Der Zeugwart hat Urlaub nötig. Dringend. Und ich auch irgendwie. Ein Tapetenwechsel wird garantiert helfen, das ewige sich krank fühlen zu vergessen oder es zumindest abzuschwächen. Der Zeugwart muß mal was anderes sehen außer Arbeit, Haushalt und den Alltag. Wir fahren in den Urlaub. Fliegen trifft es ein bisschen besser, obwohl es natürlich mit der Fahrt zum Flughafen beginnt. Dank großer Baustelle auf der A3 sind wir schon früh unterwegs und tatsächlich ist erneut ein Unfall passiert und nichts bewegt sich. Gut, dass wir einen Zeitpuffer haben.

An der Kofferabgabe begrüßt uns Frau Sorgenfrei, die einfach den tollsten Namen des Tages trägt und an die auch ansonsten was die gute Laune und die Freundlichkeit angeht, nichts dran kommt. Hier ist der Name Programm und wir erfahren, dass wir für den Priority Boarding Prozess eingeplant werden, damit ich mich mit Rippen und Schulterthema frühzeitig in den Sitz falten kann und mich keiner anrempelt. Das ist ja nett. Wir gehen nach der Kofferabgabe auch sofort weiter in Richtung Sicherheitskontrolle, weil ich mich ja nicht wirklich super bewegen kann und es auch wegen der Platte eventuell etwas länger dauern könnte.

Kontrolle voraus

Die erste Sicherheitsschleuse wird uns direkt vor der Nase zugemacht und wir stellen uns vor der Nächsten auf. Kein Problem, wir sind ja früh dran. Der Herr, der gleich nach uns kommt, ist weniger entspannt. Wir lassen ihn vor. Da ich damit rechne, dass es ein bisschen dauert, muß er ja nicht unbedingt hinter mir wie auf heißen Kohlen rumstehen. Er flitzt durch die Kontrolle und ist sehr dankbar. Ich darf am Durchleuchtungsdings vorbei und werde einmal komplett abgetastet. Ohne den Arm über 90° anheben zu müssen. Sehr nett. Jetzt haben wir wirklich noch jede Menge Zeit, bis der Flieger abhebt und können so ausgiebig die Zeitung von vor drei Tagen lesen, die hier am Gate ausliegt und dann als Erste in den Flieger einsteigen.

Ich habe zwar keine Kinder, aber ich habe Arm und Rippen und so steigen der Zeugwart und ich als eine der ersten ein und richten es uns gemütlich her. Erst als wir wirklich schon fertig sitzen und auch schon eine Kleinigkeit zu trinken bekommen haben, wird das Boarding für alle Passagiere frei gegeben. Das ist wirklich super nett und ein toller Service der Lufthansa, obwohl es wahrscheinlich bei anderen Fluggesellschaften ähnlich zugeht?

Auf in die Luft

Unser Flug von Frankfurt nach Seattle dauert 9 Stunden und 35 Minuten und wird mir mit zahlreichen Filmen extrem kurzweilig gemacht. Ich schaue „Ein ganzes halbes Jahr“, „Alles steht Kopf“, „My Big Fat Greek Wedding 2“ und das „Dschungelbuch“… und schon sind wir da und steigen in Seattle aus dem Flieger. Die Einreise dauert eine gefühlte Ewigkeit und als wir endlich unsere Koffer haben, verkürze ich mit meiner Armschlaufe die Wartezeit signifikant, weil ich einfach einen Einreise Offiziellen frage, ob er uns vielleicht vorziehen kann. Überraschenderweise kann er und alle um uns rum zeigen Verständnis. In Deutschland wäre das nicht passiert. Die unfassbare Entspanntheit der Amerikaner greift bereits um sich, der Urlaub kann starten.

Shopping first

Unser Weg führt uns zu erst zum Walmart, ein Navigationsgerät kaufen. Normalerweise bringen wir eines aus Deutschland mit, aber die Post hat es verschlampt, so dass wir eines kaufen müssen. Wenn wir uns eines mieten würden, berechnet der Autoverleiher unfassbare 15 $ pro Tag… da haben wir den Preis für ein gekauftes locker drin. Wir decken uns außerdem auch noch mit ein paar Kleinigkeiten zu essen ein und mit Getränken und dann geht’s ins Hotel.

Selten haben wir in einem schlechteren Hotel in den USA gewohnt. Das Inn at Queen Ann in Seattle ist alles andere als hübsch oder gemütlich und hat eine Renovierung dringend nötig. Das kann passieren, wenn man einen Flug inklusive Hotel als Internetangebot kauft. Also kein Grund sich darüber aufzuregen. Ich rege mich im Urlaub sowieso über nichts auf, das steht schon mal fest. Es liegt wenigstens zentral in Mitten zahlreicher Restaurants und auch die berühmte Space Needle ist in greifbarer Nähe. Obwohl mir das, bei dem Jetlag, den ich gerade erlebe, irgendwie egal ist. Schön sieht sie trotzdem bei Nacht aus.

Wir essen wirklich lecker und halb typisch amerikanisch zu Abend und schleichen uns dann zügig ins Bett.