Obwohl wir gestern für einen Samstag früh im Bett waren, ist die Nacht doch recht kurz. Zumindest im Gefühl. Keine Ahnung, ob die abendlichen Zimtschnecken oder die vorweihnachtliche Besprechung des heiligen Essens an den Feiertagen zu meiner Müdigkeit heute früh beigetragen haben, aber irgendwas ist anders. Ich bin ziemlich gerädert. Heute zählt das allerdings nicht. Wir haben keinen normalen Sonntag, heute ist Riedberger Zipfelmützenlauf Sonntag und 1. Advent, was in Kombination mit feuchter Kälte und leichtem Wind eine herrliche Voraussetzung für ein sportliches Großereignis im Rhein-Main-Gebiet darstellt. Bei schönem Wetter kann ja bekanntlich jeder Sport machen, aber bei Kälte, Feuchtigkeit und am 1. Advent zieht es ausschließlich ziemlich ambitionierte Sportler auf den Frankfurter Riedberg.

Teamevent

Wer hier gemeldet ist, meint es ernst und wer dann auch noch bei 4°C zum Start kommt, dem ist wirklich motiviationsteclnisch nichts mehr vorzumachen. Wir haben hieraus schon  im letzten Jahr ein Teamevent gemacht und so wollen wir auch in diesem Jahr mit unseren Ironkidsshirts die Strecke unsicher machen. Wir haben einige 10km und einige 5km Läufer am Start und vertreiben uns die Warterei in der Kälte mit ein paar blöden Sprüchen. Zusätzlich haben drei Mitläufer auch noch verschlafen, so dass wir nicht umhin können, uns jede Menge dumme Bemerkungen für den morgigen Arbeitstag zu überlegen, damit die Herrschaften ihren Nichtstart auch tatsächlich ordentlich bereuen werden.

Kaltes Adventswetter

Hier oben auf dem Riedberg ist es aber auch wirklich ziemlich zugig. Die Zipfelmütze ist in diesem Jahr eine wirklich knapp sitzende Angelegenheit, und ich justiere öfter mal nach, bis sie auch tatsächlich ordentlich über den Ohren sitzt. Eine Mütze kann ich nicht drunter ziehen, dann paßt die Zipfelmütze nicht mehr. Und die ist ja ehrenhafte Pflicht. Keine Diskussion. Und wenn alle die Zipfelmütze tragen, dann geht es auch wieder und keiner kommt sich blöde vor.

Die 10km Läufer starten eine halbe Stunde vor den 5km Läufern und so schicken wir sie mit ordentlich Motivation auf die Strecke. Der Vorfahrer auf dem Mountainbike ist heute Tobi und ich empfehle ihm, alles zu geben, damit er in einer halben Stunde auch unser Vorfahren sein kann. Besonders enthusiastisch wirkt er diesbezüglich allerdings nicht. Er vermutet nicht, dass das klappt, sagt er. Dann kann das ja schon mal nichts werden, wenn der Kopf nicht daran glaubt, dann ist die Sache schon zum scheitern verurteilt. Aber in die Diskussion kann ich mit ihm jetzt nicht einsteigen, die 10km Läufer starten und weg ist er.

Folge den Pfeilen

Um 12:15h geht es auch für uns los und wir folgen den blauen Pfeilen auf dem Boden. Erst geht es gefühlt den ganzen Riedberg runter, um ihn dann wieder komplett nach oben zu laufen. Ich walke und lege immer mal eine Laufetappe zwischendurch ein. Wobei ich die ganz bewußt auf dem Mittelfuß laufe, langsam und bedächtig und immer vorsichtig im Bezug auf das ISG und meine leicht empfindlichen Rippen. Die Laufetappen zügle ich auf maximal 100m, der Rest wird stramm marschiert.

Vor mir ist die Masse der Läufer. Sie ziehen sich wie eine Perlenschnur den Riedberg rauf und runter und ich sehe vor mir ein paar Pferde, die auf der Laufstrecke entlanggeführt werden. Als ich näher komme, frage ich, ob ich vorbeimarschieren darf und die Pferdeführerin teilt mit, dass das in Ordnung geht, die Pferde haben nur Angst bei schnellen Bewegungen. Herrlich, wie herzerfrischend ehrlich die junge Dame ist. Schnelle Bewegungen scheint sie bei meinem Walkingstil, trotz Wettkampf, nicht zu erkennen. Das vorderste Pferd allerdings schon, denn als ich mich nähere, geht es durch, schlägt aus und geht auf die Hinterbeine. Die Aktion versaut mir den ganzen Schnitt… aber glücklicherweise wird keiner verletzt, sondern nur erschreckt.

Aber während der Pferdeführer versucht, das verschreckte Tier wieder zu beruhigen, marschiere ich mit meinen ganz offenbar doch schnellen Bewegungen einfach an den Pferden vorbei und bin jetzt selbst wieder auf dem Weg auf den Berg nach oben. Hier stehen wirklich ganz beeindruckende Häuser. Die Architekten haben auf dem Frankfurter Riedberg wirklich einige ordentliche Schuppen hingestellt. Große Fensterfronten, tolle Ausblicke bis in den Taunus und sehr schicke Balkone. Schade, dass ich jedem einmal durchs Haus schauen kann, während ich hier so langmarschiere, aber gut. Das konnte der Architekt ja nun wirklich nicht ahnen.

Dran bleiben

Ich werde von zwei 10km Läuferinnen überholt und ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass ich noch 1,5km vor mir habe, wenn die Strecke tatsächlich 5km lang ist. Vielleicht, so denke ich mir, lasse ich die 10km Läuferinnen einfach mal nicht entwischen. Ich versuche also walkend an ihnen dran zu bleiben und schaffe es tatsächlich. Sie bleiben immer so 100m vor mir. Das ist nicht wirklich motivierend für die Beiden und sie schauen sich öfter um. Aber locker lass ich nicht. Und schon, ist das Ziel fast in Sichtweite und der Zeugwart kommt angeflitzt um mich die letzten Meter zu begleiten. Die Laufstrecke ist nicht 5km lang, sagt er, sondern 5,4km, aber wir können es ja jetzt auch nicht ändern und deshalb jogge ich langsam, aber trotzdem so schnell es geht, ins Ziel.

Ich bin ganz schön aus der Puste, aber nach 44 Minuten im Ziel. Und alle meine Kollegen stehen da, um mich abzuklatschen! Wir sind einfach eine coole Truppe!