Wie kommt man bloß darauf in 17 Tagen 1.000 km durch die Wüste zu laufen? Zu zweit, als Paar? Rafael Fuchsgruber hat Anfang 2020 eine schwere Lebenskrise. Nach einigen Schicksalsschlägen nimmt er sich eine Auszeit am Meer und kommt mit dieser Idee zurück. Ein Wüstenlauf durch die Namib Wüste. Er fragt seine Lebensgefährtin Tanja Schönenborn, ob sie ihn begleitet und sie stimmt zu. 1.000 km durch die Wüste laufen sind für Rafael eine lange Strecke. Allerdings ist er seit vielen Jahren Läufer und zählt längst als erfolgreichster Wüstenläufer Deutschlands. Tanja läuft erst seit 2015. Gemeinsam haben sie diese Paarlauf der Extreme absolviert und ihre Erlebnisse in „Running Wild in Afrika“ aufgeschrieben. 

Im Buch haben beide ihre Eindrücke dieses extremen Laufes durch die Wüste aufgeschrieben und ich muss mich etwas eingrooven, bis ich die verschiedenen Perspektiven und die Zeitsprünge gut verstehe und auf die Kette bekomme. Running Wild in Afrika beschreiben Rafael und Tanja abwechselnd voneinander aber oftmals zeitlich überlappend. Das heißt, die gleiche Situation gibt’s aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Das macht das Buch total lebendig und ich habe das Gefühl, dass ich mit in der Wüste Namib bin. 

Natürlich kommt es für mich gar nicht in die Tüte 1.000 km am Stück unterwegs zu sein. Tanja und Rafael laufen täglich mehr als einen Marathon. Sie laufen in unfassbarer Hitze und meistens auf Sand. Schon wenn ich mir das vorstelle empfinde ich das als extrem anstrengend. Das Team, was sie um sich herum als Unterstützung zusammengestellt haben, ist ebenfalls Teil des Buches, obwohl keiner selbst etwas schreibt. Tanja und Rafael schaffen es aber regelmäßig klar zu formulieren, dass das ganze Unterfangen eine Teamleistung ist. 

Das finde ich großartig. Statt sich als Läufer in den Vordergrund zu stellen, lernt der Leser von Rafaels und Tanjas Beiträgen die anderen Teammitglieder  ausgiebig kennen und versteht, dass das Projekt ohne das Team niemals zu Stande gekommen wäre. Gespickt mit ganz großartigen Fotografien der Wüste, des Teams und der beiden Hauptakteure ist das Buch absolut kurzweilig zu lesen. 

Mir gefällt besonders die Ehrlichkeit, die den Wüstenlauf in Running Wild in Afrika nicht romantisiert, sondern so beschreibt, wie er gewesen ist. Als Tanja am Ende einer Etappe zusammenbricht, ist der Leser dabei, ebenso bei der Versorgung von Wunden oder als sich ein Skorpion im Camp aufhält. Rafael und Tanja nehmen mich mit in ihr Abenteuer und das auf eine ganz unaufdringliche Art und Weise, die mir wirklich gut gefällt. Sie beschönigen nichts und schaffen es trotzdem den Zauber der Wüste zu transportieren. 

Ich laufe nach der Lektüre jetzt natürlich nicht selbst durch eine Wüste. Das soll das Buch auch gar nicht erreichen. Ich haben den Kurzurlaub, denn das Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen, mit Running Wild in Afrika allerdings sehr genossen. Das Buch ist kurzweilig geschrieben. Ich, als Leser, bin einfach mitten drin im Abenteuer, dass Rafael Fuchsgruber sich ausgedacht hat. Tanja Schönenborn läuft mit ihm mit und ich eben irgendwie auch. 

Das Buch Running Wild in Afrika ist im Delius Klasing Verlag erschienen und hier* oder im lokalen Buchhandel für 29,90 EUR zu bekommen. Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten. Der Paarlauf der Extreme ist lesenswert