Wieder zurück im Rhein-Main Gebiet kann ich erst mal meine Klamotten und meine Laufschuhe trocken legen. Irgendwie habe ich aus Kopenhagen alles nass mit heim gebracht. Ist ja auch wirklich schönes Wetter gewesen – für November. Für Juli jetzt nicht so unbedingt. Egal, man muß einfach das Beste draus machen und schließlich trocknet alles auch irgendwann wieder, wenn man den Sachen eine Chance läßt.

Dem Flaggschiff

Laufsachen brauche ich heute auch keine, denn es ist Donnerstag, damit Swimnight und der Trainer hat den Plan entsprechend ausgerichtet. Wahrscheinlich ist er froh, dass ich überhaupt mal schwimmen gehe? Er nutzt auf jeden Fall jede Swimnight in meinem Trainingsplan auch gleich aus. Kluger Trainer. Man muß die Feste quasi feiern, wie sie fallen. Immerhin bin ich ansonsten ja wirklich ausgesprochen schwimmfaul. Ich denke, dass ist der Fachbegriff dafür. Aber auch dem Flaggschiff muß man ja schließlich eine Chance geben, um erfolgreich sein zu können.

Heute fahren wir also wieder an den See und tatsächlich ist heute dafür auch bestes Wetter. Ich vermute, dass wegen des Halbfinales, in dem Deutschland ja heute versuchen wird, gegen Frankreich zu gewinnen, auch nicht besonders viel los sein wird. Aber ich täusche mich. Zumindest was die Masse an Schwimmern angeht. Es ist ordentlich was los und wahrscheinlich planen die meisten einfach flott nach dem Schwimmen heim zu fahren um den Anstoß mitzubekommen.

Den Menschen

Wir treffen noch ein paar Finisher vom Ironman des letzten Wochenendes, die ihre nur noch spärlich müden Muskeln heute mal wieder etwas auflockern möchten und gratulieren. Mit den Jahren kennt man auch Leute, die man vorher wirklich nur vom sehen kannte, weil es eben etwas anderes ist, ob man sich ständig sieht, oder zum ersten Mal. Die Gruppe die hier bei den Swimnights teilnimmt ist irgendwie immer ähnlich… und man siedelt sich auch immer ähnlich an. Wir z.B. immer am Einstieg links.

Und so finden wir die Schwimmer auch gleich, als wir zum See kommen, die Beiden haben sich noch mal kurz in die Sonne gelegt und zwar direkt an unserem üblichen Wässerungspunkt. Keine Chance sie zu verpassen, perfekte Routine halt. Wir quatschen noch ein bisschen und ich erfahre erschütternde Tatsachen über den Alltag in einer Grundschule. Nicht, dass mein Job immer super cool wäre, aber im Gegensatz zu einem Lehrer habe ich mir anscheinend wirklich die Rosinen rausgepickt.

Meinem Kopf

Überpünktlich startet die Swimnight, ganz im Schatten, den das Fußballspiel vorausschickt. Ich schwimme zügig los und versuche ein paar Tagesgedanken zu ordnen und so dem Wasser und meinem Kopf eine Chance zu geben, sich erst anzufreunden und dann neu zu sortieren. Und tatsächlich finde ich toll meinen Schwimmrhythmus und mein Gehirn kann die Chance sich meiner Tageshauptsache anzunehmen, einem Problem, was mich seit ein paar Tagen beschäftigt. Irgendeine Lösung gibt es immer, aber ich mag es gerne präzise und korrekt. Nicht immer bin ich pedantisch, aber wenn es um die Buchhaltung geht, mag ich es wirklich gerne genau. Da kann ich nicht Kosten für eine Sache einfach woanders hinbuchen, und so erhoffe ich mir, dass das Gehirn vielleicht im Wasser eine Lösung findet.

Die Erkenntnis

Tatsächlich wird die Chance genutzt und ich finde auf der zweiten Runde eine wirklich grandiose Lösung. Das könnte man wirklich machen! Wahnsinn. Voller Freude schwimme ich an Land und erzähle dem Zeugwart, der natürlich schon wieder Ewigkeiten auf mich warten muß, von meiner Erkenntnis. Da er nicht weiß, wie mich das Problem die letzten Tage beschäftigt hat, weil ich Arbeit nicht mit heim nehme, ist seine Freude verhalten. Aber das wesentliche hat er natürlich verstanden, ein wesentliches Problem der Menschheit scheint gelöst. Ich muß es nur noch meinem Chef verklickern.

Der Pizza

Wie üblich beenden wir das Freiwasserschwimmen mit einer Pizza bei der Tevere. Da ist heute der Teufel los und während wir warten, erkläre ich dem Zeugwart das ursprüngliche Problem und die Schwimmlösung der zweiten Runde. Und dann fahren wir in aller Gemütlichkeit, fast alleine auf der Straße, nach Hause und hoffen irgendwie, dass die Deutschen ihre Chance nutzen und ins Finale der EM kommen.