Meine Schulter tut mir immer noch weh heute früh, obwohl das Seitenschläferkissen und ich heute Nacht tatsächlich alles gegeben haben. Aber da der Supermond auf dem absteigenden Ast ist, scheinen meine Schulter und alle angeschlagenen Rippen extrem unbeeindruckt. Oder der Schmerz ist ein Ausdruck der Bewunderung? Es geht mir ein bischen besser als gestern, aber von gut bin ich noch wirklich weit entfernt.

Ablenkung

Da es mir aber einfach zu viel negative Energie ist, wenn man ständig Schmerzen hat und Schmerzen alles bestimmen, muß ich den Fokus auch mal woanders hinlegen. Ich gehe heute früh eine Runde raus marschieren. Früher als sonst, es ist noch dunkel, natürlich ist es neblig, diesig und kalt, aber gegenüber den Schmerzen und schlechten Gedanken, ist das Pillepalle. Manchmal hilft Ablenkung und einfach machen ungemein. Heute ist auch noch der Jahrestag meines ersten schweren Fahrradunfalls, so dass Ablenkung tatsächlich nicht verkehrt ist. Obwohl mir seit dem zweiten Unfall viel mehr im Kopf rumgeht. Es ist einfach schwierig zweimal mit einem Unfall klar zu kommen, finde ich. Jammern nützt nichts, trotzdem ist mir oft zum jammern zu Mute. Warum ich? Warum zweimal so ein schwerer Unfall? Kann ich vielleicht wirklich einfach kein Fahrrad fahren und sollte es besser lassen? Gedanken, die irgendwie immer mitschwingen, wenn ich zwischendurch mal Zeit habe, sie schweifen zu lassen.

Neue Wege

Bei mir geht es heute eine komplett andere Strecke entlang als sonst. Alltagstrott ade. Etwas neues sehen bringt Abwechslung und natürlich Ablenkung. Gerade Letzteres ist ganz passend, wenn man Schmerzen hat. Heute gibt es bei mir also ein Schmerzabwechslungsprogramm. Eine überragende Idee, die auch tatsächlich ganz gut wirkt. So früh morgens laufe ich bei uns durchs Dorf und kann die morgendlichen Aktivitäten der Dorfbewohner verfolgen. Er hier ist ganz offensichtlich zu spät und hat deshalb kaum Zeit ordentlich ins Auto einzusteigen. Ich halte mal besser etwas Abstand, als er mit quietschenden Reifen aus seiner Parklücke schießt.

Stress und Alltag

Dieser Morgen scheint einer von vielen, bei denen halt auch mal was schief läuft. In vielen Küchen jonglieren Mamas mit Frühstücksbroten, treiben ihre Kinder an sich zu beeilen und trinken noch flott einen Kaffee, ehe auch der eigene Arbeitstag los geht. Kinder werden mit ihren Schulranzen aus dem Haus geschickt, damit sie den Bus noch schaffen und packen, während sie zur Haltestelle spurten, ihre Turnbeutel noch ein. Heute ist außerdem Müllabfuhr im Dorf. Schnell noch was raus zur Tonne bringen, oder die Tonne möglichst flott wieder an ihren Platz stellen, im Dorf herrscht Ordnung. Und ich? Mache nichts von alledem und bin wirklich gut abgelenkt. In der Grundschule gibt es offenbar schon ab 7h Betreuung, der Kindergarten hat auch bereits geöffnet, denn hier werden viele Kleinen abgegeben. Die Eltern werden sie wohl kaum vor verschlossenen Türen abstellen.

Ich bin heute ganz gut drauf und beschließe noch eine abschließende Runde durchs Feld zu machen.

So erweitere ich die morgendliche Walkingrunde kaum merklich um gute 600m. Mein Puls ist dabei im gut sportlichen Bereich und auch die Lunge macht prima mit. Ein paar Versuche ins Joggen überzugehen quittieren die Rippen und die Schulter mit sofortigen Schmerzblitzen. Das kommt also nicht in Frage. Noch nicht.

Ich bin nach 3,6km wieder daheim, habe eine knappe halbe Stunde gebraucht, meine Schmerzen kurz in den Hintergrund gestellt und bin wirklich froh, dass der Alltag heute mit Frühsport gestartet ist. Was soll jetzt noch passieren?