Der Wecker klingelt heute, wie so oft, wenn wir morgens zum radeln verabredet sind, früh. Dann lesen wir die Nachricht… die Vereinsmädels wollen lieber Indoor sporteln und so sind wir spontan nicht mehr verabredet. Das führt dazu, dass ich nach dem Frühstück ganz spontan auf der Couch in die Waagerechte kippe und einfach noch mal schlafe. Das tut gut und ganz offensichtlich verlangt der Körper danach, sonst würde ich schließlich nicht einfach so einschlafen können. 

Als ich wieder aufwache erinnere ich mich daran, dass ich den Vereinsmädels noch ein Foto von meinem gestrigen Werk, der neuen Balkonbepflanzung, schicken wollte. Das wird dann auch gleich gemacht. Und zwar mit dem Hinweis: 
Gester: Balkon
Heute: Hühnerberg
Und dann schrecke ich hoch. Das Telefon klingelt und ich werde gefragt, wann wir den losfahren möchten, weil Indoor Sport einfach nicht so schön ist, wie Outdoor Sport und eine Radtour mit uns eben unbedingt einem Indoor Training mit Fremden vorzuzuiehen ist. Wir verabreden uns und schon geht’s los. Bei 9°C bin ich mir sicher auf die Überschuhe verzichten zu können und mit drei Schichten Obenrum plus einer Schicht untenrum gut anzogen zu sein. Wir sind diesmal sehr pünktlich am Treffpunkt und nach einer kurzen Begrüßung geht’s auch schon los. 
Heute fahren wir wieder die Ironmanrunde. Wenn ich starten würde, was ich natürlich nicht tue, ich bin ja nicht lebensmüde, würde ich die Runde auch jedes Wochenende fahren, einmal oder zweimal. Einfach um jeden Stein, jedes Schlagloch und jede Bodenwelle zu kennen. Diesen Vorteil würde mir keiner nehmen können. Beim losfahren werden wir von einem Pärchen überholt. Er im Sky Trikot… sie mit knappen Radhosen. Das sieht frisch aus. Ich bin um meine Dreiviertelhose inklusive kniehoher Kompressionssocken dankbar. Außerdem sähe eine so knappe Hose an meinen Beinen auch nichts aus, aber das ist nur eine Nebenerkenntnis die sonst weniger was zur Sache tut. 
Die Autobahnbrücke drücke ich mit 28km/h weg. Das Frühstück und die kurze Schlafpause danach hatten offensichtlich Wirkung. Ich bin gespannt, wie es mit den anderen Bergen wird. Als nächstes kommt der Anstieg nach Bergen-Enkheim. Ich schalte rechtzeitig und zwar diesmal auch vorne und kurble was das Zeug hält. Klar, ich bin ja auch noch frisch. Der Zeugwart wartet oben, aber eine Pause brauche ich nicht, also geht’s weiter. Ich schalte nur eine Idee schwerer, weil es hier noch so einen blöden innerdörflichen Hügel samt Engstelle gibt und ich den ja auch noch wegdrücken muß. Dann geht’s durch die Wetterau. Es ist windig, bewölkt, kalt und irgendwann fängt es auch noch an zu tröpfeln. 
Am Hühnerberg bekomme ich einen Krampf und zwar natürlich an der steilsten Stelle, 30m vor „oben“. Na super. Ich halte an, es geht ja schließlich um nix und mit Krampf weiterfahren ist auch irgendwie nicht möglich. Und als der Krampf dann verschwunden ist und mir -glaube ich- noch die Zunge und ein „Ätsch… jetzt mußt Du halt hochschieben“ nachgerufen hat, steige ich auf mein grünes Rädchen und fahre einfach weiter. Anfahren am Berg macht mir keine Angst. Ich kann das mit dem Auto. Ich kann das mit dem Motorrad. Und: ich kann das auch mit meinem Rad. Ohne zu übertreiben… das habe ich wirklich drauf. 
Zwischendurch esse ich zwei Gels, spüle mit Wasser aus der Aeroflasche nach, obwohl das laut Dextro Energy ja nicht notwendig ist, trinke -auch während der Fahrt- aus meinen zwei anderen Flaschen und freue mich. Die Radtour macht mir richtig viel Spaß. Obwohl meine Füße empfindlich kalt sind. Ich hätte besser doch meine Überschuhe angezogen. Zukünftig ziehe ich die Überschuhe bis 14°C immer an. Jetzt kann ich es aber nicht ändern. Den Spaß verderben lasse ich mir aber dadurch auch nicht. 
In Bad Vilbel drücke ich den Berg hoch. Nicht, als wäre nichts gewesen, aber doch kraftvoll und ich komme gut vom Fleck. Außerdem habe ich eine grüne Welle, das ist natürlich auch viel Wert. Oben angekommen mache ich aber trotzdem eine Pause. Soviel Zeit muß sein. Der Zeugwart und die Vereinsmädels sind natürlich längst oben. Läääääängst. Aber so habe ich auch ein Empfangskommitee, als ich den Berg geschafft habe und oben ankomme. Sehr nett. 
In Bergen-Enkheim trennen sich dann unsere Wege. Der Zeugwart und ich fahren nämlich wieder runter vom Berg und in Richtung Heimat. Die Vereinsmädels hängen einfach so, weil sie’s können, noch eine Runde dran. Die Beiden werden Anfang Juli allen zeigen, wo der Hammer hängt, soviel ist sicher.

Bis zu Hause haben der Zeugwart und ich ja genau 85km, das wissen wir ja von letzter Woche. Heute beschließen wir, dass es 90km werden sollen und so fahren wir noch eine kleine extra Runde und ich fahre mit einer beeindruckenden Kilometeranzahl auf den Hof. Das gefällt mir gut.

Als ich meine Radschuhe ausziehe merke ich, dass die Socken nicht die erste Wahl waren. Der Schuh hat gedrückt und meine Fußsohle schmerzt. Dank der fehlenden Überschuhe sind die Füße außerdem eiskalt. Aber beides kann ich bei der nächsten Radrunde ja ausbügeln.