Theoretisch könnte ich eine Praxis für Hellseherei aufmachen. Oder den morgendlichen Kaffeesatz für ausgiebige Vorhersagen nutzen. Oder ich mache einfach weiter, wie bisher auch und akzeptiere, dass ich nun mal gestern schon weiß, was heute und viel schlimmer noch morgen, passieren wird. Ich weiß, wie ich mich fühlen werde und ich weiß, dass es daran nichts zu ändern gibt. Nur durchhalten ist möglich. Aufgeben ist sowieso keine Option und was will man auch gegen die Schmerzen der Physiotherapie machen? Arm abhaken geht ja wohl schlecht und selbst wenn, weiß ich nicht, ob das weniger schmerzhaft wäre. Alles in allem also keine Lösung.

Der Arm bleibt also dran und tut einfach weh. Schon gestern, nachdem ich den Supermond vergeblich mit meiner Kamera gejagt habe, bis er normalgroß hoch am Himmel stand und mir die Zunge rausgestreckt hat, habe ich meinen Arm und die Schulter zusammen mit dem Brustmuskel die ganze Zeit gemerkt. Und in der Nacht habe ich nur auf dem Rücken liegen können. Ein Problem aus den Unfallerhohlungsanfängen, ausschließlich Rückenlage ist nicht wirklich meins. Ich schlafe gerne flexibel, aber vor allem auf dem Bauch. Das kann ich seit Monaten schon nicht mehr und so kann ich seit einigen Wochen auch auf der Seite samt Seitenschläferkissen schlafen. Sowas gibt es tatsächlich. Seitenschläferkissen.

Das ist ein Kissen, was, entgegen den Eigenschaften der meisten Männer, inklusive Zeugwart, gut ertragen kann, dass man es die ganze Nacht umarmt. Es ist lang, so dass es mich von oben bis unten seitlich abstützt und in den Zeiten des Schmerzes wirklich hilfreich mich stabil zu halten. Wirklich bemerkenswert, wie sehr das bischen Schwerkraft, was meine Schulter, die Pneumothoraxnarbe und meine Rippen nach unten zieht, wenn ich auf der Seite liege, weh tun kann. Beim gestrigen Supermond schlafe ich also auf dem Rücken und wache, wie schon zu Krankenhauszeiten, auf dem Rücken auch wieder auf. Ich habe mich überhaupt kein bischen bewegt. Und ich wache mit Schmerzen auf.

Die Schulter bleibt den ganzen Tag mein Sorgenkind. Ich kann nichts heben und anziehen wird zu einem Abenteuer. Eigentlich dachte ich, die Zeiten wären vorbei, aber ganz offensichtlich habe ich keine Ahnung. Da ich mir auch Auto fahren mit den Schmerzen und der Unbeweglichkeit heute nicht wirklich zutraue, bin ich froh, dass der Zeugwart mich heute zum Arzt fährt. Heute wird ein Lungenfunktionstest gemacht um zu prüfen, ob alles wieder im Normalzustand ist und mein ganzes Lungentraining etwas bringt. Die Besprechung erfolgt erst nach der Auswertung am kommenden Dienstag. Die Ärztin ist nämlich krank. Aber die Mitarbeitern macht ihren Teil der Arbeit toll und ich puste und atme was das Zeug hält. Beim Atmen macht meine Schulter keine Probleme.

Morgen möchte ich, Schulterschmerzen hin oder her, gerne mal wieder eine Runde walken gehen. Eine gewisse Regelmäßigkeit wäre wirklich schön. War ja auch mal da, da wird so ein bischen Unfall ja wohl nicht alles durcheinander bringen!