Für mich ist das Schwimmen im See völlig unspektakulär. Ich sehe darin gar kein Problem, habe niemals bedenken, dass es kalt, weit, tief oder unangenehm sein könnte und kann im See prima abschalten.

Anscheinend geht es nicht jedem so. Es gibt viele Leute die ereilt im See Panik, es gibt Schwimmer, die trauen sich nicht vom Ufer weg und andere die schwimmen gut los und dann auf einmal macht es klick im  Kopf und es geht einfach nicht weiter.

Da heute die letzte Swimnight angesagt war, ist es Ehrensache dass wir am Langener Waldsee in Erscheinung treten. Wir sind nicht ganz so früh wie sonst, aber es reicht selbstverständlich locker aus um in die Neoprenanzüge zu schlüpfen und die Badekappen zurecht zu rücken.
Die Teamchefin streubt sich heute etwas gegen den Vibrant, der Ihr vom Verleihteam auf’s Auge gedrückt wurde, Frau Duck und der Tur-Tur sind bereits im Anzug als wir ankommen.
Gemeinsam geht es auf um die Anzüge zu fluten und der Tur-Tur vermeldet, heute die kleine Runde schwimmen zu wollen. Respekt. Ich glaube sofort, dass da der Mund schneller war als die Überlegung und dass er über seine eigenen Worte ähnlich erstaunt ist wie wir.
Da ich mich ja als Orientierungsboje bereits bei Frau Duck bewährt hatte bot ich meine Dienste selbstverständlich auch dem Tur-Tur an, der darüber sichtlich erleichtert war.
Ich war ja die Woche bereits schwimmen und von daher ist es ok für mich, wenn das heutige Schwimmen nicht ganz so superschnell wird.

Die übliche kurze Erklärung vom Chefansager folgt und natürlich werden auch einige Profis vorgestellt. Heute werden wir also versuchen müssen schneller Michael Göhner und Timo Bracht zu sein. Ich bin gespannt ob uns das wohl gelingen wird.

Die Meute begibt sich ins Wasser und der Tur-Tur und ich bleiben schön im Hintergrund. Als praktisch alle weggeschwommen sind entscheiden wir uns loszuschwimmen und der Tur-Tur legt beherzt mit Kraul vor. Nachdem er an der Schwimminsel vorbei ist wird’s ihm unwohl und er schwimmt lieber Brust. Das finde ich vollkommen ok für das erste Mal im See und schaue mir die Gegend an. Der Tur-Tur gewöhnt sich an die Wellen, schaut ab und an mal ins Trübe unter sich und fängt immer mal wieder an ein paar Züge zu kraulen. Zwischendurch, so ungefähr auf halben Weg zur ersten Boje fragt er… ob er mittlerweile so weit geschwommen ist, dass er nicht mehr stehen kann. Ich grinse in mich rein und sage toternst, dass es mittlerweile wirklich etwas schwer werden dürfte zu stehen, dass das aber kein Problem ist, denn wir sind ja zum schwimmen hier.
Beim Kraulen kriegt er nicht so gut Luft, wahrscheinlich weil es halt doch immer wieder die ein oder andere Seewelle gibt und so absolviert er die Strecke bis zur ersten Boje hauptsächlich brustschwimmend.
Prima gemacht! Eine so lange Strecke ist er bisher noch nie am Stück durchgeschwommen und ehe ich zu einer ausladenden Gratulation ansetze vermeldet er, dass er jetzt gleich ohne Bojenpause weiterschwimmen wird.

Also auf zur nächsten Boje.

Wir erwischen eine Strömung und weil der Tur-Tur nicht richtig durchzieht beim Brustschwimmen, kommt er kaum von der Stelle. Das deprimiert natürlich. Ich habe außerdem das Gefühl es streßt ihn. Er sieht nur die vermeindlich weite Strecke die er noch schwimmen muß… und weiß gar nicht, wie toll weit er es schon geschafft hat.
Ich empfehle mal ein paar kräftige Kraulzüge zu machen um einfach aus dem Strömungsbereich zu kommen. Wahrscheinlich war das einfach keine so gute Idee. Dem Tur-Tur ist kalt, er ist angestrengt durch die lange Schwimmstrecke und dann mach ich auch  noch Druck… das war nicht klug von mir.
Er fängt mit kraulen an, und als er es gerade ganz toll macht, hört er blitzartig auf, japst und vermeldet er hat einen Krampf. Aua.
Ein Krampf ist schon an Land übel und extrem schmerzhaft… im Wasser, bei Kälte, natürlich noch blöder. Und dann auch noch beim ersten See-mal. Was eine doofe Konstellation.

Gut, dass ein Surfbrett von der DLRG in der Nähe ist und ich sie gleich herwinken kann. Bereitwillig bietet sie halt an und der Tur-Tur greift zu. Für’s Ego möchte er dann gerne weiterschwimmen und ich denke auch, dass das eine gute Idee ist.
Ich bitte die nette Dame der DLRG aber in der Nähe zu bleiben.

Nach nur wenigen weiteren Schwimmzügen bekommt der Tur-Tur einen weiteren Krampf in der Wade. Und schaut ganz angespannt. Also entscheide ich, dass es Zeit ist das Experiment zu beenden.
Es ist ihm zu  kalt und sich zu zwingen ist absolut bescheuert. Er ist weit gekommen und hat die Strecke toll gemacht, da ist es total unnötig sich weiter zu quälen. Die Krämpfe werden nicht spontan aufhören, sondern schlimmer werden… außerdem machen sie ihm Angst.
Das kann man sich ersparen. Es soll ja zum Spaß sein.
Ich winke dem Boot und werde vorher noch fotografiert. Dann gabelt der DLRG den Tur-Tur auf und ich verabschiede mich.

Der Tur-Tur ist in guten Händen und so kann ich die letzte Boje ansteuern und mich dann in die Schwimmermasse einordnen.

Ich merke auch, dass die Hände und Füße kühl waren vom langsam schwimmen. Das Wasser ist wesentlich abgekühlt im Vergleich zum vergangenen Sonntag (wo ja Neoverbot wegen der Wärme war).

Nach 26Minuten bin ich an Land und der Zeugwart erwartet mich bereits. Er hat den Tur-Tur auf dem Boot erkannt und ist daher überhaupt nicht überrascht, dass ich alleine angeschwommen komme.

Wir warten im Wasser auf die beiden Wasserstreichlerinnen. Die Teamchefin und Frau Duck kommen schön einträchtig angeschwommen und berichten, dass sogar zwischendurch Zeit war, nach den anderen Schwimmern zu schauen und festzustellen, dass man ja gar nicht die letzten sei. Sehr gut. Das heißt die große Runde hat Frau Duck auch ganz locker hinter sich gebracht. Sie macht ihrem Namen halt alle Ehre. Prima!

Als lustigen Abschluß sprachen wir noch Michael Göhner mit dem dümmsten Spruch der Welt an: „Michael können wir ein Bild mit Dir zusammen machen… wir haben gehört Du kannst gut schwimmen!“. Irre. Mir ist auf die schnelle nix anderes eingefallen und der vermeindlich gute Schwimmer hat einfach nur gelacht und sich gewundert. :-) Der Tur-Tur hat das Foto gemacht.

Nachdem wir alle wieder trocken sind und den Stau auf der A3 hinter uns gebracht haben beschließen wir den Abend in der Pizzeria Tevere. Die Pizza hatten wir bereits am See bestellt und dann im Stau auch noch gleich zweimal verschoben… ich komm hier aus dem Lachen kaum mehr raus.

Beim Abfragen der Getränke bekommt die Teamchefin von Frau Duck dann noch die Ansage, selbige hätte gerne einen „Gin Tonic“… was zu allgemeiner Verwunderung führt. Und natürlich wieder zu herzhaftem Lachen. Dass Frau Duck eigentlich Bitter Lemon meint erfahren wir erst wesentlich später.

Die Pizza schmeckt herrlich und wir sind alle wirklich traurig, dass die Swimnights schon vorbei sind.