Nachdem ich im letzten Jahr einige eigene Athleten beim Rodgau Triathlon zu betreuen hatte und zum ersten Mal offiziell mit unserem Triathlon Team in Berührung kam, finde ich mich heute mit dem Zeugwart wieder an   bekannter Stelle ein. Es ist genauso früh am Tag wie im letzten Jahr… allerdings sind wir eine Woche später dran. Es ist merklich dunkler. 
Die Wechselzone liegt noch in der Dämmerung, als wir eintreffen.

Der Zeugwart baut langsam sein Rad zusammen, holt seine Startunterlagen ab, schultert seine Tasche und folgt dem Athletenstrom zum Check In. Für die Athleten sind einige Eingänge zur Wechselzone geöffnet, so dass keine lange Schlange entsteht, sondern die Athleten flott in die Zone und zum Wechselplatz können. 

In so einer Wechselzone herrscht in der Morgendämmerung, wenn die Sonne langsam aufgeht und sie langsam mit Rädern und Athleten gefüllt wird, eine ganz besondere Stimmung. Selbst die klarsten Prozesse werden für die Athleten schwierig und die einfachsten Dinge werden auf einmal unklar. Ich finde es toll, in so einem Moment Klarheit und Struktur in die Wechselzone zu bringen und den Athleten bei allen Fragen zur Seite zu stehen.
In Rodgau sind auch viele Ersttäter am Start, und so fragt mich eine Teilnehmerin mittleren Alters, ob sie mit ihrem Körbchen am Rad starten dürfte. Ich kann ihr natürlich beantworten, dass das ok ist, sie allerdings ihre Wechselsachen ruhig in der Wechselzone liegen lassen könnte und nicht ihre Schuhe mit auf die Radrunde nehmen muß. Sie wirkt beruhigt und später sehe ich sie tatsächlich mit leerem Körbchen auf der Strecke. 
Ich betreue heute viele Athleten. Im Vergleich zum letzten Jahr habe ich ordentlich zugelegt. 
Geschwommen wird ab 9h im Badesee Rodgau.
Heute gibt es zwei Jedermann-Startgruppen und zwei Olympische Distanz-Startgruppen die nacheinander auf die Strecke geschickt werden. Obwohl der Badesee, laut Homepage gestern, angeblich 25°C gehabt haben soll, ist er heute bei der Messung kühl und die Athleten können einen Neoprenanzug anziehen. Bei der Wettkampfbesprechung atmen einige erfreut auf. Erstaunlich, wieviele sich tatsächlich auf den Neoprenanzug verlassen und froh darüber sind, dass sie die Pelle vorher an-und dann in Eile wieder ausziehen müssen. 
Schwimmen mit mehreren Runden im See wurde von den Vereins-Athleten bei den Swimnights ja mehrfach eingeübt und von daher bin ich nicht überrascht, dass alle ganz souverän nach kurzer Schwimmzeit in die Wechselzone einlaufen. Hier klappt auch alles ganz hervorragend. Die Neoprenanzüge werden runtergetreten, Helme aufgesetzt und Räder geschnappt, so dass es keinen Zweifel am Sportsgeist gibt. Lustlos ist hier keiner. 
Ich drehe mich einmal im falschen Moment um, und schon ist die Teamchefin, samt Wahnsinnsoutfit und Mittelkleiner an mir vorbeigerannt. Auf den üblichen guten Ratschlag verzichte ich wohlweislich, immerhin war sie gestern bereits aktive Athletin in Birstein und wird wahrscheinlich kurzfristig merken, dass zwei Wettkämpfe an einem Wochenende die Leidensfähigkeit merklich erhöhen. 
Bibi kommt schon von der Radstrecke zurück und hex, hex, ist sie, ganz wie man das erwartet, auf der Laufstrecke. Der Bär ist als Fotograf dabei und lichtet alles ab, was sich bewegt. Es ist immer gut mindestens einen Fan an der Strecke zu haben. Unseren Profiathleten sehe ich gar nicht. Der ist mir heute glatt durch die Lappen geflutscht. Er ist wahrscheinlich mal wieder viel zu schnell unterwegs gewesen… da kann ich einfach nicht mithalten. 
Die Athleten sind nun auf alle Wettkampfregionen verteilt. Die letzten Schwimmer noch im Wasser, die ersten Läufer schon auf der Laufstrecke… ich muß mir fast schon Notizen machen, um die Übersicht zu behalten. Und vergesse glatt, dass der Zeugwart in der letzten Gruppe, die Teamchefin aber eine Startgruppe vorher zu Wasser gelassen wurde. Er hätte fliegen müssen, wenn ich ihn jetzt schon auf der letzten Radrunde sehen würde. 
Als die ersten Athleten der Olympischen Distanz auf die Laufstrecke gehen, gebe ich meinen Beobachtungsposten an der Wechselzone auf und begebe mich auf die Laufstrecke. von hier kann ich die Radstrecke noch überblicken und sehe auch tatsächlich alle meine Athleten vorbei schießen. Die Mittelkleine und die Teamchefin machen wirklich eine herausragend gute Figur. Ich bin begeistert. 
Die Athleten auf der Laufstrecke haben nun noch 10km zu absolvieren, dann dürfen sie endlich ins Ziel einlaufen. 10km können sich ziehen und ganz schön lang werden. Aber hier in Rodgau haben die meisten Athleten gut trainiert und da sie den Wind aus allen Richtungen und gefühlt nur von vorne, von der Radstrecke schon gewöhnt sind, macht Ihnen der Wind auf der Laufstrecke nichts mehr aus.
Der Mais biegt sich teilweise in die Horizontale rein, aber die Athleten rennen, als würde kein Lüftchen gehen. Wahrscheinlich ist der Wind nur für die Zuschauer unerträglich? Ich werde das nach dem Wettkampf klären und mich solange dagegen stemmen, bis auch ich fix und fertig bin. 
Mein Handy klingelt. Des Zeugwarts größter Fan ist angereist und wartet samt Familie an der Strecke. Da der Zeugwart noch auf dem Rad sitzt, werden sie ihn in der Wechselzone sehen können. Wenn er nicht zu schnell ist. Als Wettkampfungeübterzuschauer kann man da leicht mal jemanden übersehen. Und der Zeugwart legt rasend schnelle Wechsel hin. Ich muß mir immer vorstellen, wenn er das auch noch trainieren würde… dann wäre es bei ihm fast  Lichtgeschwindigkeit. Als ich den Zeugwart bei Km3 auf der Laufstrecke sehe gibt er auf jeden Fall an, seinen Fanclub nicht erblickt zu haben. Da war er also doch zu schnell. Hat wahrscheinlich keine Minute in der Zone zugebracht? Die Ergebnisliste wird später die Wahrheit ans Licht bringen.
Weil aber bei einem Triathlon meistens alles gut wird, trifft er seine Unterstützer bei Km5 und das Stimmungsnest gibt alles, um beim Athleten auf dem Weg zum Ziel noch ein paar Kräfte zu mobilisieren. Beim Zeugwart funktioniert das auch ganz gut. Er quält sich nur ein bischen und wird beim nächsten Wettkampf andere Gels einpacken. Magenschmerzen sind einfach total blöd bei einem Wettkampf. Aber dafür macht man sie ja… um genau das festzustellen.

Überhaupt ist die Stimmung im Bereich der 5km Wende hervorragend. Hier stehen massig Zuschauer und applaudieren und auch des Zeugwarts größer Fan wird mit seiner Klatschhand nicht müde um die Athleten zu unterstützen. Die Vereinsmädels machen Fotos was das Zeug hält und endlich werden die neusten Medien und die neuste Technik auch mal ordentlich genutzt. Alle Bilder werden sofort ins Internet hochgeladen und so sind auch die Vereinsmitglieder, die heute nicht hier in Rodgau vor Ort sind, gleich informiert. 

Die Teamchefin verwarne ich ein paar Mal… immerhin legt sie auf der Laufstrecke Gehpausen ein. Das geht eigentlich nicht… es heißt ja schließlich Laufstrecke. Nun gut… sie ist vorbelastet und von daher will ich gar nicht so gemein sein. Sie bringt den Wettkampf dann mit einem 1,5km Schlusssprint noch ins Ziel und wird sich nächstes Jahr sicherlich überlegen, ob zwei Wettkämpfe an einem Wochenende wirklich passen. Aber um das Ironman Training einzuläuten paßt das schon. Man muß sich auch mal quälen… Luschi ist man oft genug. 
Alle Athleten kommen heute in Rodgau gesund und munter ins Ziel. Sowas freut mich immer. Und vom Verein haben wir sogar noch zwei Treppchenplätze auf dem Kittel. Weil die Damen sich auch immer so beeilen müssen… tztztt. Herzlichen Glückwunsch!