Dusche zur freien Verfügung. Die anderen fahrradfahrenden Kollegen sind noch nicht angekommen.

Erster!

Mit ein paar Kilometern in den Beinen arbeitet es sich heute prima. Ich bin auch deutlich weniger müde, als die Male davor, wo ich zur Arbeit gefahren bin. Auch hier scheint sich ein Trainingseffekt einzustellen. Oder vielleicht geht’s mir auch einfach nur besser, weil der Rucksack bei mir nicht mehr für Rückenschmerzen sorgt? So bin ich natürlich deutlich entspannter. Einfach prima. Der Arbeitstag ist heute lange, aber das ist nicht schlimm, weil der Zeugwart und ich uns heute beim Lebensretter treffen und ich deshalb also nicht die ganze Strecke wieder heim fahren muß. Heute nach der Arbeit beweise ich also mal Orientierung, und zwar erfolgreich.

Und so habe ich heute also mal wieder so richtig Spaß am puren Luxus mit dem Rad zur Arbeit fahren zu können. Ich kann mir wirklich nicht viel besseres für einen Arbeitsweg vorstellen.