Heute bin ich etwas zwiegespalten, was meine Schmerzmitteldosierung angeht. Ich habe heute Abend eine Arzttermin und die Fäden werden gezogen. Die Alternative ist, dass die Fäden drin bleiben, das kommt natürlich nicht in Frage, aber Fäden ziehen ist trotzdem immer ziemlich unangenehm. Es kommt auf den perfekten Zeitpunkt an, der Faden darf noch nicht zu sehr eingewachsen sein, aber auch nicht zu wenig, nicht dass die Narbe ansonsten wieder aufgeht. Alleine, dass man nach 14 Tagen schon davon ausgeht, dass zwei so große Narben bereits gut zusammengewachsen sind, dass sie eben nicht aufgehen, finde ich bemerkenswert. Mich deshalb jetzt einer weiteren Dosis Schmerzmittel auszusetzen wäre allerdings auch blöd, vor allem, weil es dann garantiert trotzdem ziept.

Wunder Haut

Der Heilungsmechanismus der Haut ist fantastisch. Trotzdem habe ich bedenken, denn gerade die Stelle, wo die Thoraxdrainage rausgezogen wurde, nachdem sie mir 5 Tage lang das Atmen ermöglicht hat, unter der Achselhöhle, ist sehr empfindlich. Schon, wenn man an meiner gesunden Seite rumdoktert, ist die Achsel eine empfindliche Sache und die Fäden sind dort ja noch drei Tage länger drin. Eigentlich sogar noch 6 Tage länger, denn mit den Fäden wurde der Schlauch der Thoraxdrainage auch bereits in mir drin gehalten. Es bringt allerdings auch nichts, sich bereits Stunden vorher verrückt zu machen. Aber ganz vermeiden kann ich es trotzdem nicht.

Arzttermin

Mein Termin ist am späten Nachmittag und außer dem Zeugwart begleitet mich heute auch der Stressball. Den nehme ich auch immer mit zur Physiotherapie, weil anders, als zu Beginn gedacht, Physiotherapie nichts angenehmes ist. Der Stressball und ich werden dann auch zusammen aufgerufen und die beste Arzthelferin der Welt nimmt sich der Fäden an. Erst kommt die Narbe auf der Schulter dran, wo mir die Platte zur Stabilisierung des Schlüsselbeines eingesetzt wurde. Der Faden schaut am Anfang und am Ende der Narbe raus, ansonsten ist er in mir drin versteckt. Ein komisches Gefühl. Der Faden wird an einem Ende gekappt und dann soll ich tief einatmen und dann langsam und lange ausatmen. Während dessen wird der Faden rausgezogen. Es ziept und es ist unangenehm, aber zum sterben ist es nicht. Erfreulicherweise.

Claudi gives it a TRI - Fäden ziehen

Wir sind uns beide einig, dass die eigentliche Aufgabe aber erst noch kommt. Die Wunde unter meiner Achselhöhle ist groß, es gibt kreuz und quer verspannte Fäden und zusätzlich, stimmt mir die netteste Arzthelferin der Welt zu, ist die Stelle empfindlich. Aber, wie bereits erwähnt, Alternativen gibt es keine. Der Faden muß raus. Fertig.

Erfreulicherweise ist sie nicht gestresst, und so arbeiten wir uns Stück für Stück vor und ich kann abschließend sagen, dass das Kopfkino, wie so oft, schlimmer ist, als die Tatsache selbst. Die Fäden haben eine beachtliche Länge. Alles wird jetzt noch mal sicherheitshalber mit Pflastern geschützt. Die Fadenkanäle verschliessen sich dann aber in den nächsten Stunden und dann kann ich die Pflaster abmachen und die Heilung kann ohne Abdeckung an der Luft erfolgen. Luft ranzulassen hat sich seit Jahrzehnten bewährt, jeder hat das von seinen Eltern schon mal gehört… also muß ja was Wahres dran sein.