Im letzten Jahr, als ich noch große private und sportliche Ziele für 2014 hatte, haben sich der Zeugwart und ich für ein zielentsprechendes Trainingslager angemeldet. Passend dazu wurde der Trainer informiert und versprach den Trainingsplan entsprechend zu stricken, so dass ich das Trainingslager mit den anderen Athleten in der Gruppe überstehen könnte. Der Winter sollte mich mit langen Radausfahrten und längeren Laufeinheiten auf das schöne Wetter und die Belastung während des Aufenthaltes einstimmen und vorbereiten.
 
Der Winter kam bisher irgendwie nicht. 
 
Die letzte Radausfahrt endete jäh und total anders als geplant. Der 16. November letzten Jahres hat meine Pläne irgendwie total durchkreuzt, so dass ich mir monatelang keinen Gedanken mehr über Training machen konnte. Meine bisherige Trainingszeit habe ich mit Eisbeuteln, Pflasterwechseln und Arztbesuchen rumgebracht, aber eine Vorbereitung für mein Trainingslager im direkten Sinne hat nicht statt gefunden. Obwohl der Trainer selbstverständlich jederzeit alle Register hätte ziehen können. Aber wenn der Athlet nicht kann, bringt der beste Trainer nichts.
 
Heute habe ich mich nun also bei der Fluggesellschaft erkundigt, ob ich das als Sportgepäck angemeldete Fahrrad mit der Transportgebühr stornieren kann. Es ist mittlerweile nämlich leider sehr absehbar, dass das Rädchen und ich auf der Insel nicht zusammen unterwegs sein werden. Wenn überhaupt verbringe ich Zeit in meinen Laufschuhen, im Wasser oder im Kraftraum. Und so, wie es derzeit aussieht, werden die Laufschuhe zu Gehschuhen umfunktioniert. Mehr wirds wohl nicht sein. Wahrscheinlich werde ich meine Augen trainieren und die ganze Zeit lesen dürfen.
 
Oh je. Ich bin sehr pessimistisch eingestellt im Moment. Es ist aber auch einfach zu deprimierend, wenn einfach alles anders verläuft, als man es sich erhofft hat oder wünscht. Und man kann einfach wenig dafür oder dagegen tun. In manchen Themen bin ich einfach machtlos und das paßt mir überhaupt nicht. Es ist regelrecht frustrierend. Da hilft der beste Genesungswunsch nichts.
 
Ich muß mich also regelrecht zwingen, dass ich das Positive sehe. Wobei das bei einem Radunfall ja schon der Hohn in sich ist. Trotzdem. Ich bin gimpflich davon gekommen. Natürlich. Ich sehe allerdings das hier und jetzt und wenn ich mir das zu Gemüte führe, könnte ich trotzdem heulen. Gimpflich oder eben nicht. Warum ist der Unfall überhaupt passiert? Wann kann ich hier mal wieder was schönes schreiben? Etwas über Sport, was mich betrifft? Man, ich lasse mich hängen. Aber manchmal ist das eben so. Und ich habe auch nicht das Gefühl, als könnte da etwas gegen helfen. So ein Strudel ist tückisch. Wenigstens erkenne ich den Strudel. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen.